Stand: 08.11.2017 14:32 Uhr

Was ist Künstliche Intelligenz?

von Daniela Remus

Künstliche Intelligenz. Alle reden darüber - aber was ist das eigentlich? Beherrschen uns bald Roboter und Computer wie in manchen Sci-Fi-Filmen oder nehmen uns Maschinen die unangenehmen Arbeiten ab und das Leben wird deutlich einfacher? Hintergründe zum Thema.

Filmszene aus "I, Robot", dem Science Fiction FIlm mit Will Smith (v.l.) Bridget Moynahan, und dem Android Sonny (NS-5) © 2004 20th Century Fox Photo Credit: Digital Domain
In "I, Robot" verrichtet Android Sonny wichtige Arbeiten für die Menschen (Will Smith, Bridget Monahan).

Science-Fiction-Filme wie "Blade Runner", "I Robot" oder "Matrix" leben von Schreckensszenarien, in denen roboterähnliche Wesen mit künstlich geschaffener Intelligenz die Menschen beherrschen wollen. Die wissenschaftliche Wirklichkeit aber sieht anders aus.

Zum Beispiel so: "Darf ich um Aufmerksamkeit bitten? Es geht jetzt los…" Mit diesen Worten eröffnete Pepper vor wenigen Wochen eine Linguistikvorlesung an der Universität Marburg. Pepper ist ein weißer Roboter, etwa ein Meter zwanzig groß, mit Rumpf, Beinen, Armen, Taille und Kopf. Und einem niedlichen Gesicht mit großen Augen und kleinem Mund, ganz das klassische Kindchenschema.

"My Name is Pepper. I am three years old and I love humans … " Pepper spricht Englisch und Deutsch und soll sich als wissenschaftlicher Assistent nützlich machen. Mehr aber nicht, denn Pepper kann zwar ziemlich viel, aber eben nur das, wozu Menschen ihn programmiert haben. Diese Einschränkung trifft auf alles zu, was bisher als Künstliche Intelligenz, kurz KI, bezeichnet wird.

Keine autark intelligenten Maschinen

Ein weiblicher Androidenkopf © imago/Science Photo Library
Maschinen unterstützen Menschen - sind aber (noch) nicht autark intelligent.

Ob Echoboxen wie Alexa, selbstfahrende Autos, Drohnen oder Spracherkennung: Diese Maschinen unterstützen die Menschen, lösen konkrete Anwendungsprobleme, aber sie sind nicht selbstdenkend oder gar autark intelligent.

Der Informatiker Patrick Göttsch von der TUHH erklärt: "Die gucken sich halt alles an, die lassen sich nicht ablenken, die sind nicht unkonzentriert, das ist halt der Vorteil, die arbeiten 24/7. Wenn man noch einen zweiten Computer dazustellt, dann 48/7. Das ist halt der Vorteil, der Datendurchsatz. Solange es gut gelernt ist, erkennt es da halt auch Muster."

Computer in vielen Bereichen überlegen - etwa bei Mustererkennung

In vielen Bereichen sind die Computer mit ihren Rechenkapazitäten schon heute dem Menschen heillos überlegen: Sie gewinnen Quizshows, Schachduelle oder komplexe Computerspiele, malen Bilder, komponieren Musikstücke, entdecken Plagiate in Doktorarbeiten oder erkennen Krebszellen auf Röntgenbildern: "Das ist Mustererkennung mit einem speziellen mathematischen Modell, da steckt nichts anderes dahinter, als das, was wir in der 7., 8. Klasse lernen. Gleichungssysteme. Nur, dass die nicht mit zwei Unbekannten arbeiten, sondern mit Millionen von Unbekannten, aber das ist dem Rechner egal, der kann mit vielen Unbekannten rechnen.", erklärt Göttsch.

Neuronale Netze sind der letzte Schrei

Den Begriff Künstliche Intelligenz prägten US-amerikanische Wissenschaftler 1956 auf einer Konferenz, auf der sie KI feierlich zum Teilbereich der Informatik erklärten. Seither boomt die Forschung. Der letzte Schrei auf diesem Gebiet: Die sogenannten neuronalen Netze. Das sind Computerprogramme, die besonders komplexe Informationen verarbeiten können, weil sie in der Lage sind, selbst zu lernen.

Filmszene aus "Star Wars - Krieg der Sterne" mit Prinzessin Leia Organa (Carrie Fisher) und R2D2 © imago/United Archives
Mit R2D2 konnte sich Prinzessin Leia (Carrie Fisher) in "Star Wars - Krieg der Sterne" schon 1979 wunderbar unterhalten.

Aber auch diese neuronalen Netze simulieren bisher nur das menschliche Denken. Selbst von den kognitiven Leistungen eines "Star Wars"-Droiden wie R2D2 sind sie noch weit entfernt. Zur Frage "Was bezeichnen wir als intelligent?" sagt Göttsch: "Wenn wir jemanden in eine Situation bringen und der schaut sich das an, der arbeitet mit den Daten, generiert neue Ideen neue Zusammenhänge, neue Ableitungen, neues Wissen, dann bezeichnen wir das als intelligent, und jetzt ist die Frage: Können die Maschinen das oder ist das einfach eine Mustererkennung?"

Weltweiter Vertrag gegen autonome Waffen?

Rüstungsunternehmen und große Internetkonzerne investieren Milliardenbeträge, damit die mit Künstlicher Intelligenz ausgestatteten Maschinen, immer autonomer und handlungsmächtiger werden. Deshalb haben über einhundert Technologie-Unternehmer und führende Wissenschaftler im August diesen Jahres einen Warnung veröffentlicht: Es müsse einen weltweiten Vertrag geben, gegen autonome Waffen. Denn sonst sei ein dritter Weltkrieg mit autarken Kampf-Robotern kein Science Fiction mehr, sondern möglich.

Übersicht
Roboter malt an einer Staffelei (Montage) © Fotolia Foto: phonlamaiphoto, standret

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