Darsteller der französische Gruppe «Black Sheep» proben am 30.08.2017 in Hannover © picture alliance Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

"And When We Change": Auftakt des Tanztheater International

Stand: 02.09.2021 18:15 Uhr

Das in Hannover stattfindende Festival Tanztheater International bietet zeitgenössischen Tanz aus neun Ländern. Den Auftakt machte die südafrikanische Choreografin Robyn Orlin.

von Agnes Bührig

Nachdem es im vergangenen Jahr Corona-bedingt eine Hannover-Edition und wenigen Produktionen aus der Region beim Tanztheater International gab, wird 2021 wieder aus dem Vollen geschöpft: Präsentiert werden bis zum 11. September zehn Produktionen vor Publikum.

Der Große Garten von Schloss Herrenhausen ist von orangefarbenen Kokons bevölkert. Aus kleinen Zelten an den Wegkreuzungen schälen, winden und schlängeln sich zwölf junge Tänzerinnen und Tänzer. In fantasievollen Kostümen, die an Schmetterlinge, Schlangen und schwebende Wassertiere erinnern, ziehen sie das Publikum in ihren Bann. "And When We Change" hat Robyn Orlin ihr Stück genannt, mit dem sie das Verhältnis von Mensch und Natur beleuchtet: "Im Zentrum meines Stückes steht die Erkenntnis, dass wir die Natur nicht kontrollieren können: Hier ist ein wunderbarerer Park in Hannover, aber schau uns an: Wir leben in Zelten, wir haben kein Zuhause, wir werden auch in der Zukunft kein Zuhause haben. Es wird brennen oder wir werden überschwemmt werden. Und wir werden obdachlos sein."

Tanzproduktionen mit aktuellen Themen

Etliche der Produktionen berühren aktuelle gesellschaftspolitische Themen. Die gebürtigen Italiener Ginevra Panzetti und Enrico Ticconi loten in ihrer Choreografie "Harleking" die Grenzen des Humors eines Harlekins in Zeiten von Fake News aus. Moritz Ostruschnjak aus München, der über den Breakdance zum zeitgenössischen Tanz fand, untersucht in "Autoplay" den Einfluss des Digitalen auf das eigene Erleben.

"Unkraut" heißt die Choreografie der Österreicherin Doris Uhlich, die vor vier Jahren mit beeindruckenden Vibrationen ihres eigenen Körperfetts in Hannover auf der Bühne stand. Jetzt hinterfragt sie erneut das gegenwärtige Frauenbild, sagt die Leiterin des Festivals, Christiane Winter: "Da sind junge Frauen auf der Bühne, die aus dem semiprofessionellen Bereich kommen. Doris Uhlich gibt denen seit vielen Jahren Tanzunterricht. Und mit den Frauen hat sie dann diese Produktion erarbeitet. Das ist eher theatral angelegt, weil die tänzerische Qualität nicht der einer absolut ausbildeten Tänzerin entspricht."

Poetische und kraftstrotzende Höhepunkte

Poetischer inszeniert Eduardo Vallejo Pinto. Der Spanier wurde als einer von drei Nachwuchs-Choreografen des Residenzprogrammes "Think big" ausgewählt. In einem internationalen Casting stellte er zusammen mit den Kollegen Anibal dos Santos aus Portugal und Gizem Aksu aus der Türkei ein achtköpfiges Ensemble zusammen.

Ein kraftstrotzender Höhepunkt zum Ende dürfte die deutsche Erstaufführung von "À mon bel amour" werden. Die Compagnie par Terre aus Frankreich mischt Beakdance-Elemente mit Bewegungen der Kampfkünste und gegenwärtigem Tanz. Ähnlich bewegungsintensiv wird wohl nur das artistisch inspirierte Stück "Made of Space" werden.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Matinee | 02.09.2021 | 11:20 Uhr

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