Gottesdienste an Weihnachten draußen feiern?
Eine volle Kirche zu Weihnachten - das ist in Zeiten von Corona nicht denkbar. Alternativ gibt es Gottesdienste online oder im Radio und Fernsehen. Oder vielleicht auch draußen?
Auf St. Pauli ist ja vieles wieder erlaubt: Reeperbahn, Große Freiheit - in den Bars wird gefeiert, in die Herbertstraße lockt das Rotlicht. Wenige Schritte davon entfernt feiert die St. Pauli Kirche Gottesdienst. Natürlich mit Hygienekonzept. Alle halten sich daran. Auf keinen Fall wollen wir zum Corona-Hotspot werden. Die Stühle sind weit auseinandergerückt. Die Orgel spielt - nur singen darf die Gemeinde nicht. Aber ein kleiner Chor singt - oben auf der Empore. Wie tröstlich.
Nach dem Gottesdienst werde ich gefragt: "Und was ist mit Weihnachten?" "Fast drei Monate ist das noch hin" versuche ich zu beschwichtigen. Vielleicht traue ich mich auch nicht, einfach zu sagen: "Ich weiß es nicht, wie wir Weihnachten feiern werden."
Kein Krippenspiel und volle Kirchen an Weihnachten
Mir ist klar, auf jeden Fall werden wir dieses Jahr Weihnachten nicht so feiern, wie wir es alle Jahre wieder getan haben. Mit Krippenspiel und proppevoller Kirche. Das wird nicht möglich sein. Aber was geht dann?
Natürlich gibt es Gottesdienste im Fernsehen und Radio. Und viele Gemeinden werden Online-Gottesdienste übertragen. Aber Weihnachten ohne gemeinsames "Oh, du fröhliche?" Drinnen dürfen wir ja nicht singen. Unter freiem Himmel wäre das kein Problem. Und wenn es regnet? Aber wir sind doch nicht aus Zucker.
Weihnachten fing mal draußen an - bei Bethlehem
Weihnachten draußen feiern, das wär's. Mit Wollmütze und warmen Socken. Das kann doch auch ganz schön werden, oder? Wenn wir einmal bereit sind, ganz neu auf dieses alte Fest zu schauen, das so viele Rituale, hohe Erwartungen und eingespielte Gewohnheiten mit sich bringt. Weihnachten draußen feiern: Draußen fing es ja einmal an, auf dem Hirtenfeld von Bethlehem, kam der Engel zu denen, die wenig Hoffnung hatten, die im Abseits standen.
In den vergangenen Monaten habe ich mich manches mal geärgert, was jetzt alles nicht geht, was jetzt alles abgesagt und verboten ist. Aber irgendwann habe ich gelernt: Wenn es so - wie ich es gewohnt bin - nicht geht, dann geht etwas anderes. Und das kann auch ganz schön sein. Diese Zuversicht wächst in mir und ich mache mich auf den Weg, Neues zu umarmen und Gott zu vertrauen, dass er uns auch im Ungewohnten berühren und nahe sein will.
