Szene aus "Contemporary Dance 2.0" von Hofesh Shechter © todd macdonald Foto: Todd Macdonald

Tanztheater International startet in Hannover

Stand: 01.09.2022 11:51 Uhr

Die 37. Ausgabe des Festivals Tanztheater International in Hannover in diesem Jahr wird die letzte ihrer Art sein. Die Stadt Hannover bemüht sich derzeit jedoch um ein Nachfolge-Format. Nun beginnt die letzte Ausgabe.

von Agnes Bührig

In "Dance me!" von She She Pop werfen sich Team "Jung" und Team "Alt" Vorurteile und Fragen an den Kopf und tanzen um die Wette. Sie sind in seidig glänzende, dünne Champion-Bademäntel in rot und blau gekleidet. Nach Produktionen über ihre Väter und Mütter wendet sich das feministische Performerinnen-Kollektiv nun der Generation der Kinder zu, um mehr über sie zu erfahren, sagt Berit Stumpf von She She Pop: "Wir haben am Anfang gedacht, dass wir uns noch viel mehr fremd bleiben und dass es auch Teil des Konzepts ist, dass wir praktisch uns wirklich wenig in den Proben begegnen. Das haben die aber mehr und mehr eingefordert. Das hat dann auch dazu geführt, dass wir uns vielleicht auch doch dann mehr geöffnet haben."

Es sind politische Themen wie die Begegnung der Generationen, die bei diesem Festival verhandelt werden. Die Formen sind dabei vielfältig. Sie reichen von solch mehr theatralen Produktionen bis zu tänzerischen Aufführungen wie "Contemporary Dance 2.0" von Hofesh Shechter. Silvia Gribaudi aus Italien ist mit zwei deutschen Erstaufführungen vertreten. In "Graces" hat sich die italienische Choreographin von einer 200 Jahre alten, neoklassizistischen Marmorskulptur inspirieren lassen. In Monjour bringt sie fünf dicke, dünne, große und kleine Tänzer auf die Bühne. Christiane Winter, Leiterin von Tanztheater International, erklärt: "Sie spielt mit diesen Körperbildern in vielen ihrer Produktionen und zeigt damit auch immer dieses Erweiternde im Tanz an. Was kann ich alles auf die Bühne bringen? Damit rückt sie den Tänzer, den Performer ja auch immer mit in die Nähe des ganz Normalen, so wie der Mensch normal auf der Straße langgeht und aussieht, so stellt sie auch ihre Charaktere da. Und damit bricht sie ja auch dieses Schönheitsideal."

Was ist Tanz heute überhaupt?

Szene aus "ION" von Christos Papadopoulos © Elina Giounanli Foto: Elina Giounanli
Szene aus "ION" von Christos Papadopoulos

Ganz anders dagegen die Ästhetik von "Terminal Beach" des Münchner Choreographen Moritz Ostruschnjak, Jahrgang 1982. Junge Tänzer und Tänzerinnen in abgerissenen Hosen oder Bauarbeiterkleidung tanzen oder rollen auf Inlinern über eine karge Bühne. Christos Papadopoulos aus Griechenland hingegen zeigt in den Bewegungen der deutschen Erstaufführung seiner Choreographie "ION" die Nähe zu Vogelschwärmen. Ganz viele unterschiedliche Tanzstile zu zeigen, ist Christiane Winter wichtig: "Mir war noch mal sehr daran gelegen, das ich, was ich eigentlich in den ganzen Jahren immer versucht habe, die Vielfältigkeit des Tanzes zu thematisieren. Außerdem möchte ich die Möglichkeiten im tänzerischen Ausdruck, als aber auch in der erzählten Geschichte auf der Bühne, zu einem Bogen spannen."

Diesen Bogen wird vielleicht auch die letzte Aufführung des diesjährigen Festivals von Tanztheater International bieten, wenn der gebürtige Jerusalemer Hofesh Shechter mit "Contemporary Dance 2.0" eine wilde Tanzparty gibt und hinterfragt, was Tanz heute überhaupt ist.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 01.09.2022 | 10:20 Uhr

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Tanz

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