"Studio Braun" inszeniert "Coolhaze" mit Charly Hübner
Rocko Schamoni, Heinz Strunk und Jacques Palminger, auch bekannt als "Studio Braun", haben ihr Stück "Coolhaze" im Hamburger Schauspielhaus auf die Bühne gebracht - mit Charly Hübner in der Titelrolle.
Die Programmhefte für "Coolhaze" waren schon fertig, dann kam, einen Tag vor der Premiere im März 2020, der erste Lockdown. Jetzt haben Rocko Schamoni, Heinz Strunk und Jacques Palminger, alias "Studio Braun", ihre auf Kleists Novelle "Michael Kohlhaas" zurückgehende Produktion mit Charly Hübner in der Hauptrolle im Hamburger Schauspielhaus endlich auf die Bühne gebracht.
Er sieht nicht nur aus wie eine schlechte Kopie von Charles Bronson - kackbraune Kunstlederjacke, schwarze Haartolle knapp über den schwarz umrandeten Augen, dazu ein breiter Gang - Charly Hübner spielt diesen Michael Coolhaze auch wie eine schlechte Kopie des amerikanischen Western- und Actionhelden: "Ich muss heute noch Motorräder ausliefern, Shaggy wartet schon, aber wenn Ihr wollt, könnte Ihr beide ja noch bleiben." Dramatisch wirft er sich in Pose und schaut starr auf Frau und Tochter.
"Weniger Charly Hübner, mehr Charles Bronson"
Der Regisseur Florian von Richthofen will die Kleist-Novelle verfilmen, als eine Art Großstadtwestern. Statt mit Pferden handelt Coolhaze mit Motorrädern - in New York. Doch der zentrale Konflikt bleibt: Bei der Ausfuhr nach New Jersey fehlen angeblich Papiere und unter fadenscheinigsten Erklärungen werden zwei Motorräder von der Polizei einfach einkassiert und später demoliert. Das Publikum wird Zeuge der Dreharbeiten - in und vor einer von Bühnenbildner Stéphane Laimé entworfenen Häuserkulisse, die gleichzeitig Western- und Großstadtflair ausstrahlt.
Cut, bitte. Okay, Charly, das geht jetzt schon mal in die richtige Richtung, vielleicht insgesamt ein bisschen schlanker, also ohne diesen Dackelblick, also weniger Charly Hübner und mehr Charles Bronson. O-Ton aus "Coolhaze"
Dauernd unterbricht der Regisseur, ein Wichtigtuer mit Megaphon: "Dich mach' ich fertig, dich mach' ich unsichtbar", schallt es. Samuel Weiss liefert eine herrliche Karikatur des Regiedespoten, der eigentlich keine Ahnung hat: "Stella, das kannst Du doch gar nicht verstehen, das entsteht dann doch alles erst im Schnitt, bitte vertrau' mir. Du weißt doch, ich habe ein Händchen für Randgruppen. Nicht umsonst ist mein zweiter Vorname diversity."
Michael Kohlhaas-Variation: mitreißend und anarchisch
Eine böse Persiflage auf das Filmgeschäft - überzeichnet und gleichzeitig lässig. Coolhaze wird in dieser Variante übrigens zum Muttersöhnchen. Vielleicht, weil Heinz Strunk mal wieder einen Auftritt als Mutter haben wollte: "Das Herz einer Mutter schlägt härter als jede Faust", deklamiert er.
Für viel Bewegung sorgt auch die Livemusik, fetzig arrangiert von Sebastian Hoffmann. Diese Michael Kohlhaas-Variation ist cool, mitreißend, anarchisch und mancher Spruch dabei so blöd, dass er schon wieder gut ist - typisch "Studio Braun". Natürlich geht es auch um das Kernthema: Recht und Gerechtigkeit: "Alle, die sich an fremdem Eigentum bedienen werden ab heute gnadenlos bestraft. Bürger von New York, kommt auf die Straßen, kämpft mit mir gegen die korrupte Polizei und das verbrecherische System", heißt es im Stück. Aber vor allem ist dieser Abend ein großer, toll gespielter Spaß.
"Studio Braun" inszeniert "Coolhaze" mit Charly Hübner
Im Hamburger Schauspielhaus hat "Coolhaze" von "Studio Braun" Premiere gefeiert - mit Charly Hübner in der Titelrolle.
- Art:
- Bühne
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Hamburger Schauspielhaus
Kirchenallee 39
20099 Hamburg - Telefon:
- 040248713
- Preis:
- ab 15 Euro
- Öffnungszeiten:
- Mo-Fr 11.00-19.00 / Sa 12.00-19.00 Uhr / Drei Stunden vor Vorstellungsbeginn. An vorstellungsfreien Sonn- und Feiertagen bleibt das Kartenbüro geschlossen.Die Abendkasse ist ab einer Stunde vor Vorstellungsbeginn geöffnet.
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