Ein Jahrhundertleben

Sonntag, 31. Dezember 2023, 02:40 bis 03:25 Uhr
Dienstag, 02. Januar 2024, 06:35 bis 07:20 Uhr

Sie sind um die 100 Jahre alt und haben politische und gesellschaftliche Umbrüche in einer Anzahl und einem Ausmaß miterlebt, wie es für viele Menschen heute kaum vorstellbar ist: Hineingeboren in die "Goldenen Zwanziger" erlebten sie als Kinder die Weltwirtschaftskrise und die Machtübernahme der Nationalsozialisten. Auf den Zweiten Weltkrieg folgte ein Leben geprägt durch Not und Neuanfang. Auf Jahrzehnte der deutschen Teilung schließlich die Wiedervereinigung. Und im Rentenalter haben technische Neuerungen, ungeahnte neue Krisen und die Umformung der weltpolitischen Ordnung ein Tempo aufgenommen, dem selbst junge Menschen nur schwer folgen können.

Eine bewegende Zeitreise

Die Dokumentation macht eine Zeitreise durch die deutsche Geschichte. Für die NDR Produktion sind neun Frauen und Männer aus Norddeutschland tief in ihre Erinnerungen eingetaucht, haben ihre Fotoalben geöffnet und erzählen spannend und bewegend aus den rund 100 Jahren ihres Lebens.

Irmgard Rosenkranz: "Rüber machen" wollte sie nie

Irmgard Rosenkranz wurde am 21. Juni 1922 in Marienfließ im heutigen Polen geboren. © NDR
Irmgard Rosenkranz wurde am 21. Juni 1922 in Marienfließ im heutigen Polen geboren.

Irmgard Rosenkranz wurde am 21. Juni 1922 in Marienfließ im heutigen Polen geboren in die Familie Gans Edle Herren zu Putlitz. Zum Kriegsende konnte sie auf der Flucht nur ihren Taufbecher retten. Später in der DDR arbeitete sie unter anderem als landwirtschaftliche Berufsschullehrerin. Auf die Idee, "rüber zu machen", kam sie nie. Und obwohl sie dem märkischen Uradel entstammt, sagt sie: "Eine feine Dame war ich nie!" Sie interessierte sich eher für Landwirtschaft und Viehzucht. Heute, in ihrem 100. Lebensjahr, lebt Irmgard Rosenkranz noch immer in Garvsmühlen bei Rerik. Und das im Kreis ihrer Familie mit vier Generationen unter einem Dach.

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Irmgard Rosenkranz, geborene Gans Edle Herrin zu Putlitz, blättert in einem Fotoalbum. © NDR Foto: NDR

Irmgard Rosenkranz: "Ich war mir für nichts zu schade"

In "Jahrhundertleben" blicken Norddeutsche auf die rund 100 Jahre ihres Lebens zurück. Krieg und DDR haben das der 99-Jährigen aus Rerik mehrfach umgeworfen. mehr

Wilhelm Simonsohn: Als "Judenlümmel beschimpft

Wilhelm Simonsohn wurde am 9. September 1919 in Hamburg-Altona geboren. © NDR
Wilhelm Simonsohn wurde am 9. September 1919 in Hamburg-Altona geboren.

Wilhelm Simonsohn wurde am 9. September 1919 in Hamburg- Altona geboren. Als er mit 15 Jahren in die Marine-Hitlerjugend kam, wurde er dort als "Judenlümmel" beschimpft. Erst dann erfuhr er, dass seine Eltern nicht seine leiblichen Eltern waren und sein Vater jüdischer Abstammung war, der das Dritte Reich nicht überlebte. Wilhelm Simonsohn wurde Kampfpilot, erlebte einen Abschuss über Belgien und überlebte den Krieg und die NS-Zeit. Bis 2019 trat er noch regelmäßig als Zeitzeuge an Schulen auf und erzählte über sein wechselvolles Leben.

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Wilhelm Simonsohn im Pavillon des Bahrenfelder Schulgartens in Hamburg. © NDR

Wilhelm Simonsohn: "Ich bin Pazifist geworden"

In "Jahrhundertleben" geben Norddeutsche Einblick in die rund 100 Jahren ihres Lebens. Der 102-jährige Hamburger erlebte im Krieg Dramatisches. mehr

Ingeborg Illing: Mobil mit allen in Kontakt

Die 99-jährige Ingeborg Illing wohnt in Salzgitter. Ihr Lebenslauf ist geprägt von einem sehr engen und liebevollen Verhältnis zu ihrer Familie. Das hat ihr auch durch viele schwere gesundheitliche Krisen und über den für sie bis heute sehr schmerzlichen Verlust ihres Mannes geholfen. Bis heute hält sie zu allen Kindern, Enkeln und Urenkeln engen Kontakt, persönlich oder per Skype und WhatsApp. Ohne ihr Tablet könne sie nicht mehr leben, sagt sie.

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Ingeborg Illing aus Salzgitter. © NDR

Ingeborg Illing: "Mit Stecknadeln hatten wir die Front abgesteckt"

100 Jahre ist Ingeborg Illing aus Salzgitter nun alt. In "Jahrhundertleben" spricht sie über ihr Leben zur Kriegs- und Nachkriegszeit. mehr

Helga Klüver: Musik als roter Faden im Leben

Helga Klüver wurde 1921 in Eckernförde als Einzelkind geboren. In der Familie wurde schon immer musiziert. 1948 kam ihr Mann aus russischer Gefangenschaft zurück, da war die gemeinsame Tochter schon fast vier Jahre alt. In der Zeit nach dem Krieg wurde viel gefeiert. Die Familie lebte inzwischen am Eichberg in einer tollen Gemeinschaft. 1982 starb ihr Mann, sie blieb allein. Bis vor wenigen Jahren hat sie ihre Mitbewohner in der Wohnanlage in Eckernförde mit dem Keyboard unterhalten. Helga Klüver hat zwei Töchter, fünf Enkel, acht Urenkel und ein Ururenkelkind.

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Helga Klüver aus Eckernförde am E-Piano in ihrem Wohnzimmer. © NDR

Helga Klüver: "Man wird ja in seine Zeit hineingeboren"

Norddeutsche blicken in "Jahrhundertleben" auf ihr bewegtes Leben zurück. Die 100-Jährige aus Eckernförde erlebte mit ihrem Baby etliche Bombennächte. mehr

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Helga Wienhöfer aus Barth © Helga Wienhöfer

Jahrhundertleben: Das Vermächtnis der 100-Jährigen

In fünf Folgen berichten Frauen und Männer um die 100 Jahre über ihr bewegtes Leben. Dazu haben sie ihre Fotoalben geöffnet. mehr

Redaktionsleiter/in
Joachim Grimm
Leitung der Sendung
Thorsten Hapke
Produktionsleiter/in
Thomas Schmidt
Autor/in
Heike Schieder
Ole Lerch
Anne Gänsicke
Kathrin Klein
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