Sendedatum: 11.11.2016 | 15:20 Uhr
1 | 5 Mehmet, DITIB- Imam, abgetaucht in Norddeutschland: "Nach dem fehlgeschlagenen Putsch habe ich ein Schreiben bekommen, dass meine Tätigkeit in Deutschland beendet sei und ich in die Türkei zurückkommen müsse. Ich musste zum Religionsattaché kommen und wurde gezwungen, zu unterschreiben, dass ich in die Türkei zurückreise. Vor der Gemeinde wurde ich als Terrorist beschimpft. Einen Tag zuvor war ich noch der Imam der Gemeinde, am nächsten Tag angeblich Terrorist."
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2 | 5 Friedmann Eißler, Islamreferent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin: "Ein Viertel der DITIB-Imame in Deutschland hat Post bekommen aus der Türkei. Dass sie zurückkommen sollen, dass sie mit Blick auf den Putschversuch verdächtigt werden, dass sie nicht die richtige Linie verfolgen. Wir haben das direkte Durchschlagen türkischer Politik bis hin zu den DITIB-Funktionären."
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3 | 5 Yilmaz Kilic, Vorsitzender der DITIB-Landesverbandes in Niedersachsen und Bremen: "Von Säuberungsaktionen unter DITIB-Imamen zu sprechen ist Quatsch. Das kann ich so nicht stehen lassen. Ich weiß von höchstens fünf Imamen in ganz Norddeutschland, die als Beamte des türkischen Staates zurückbeordert wurden. Aus welchen Gründen auch immer. Und was die DITIB-Funktionäre angeht, die sind hier frei gewählt von den Landesverbänden oder Moscheeverbänden - da hat die Türkei nichts zu sagen."
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4 | 5 Bekir Alboga, Generalsekretär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB): "Wir sind unabhängig. Wir wählen unseren Vorstandsvorsitzenden vollkommen demokratisch. Und wir schreiben unsere Predigten in Deutschland. Was die Ausbildung deutscher Imame angeht, bin ich offen für alle Vorschläge. Es gibt keine Blockade-Haltung, aber es wird so dargestellt, als wenn wir deutschsprachige Imame nicht haben wollten. Ich bin sehr optimistisch, wenn man sich als zuständiges Ministerium mit uns an einen Tisch setzt und sagt: Wie kann man in Zukunft deutschsprachige Imame ausbilden?"
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5 | 5 Michael Kiefer, Islamwissenschaftler am Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück: "Man muss das mit Besorgnis sehen, wenn DITIB-Imame aus Deutschland in die Türkei zurückbeordert werden. Und es wird sicherlich auch in Moscheegemeinden einige Übereifrige geben, die gegenüber Gülen-Anhängern Druck ausüben. Aber man kann jetzt nicht jede DITIB-Moschee in Haftung nehmen. Man muss bei dieser Auseinandersetzung im Blick behalten, dass auch zahlreiche Mitglieder der Moscheegemeinden so etwas kritisch sehen. Ebenso wie die aktuellen Entwicklungen in der Türkei."
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