Ein Magnet für Kunstschaffende?: "HolstenART" in Neumünster
Die Kunstmesse "HolstenART" ging am 1.April zum zweiten Mal an den Start. Gut 150 Kunstschaffende und Galerien präsentierten sich in Neumünsters Holstenhallen - fast 50 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.
Beim Aufbauen herrscht großes Durcheinander in der riesigen Holstenhalle 1. Die historische, große Halle musste es dieses Jahr sein. Draußen fahren die Autos vor, werden Werkzeug und Klapptische ausgeladen und wird Kunst hereingetragen, in allen Größen und aus allen Materialien. Uta Masch aus Eckernförde hat eine der 152 heißbegehrten Kojen ergattert – für ihre Malerei.
"Das sind abstrahierte Landschaften, die nicht genau gemalt sind, sondern einfach rein intuitiv und eher der Farbe geschuldet und der Form, aber nicht der Genauigkeit", erklärt sie. Die Bilder von Uta Masch kommen in unterschiedlichen Formaten und immer in Öl auf Leinwand. Man muss kein Norddeutscher sein, um die gut durchgearbeiteten Motive, mit flacher Landschaft und weitem Horizont, als irgendwo nördlich der Elbe zu verorten. Es ist immer auch ein bisschen Küste zu sehen und das Wasser und vor allem das Licht, betont sie: "Wir haben die tollsten Sonnenuntergänge, die tollsten Sonnenaufgänge." Ein nordisches Licht!
Laien und Profis nebeneinander in einer Halle
Uta Masch ist Mitglied im BBK Schleswig-Holstein, im Landesverband der Bildenden Künstler. Aber schon ein erster Blick durch die Halle zeigt, dass das künstlerische Niveau auch bei dieser HolstenART unterschiedlich ist. "Wenn wir uns ein bisschen mischen, haben die anderen auch die Chance zu sehen: Wie mache ich es vielleicht nächstes Jahr besser? Oder was kann ich anders machen? Und für mich ist es einfach so: Ich kann Besucherinnen und Besucher kennenlernen. Ich denke, es ist für jeden was dabei. Und auch die anderen haben ihre Berechtigung und ihren Respekt verdient."
Wo die eine HolstenART-Neuling ist, zeigt Gunda Jastorff aus Ellerbek schon zum zweiten Mal ihre Acrylmalerei in Neumünster. Auf ihren Leinwänden gibt es Wachs und Papier, wodurch eine plastische Oberfläche entsteht, alles in verschiedenen Abstufungen von weiß. "Das ist mein Repertoire. Ich liebe weiße Bilder. Es hat für mich etwas Meditatives, was Gutes. Aber das ist persönliches Empfinden. Kunst entsteht im Kopf des Betrachters."
Auch sie erzählt von der guten Organisation durch die erfahrenen Ausstellungsmacher der Holstenhallen – und Dirk Ralfs als künstlerischem Leiter. Der flitzt schon den ganzen Tag zwischen den Ständen hin und her. Jeder, der hier ausstellt – mit Ausnahme der gut Bekannten – musste seine Werke vorab vorstellen, sagt er. "Ich habe mir mindestens immer drei, vier Werke von den Leuten angeguckt. Danach habe ich mit anderen drüber geguckt und gesagt: Wollen wir, oder wollen wir nicht?"
Noch 30 Aussteller auf Warteliste
Mit dem Verein Kunst & Bündig hat Dirk Ralf es geschafft, dass die Hälfte mehr an Ausstellern dabei ist. Jetzt sei erstmal Schluss; sie hätten noch 30 auf der Warteliste. Ihm sei diesmal, noch mehr als im vergangenen Jahr, die Qualität der Arbeiten wichtig gewesen. Das merke man jetzt, findet er. "Schon die Aufbauaktivitäten sind bei den meisten extrem professionell. Die wissen, was sie tun. Und die wissen auch, wie sie es machen müssen."
Jann Kaune aus Hamburg verzweifelt vielleicht genau deshalb gerade. Er hat sich bei den Aufhängungen vergriffen, klagt er. "Das sind welche für Galerie-Schienen. Ich brauche natürlich welche mit so einem Rädchen. Und da ist meine Frau los und sagt: 'Ich fahre zu Boesner nach Kiel und besorge dir welche.'" Was Zeit verschafft zum Plaudern.
Hamburger Maler mit Faible für Van Gogh
Seine Malerei erinnert an den Impressionismus, an den Postimpressionismus, an van Gogh oder Cézannes. Nicht ohne Grund: "Natürlich kann ich sagen: Ohne Van Gogh hätte ich nicht angefangen zu malen. Das war sicherlich der stärkste Eindruck als ich 20 war und zufällig, weil es geregnet hatte, im van Gogh-Museum in Amsterdam war. Ich war am Ende der Letzte, den sie rausgekehrt haben. Das war eine Offenbarung!" Also leuchtet auch bei ihm die Farbe, werden die Formen und Linien in Portrait, Landschaft oder Stadtansicht betont. "Ich habe jetzt keinen van Gogh vor mir. Dafür ist es viel zu realistisch. Aber wenn ich erreiche, dass Sie dasselbe fühlen wie vor einem van Gogh, dann ist es das. Aber es ist nicht eins zu eins vom Stil übertragen."
