Premiere im Thalia Theater: Viel Beifall für "Hotel Savoy"
Vom Verlust der Heimat und dem Versuch, sich eine neue Zukunft aufzubauen erzählt Joseph Roth in seinem Roman "Hotel Savoy" aus dem Jahr 1924. Gestern hatte das Theaterstück Premiere auf der kleinen Bühne des Hamburger Thalia Theaters in der Gaußstraße. Regisseurin Charlotte Sprenger eröffnete damit dort die Saison.
Zusammengekrümmt und nackt liegt der junge Mann auf dem Boden, während das Publikum den Saal betritt. Ein Gestrandeter. Gestrandet ausgerechnet auf den mit Sternen dekorierten Fliesen des Hotel Savoy. "Ihr Zimmer, eines der billigsten, trägt die Nummer 703", verkündet der Liftboy, ein seltsamer, wenig vertrauenerweckender Typ mit blond gesträhnter Vokuhila-Matte. Sein Anzug hat das gleiche Muster wie die Fliesen. In den oberen Stockwerken des Hotels wohnen die Armen, unten die Reichen. Gabriel Dan, der neue Gast, kommt aus der Kriegsgefangenschaft und sucht schon bald nach der Ankunft seinen reichen Onkel auf, von dem er sich finanzielle Unterstützung erhofft.
Gerecht geht es nicht zu
Doch Gabriel bekommt nur einen alten, abgetragenen Anzug, Demütigung gratis. Gerecht geht es nicht zu, obwohl Justitia in Form einer rosafarbenen, kolossalen Statue über das Geschehen zu wachen scheint. Der blanke Hohn? Noch ein Stockwerk höher als Gabriel wohnt Stasia, sie tritt im Varieté auf. Leider hat auch der Sohn des Onkels ein Auge auf sie geworfen, ein schmaler, schneidiger Student.
Ensemble mit Höchstleistungen
Regisseurin Charlotte Sprenger folgt einerseits streng dem Romantext, was manch einen befremdete. Andererseits treibt sie ihr wunderbares Ensemble zu Höchstleistungen: Es spielt, tanzt, turnt, singt und schafft dabei sowohl innige als auch groteske, herrliche Theater-Momente: Der Arzt, der gerufen wird, als einer der Bewohner aus den oberen Etagen im Sterben liegt, behandelt nicht nur den Patienten ausschließlich mit Alkohol.
Fliegender Wechsel bei den Rollen
Nach einem eher langsamen Anfang zieht Sprenger das Tempo immer mehr an, fliegender Wechsel auch bei den Rollen, fast alle auf der Bühne, einschließlich des Musikers, spielen mehrere. Es geht um Krieg, Heimkehr, Heimatlosigkeit, soziale Ungleichheit, Revolution. Und Liebe. Dem stets zu folgen, ist unvorbereitet nicht leicht.
Viel Beifall für Ensemble und Regisseurin
Aber nicht für alle dreht sich das Karussell weiter. Das zeigt das Schlussbild von Charlotte Sprenger deutlich. Dass sie den Mann, von dem sich alle in dem Städtchen Rettung erhoffen, der endlich Geld und Ruhe bringen soll, den amerikanischen Milliardär Bloomfield nicht zeigt, ist klug. Er bleibt ein Phantom. Am Schluss gibt es viel Beifall für das hinreißende Ensemble und die Regisseurin.
Premiere im Thalia Theater: Viel Beifall für "Hotel Savoy"
Inszeniert hat das Stück nach dem Roman von Joseph Roth Charlotte Sprenger. Am Wochenende hatte es Premiere auf der kleinen Bühne in der Gaußstraße.
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Thalia Theater Gaußstraße
Gaußstraße 190
22765 Hamburg - Telefon:
- 040 - 328 14 444
- E-Mail:
- theaterkasse[at]thalia-theater.de
- Kartenverkauf:
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Mo-Sa 10-19 Uhr
So und Feiertage 16-18 Uhr
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