Nostalgisch, spöttisch, humorvoll: Gerd Spiekermann in Laboe
Im Lachmöwen Theater in Laboe sind die Auftritte von Gerd Spiekermann schon Tradition. Auch diesmal wurde der plattdeutsche Erzähler wieder für seinen trockenen Humor gefeiert.
Das Lachmöwen Theater in Laboe ist an diesem Sonntagnachmittag bis auf den letzten 148. Platz besetzt. Wie sich auf Nachfrage herausstellt, sind viele Wiederholungstäter dabei. So, wie Heino und Christa Kreutzfeldt aus Eutin. Zweimal im Jahr mindestens kommen sie ins bekannte plattdeutsche Amateurtheater am Ostufer der Kieler Förde und sie sind auch nicht das erste Mal dabei, wenn Gerd Spiekermann hemdsärmelig und in Lederweste auf die Bühne tritt.
Gerd Spiekermann: Trockener Humor und Schalk im Nacken

"Gerd Spiekermann ist einfach präsent, er hat einen trockenen Humor, einen kleinen Schalk im Nacken", erzählt Christa Kreutzfeldt und auch seinen lockeren Umgang mit dem Reiz-Thema Corona findet sie angemessen. Und Ihr Mann Heinz ergänzt: "As mien Frau dat al seggt hett, dat kunn sogar noch en beten scharper sien. En lütt beten Humor mutt man ok dorbi hem, wenn man allens doodernst nimmt, kummt man nich dör´t Leven dörch. Man schall Corona ernst nehmen, avers ok en beten affschütteln, dat man dat dörch den Kakao trecken deit". (Übersetzt: “Wie meine Frau eben gesagt hat. Die Satire könnte sogar noch schärfer sein. Ein bisschen Humor muss dabei sein. Wenn man alles todernst nimmt, kommt man nicht durchs Leben. Man soll Corona ernst nehmen, aber auch ein wenig abschütteln und durch den Kakao ziehen können.")
Nostalgie und Spott kommen beim Publikum an
Er spricht übers Impfen zu früheren Zeiten in der Schule, der reine Horror damals: "Solch große Nadeln, da sind die heutigen nichts dagegen", oder erzählt, wie er seinen Töchtern verzweifelt zu erklären versucht, dass es in den 70er-Jahren noch keine Smartphones gab, und über den Fernseher nur schwarz-weiß Bilder flimmerten. Da schwingt Nostalgie mit, aber die ist vom Publikum erstens gewünscht und zweitens gewinnen seine Erinnerungen an erfrischender Schärfe, wenn sie sich an den (Nach-)Fragen der jüngeren Generation wetzen. Sein nach wie vor spöttischer, manchmal auch leicht bissiger Humor kommt beim Publikum jedenfalls immer noch sehr gut an.
Spiekermann liest aus neuem Buch "Wat’n Last mit de Wohrheit"

Gerd Spiekermann nimmt die kleinen und größeren Macken der Menschen auf die Schippe. Genauso, wie man es von ihm kennt, wenn er in der NDR Sendereihe "Hör mal'n beten to" zu hören ist. Mitten im Publikum sitzt Ralf Spreckelsen, ein weiterer "Hör mal'n beten to"- Autor, der vor vier Jahren zum Autorenteam dazustieß: "Gerd Spiekermann is mien Vörbild", sagt er, "wegen em heff ik överhaupt anfungen plattdüütsche Geschichten to schrieven".
Viele Geschichten, die Gerd Spiekermann an diesem Abend vorliest, stammen aus seinem neuesten Buch "Wat’n Last mit de Wohrheit", dass im Hamburger Quickborn-Verlag erschienen ist, der zwei Tage zuvor in Kappeln ebenfalls mit dem Niederdeutschen Literaturpreis ausgezeichnet wurde, und den Gerd Spiekermann als erster Preisträger überhaupt, bereits im Jahr 1991 mit nach Hause nehmen konnte. Dazwischen liegen 30 Jahre und Hunderte von Bühnenauftritten im ganzen Norden, in denen Gerd Spiekermann sich treu geblieben ist. Und das Publikum ihm.
