"A long way down" im Altonaer Theater: Zwischen witzig und ernst
Suizid und Humor, geht das zusammen? Vielleicht braucht es einen Autor mit sehr britischem Humor, um darüber einen Roman zu schreiben: Nick Hornby. Jetzt hatte die Theaterfassung des Bestsellers "A long way down" ("Ein langer Weg nach unten")im Altonaer Theater Premiere.
Einen so grotesken und schrägen Anfang sieht man im Theater wirklich selten. Es ist Silvester. Martin, ein bekannter Fernsehmoderator, will sich vom Dach eines Hochhauses stürzen. Aber da kommt plötzlich Maureen um die Ecke, mit derselben Absicht. Damit nicht genug. Jess, ein punkiges Mädchen mit Energie-Überschuss, will auch ihr Leben beenden. Fehlt noch JJ, ein Pizzabote. Da stehen die Vier - und: keiner springt. Suizidaler Stau. Schwärzer geht britischer Humor nicht.
Die vier sehen sich im Leben gescheitert
Die vier sind alle auf ihre Art im Leben gescheitert - glauben sie zumindest. Martin hat mit einer Minderjährigen geschlafen, war im Gefängnis, Maureen hat keine Kraft mehr, ihren behinderten Sohn zu pflegen, Jess hat Liebeskummer und JJ Krebs. Wobei das so auch wieder nicht stimmt. Jeder Satz an dieser Stelle könnte zu viel verraten. Die vier fangen an, miteinander zu reden, sich umeinander zu kümmern. Das ist bei diesem wirklich sensiblen Thema Suizid natürlich angebracht.
Verabredung zum neuen Anlauf am Valentinstag
Auf der Bühne stehen Holzkisten in Beton-Optik, die sich senkrecht zu einer Hochhaus-Silhouette würfeln lassen, immer wieder steigen die vier hinauf, im Hintergrund die gemalte Kulisse Londons von oben: viel Nebel, wenig Aussicht. Sie verabreden sich, einen neuen Anlauf am Valentinstag zu machen, und da - ein echter Schock - erleben sie, wie sich jemand tatsächlich in die Tiefe stürzt: Es ist der Wendepunkt.
Redlich, aber auch ein bisschen fad
Christian Nickels Regie setzt auf starke Atmosphären, die Musik gießt aber immer eine Spur zu viel Zuckerguss auf die an sich todernste Handlung. Die Absicht des Abends ist früh klar: Bloß nicht zu sehr wehtun. Redlich, aber auch ein bisschen fad.
Richtige Handlung gibt es nicht
Eine richtige Handlung gibt es auch nicht, denn die vier reden vor allem sehr wortreich miteinander, besser, sie halten Monologe. "A long way down" schwankt zwischen witzig und ernst und bleibt in der Mitte hängen. Kai Hufnagel, Anne Schieber, Johan Richter und Nadja Wünsche haben plastische Figuren, blaffen sich permanent an, Pointe jagt Pointe, nur: Eigentlich versteht man in keinem Moment, was die vier auf das Hochhaus treibt.
"A long way down" im Altonaer Theater: Zwischen witzig und ernst
Die Theaterfassung des Bestsellers "A long way down" von Nick Hornby hat im Altonaer Theater Premiere gefeiert. Eine Pointenjagd ohne rechte Handlung.
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Altonaer Theater
Museumstraße 17
22765 Hamburg - Telefon:
- 040 3990 5870
- E-Mail:
- tickets@altonaer-theater.de
- Kartenverkauf:
- Öffnungszeiten der Tageskasse: Mo-Fr 10-18 Uhr und Sa 14-18 Uhr.
Die Abendkasse öffnet während des Spielbetriebs eine Stunde vor Vorstellungsbeginn.