Die Speicherstadt in Hamburg. © Colourbox Foto: Olena Buyskykh

Hamburg - Stadt der Superlative

Stand: 08.06.2023 16:52 Uhr

Hamburg ist nicht nur super, sondern hat auch einige Superlative zu bieten. Vom größten historischen Lagerhauskomplex der Welt, über die längste Ponton-Anlage Europas, bis hin zu Deutschlands ältestem noch in Fahrt befindlichen Dampfschiff.

von Jan Wulf

Höher, größer, weiter - Hanseaten betreiben eigentlich gerne Understatement. Trotzdem hat Hamburg einiges an Superlativen zu bieten. Von der Speicherstadt (dem größten historischen Lagerhauskomplex der Welt) über die Landungsbrücken (der längsten Ponton-Anlage Europas) bis hin zu Deutschlands ältestem in Fahrt befindlichen Dampfschiff, der St. Georg. Das Hamburger Hafenkonzert bei NDR 90,3 hat den Superlativen der Freien und Hansestadt Hamburg mal nachgespürt.

Das Rathaus in Hamburg © Colourbox Foto: Giovanni
AUDIO: Hamburger Hafenkonzert: Hamburg - Stadt der Superlative (49 Min)

Hamburg - Die Stadt mit den meisten Brücken in Europa

Blick während der "blauen Stunde" auf die Hamburger Köhlbrandbrücke über die Elbe. © dpa Foto: Daniel Bockwoldt
Die Köhlbrandbrücke ist eine von insgesamt rund 2500 Brücken in Hambrug.

Sie gehen über die Elbe, die Alster mit ihren Fleeten, über die Bille und viele andere Gewässer der Hansestadt. Zu finden sind Brücken im Hamburger Stadtgebiet aber auch an Straßen und Autobahnen, an Hoch- und Fernbahntrassen, sowie in Grünanlagen und Parks wie "Planten un Blomen" und "Hagenbecks Tierpark". Rund 2.500 Brücken gibt es in Hamburg und damit mehr als irgendwo sonst in Europa. Sogar Venedig und Amsterdam zusammen kommen nicht auf diese Zahl. Überrundet wird Hamburg als Stadt mit den meisten Brücken weltweit nur noch von New York. Dort gibt es knapp 2900 Brücken. Und noch gleich zwei weitere Brückenrekorde kann Hamburg für sich beanspruchen: Die Hochstraße Elbmarsch ist mit 4258 Meter die längste Straßenbrücke Deutschlands. Nach ihr folgt die Köhlbrandbrücke als zweitlängste Brücke Deutschlands mit 3600 Metern Länge.

Die längste Pontonanlage Europas - Die St. Pauli Landungsbrücken

Die meisten Besucherinnen und Besucher, die nach Hamburg kommen, zieht es vor allem an einen Ort: An die St.Pauli- Landungsbrücken! Was viele nicht wissen: Die St. Pauli Landungsbrücken stehen vorne am Wasser gar nicht mehr an Land, sondern auf einem Ponton. Genauer: Auf Europas größter schwimmender Ponton-Anlage. Ein echter Hamburger Hafen-Superlativ also! 835 Meter lang ist der Ponton von Brücke 1 bis 10. Der Schiffsanlege-Ponton hebt und senkt sich mit Ebbe und Flut. Er besteht aus verschiedenen zusammengebauten Kästen, in denen Leichtmetalle, Hölzer und Beton vernietet und verarbeitet wurden. Längsträger halten das Ganze zusammen. Solide verankert ist der Ponton auch und stabil genug, täglich Tausende von Menschen darauf zu tragen.

 Die "St. Georg" - Deutschlands ältestes noch in Betrieb befindliches Dampfschiff

27. Mai 2011: Der Oldtimer-Dampfer "St. Georg" schippert bei schönem Wetter auf der Außenalster. © Wolfgang Schuppert Foto: Wolfgang Schuppert
Der Oldtimer-Dampfer "St. Georg" schippert bei schönem Wetter auf der Außenalster. Ein Foto von Wolfgang Schuppert.

Noch heute fährt der Alsterdampfer "St. Georg" dreimal täglich vom Jungfernstieg bis in die Alsterkanäle. Am Wochenende geht es sogar noch ein bisschen weiter: vom Jungfernstieg bis nach Barmbek zum Museum der Arbeit – eine Route, die das Schiff fast genau so schon vor vielen Jahrzehnten gefahren ist. Fast 150 Jahre ist es her, dass das Schiff auf der Reiherstiegwerft für die Alsterreederei von Heinrich Eduard Justus gebaut wurde. Alsterschiffe waren von 1859 bis 1984 ein öffentliches Verkehrsmittel. In Hamburg waren sie so wichtig für den Berufsverkehr wie heute die U-Bahnen. Mehrfach umgebaut und umbenannt wurde die heutige "St. Georg". Anfangs hieß sie noch "FALKE 1876", später wurde sie in "Galatea" umbenannt, ein Name, der in den 1930er Jahren wohl irgendwann nicht mehr zum Zeitgeist passte. "Insofern hat man sich dann entschlossen, die Dampfer nach Stadtteilen zu benennen.", erzählt Schiffsführer Matthias Kruse, der das Dampfschiff selbst schon seit gut 30 Jahren durch die. Nach dem 2. Weltkrieg war der Dampfer in Berlin im Einsatz und wäre in den 80ern beinahe verschrottet worden. Doch zum 800. Hamburger Hafengeburtstag, 1989, wollte die Stadt Berlin das Schiff der Hansestadt schenken. Wegen ihres schlechten Zustandes lehnte die Stadt das Geschenk ab, der Verein "Alsterdampfschifffahrt" aber schlug zu und zahlte die Restaurierung.

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Der historische Alsterdampfer St. Georg liegt am Anleger am Jungfernstieg © NDR Foto: Dietrich Lehmann

Historischer Hamburger Alsterdampfer startet in neue Saison

Der Dampfer "St. Georg" wurde 1876 gebaut und geht jetzt schon in seine 30. Saison auf der Hamburger Alster. mehr

Heute sieht der Alsterdampfer "St. Georg" wieder aus wie in den 1930er Jahren. Auch eine neue, allerdings gebrauchte, Zwei-Zylinder-Dampfmaschine wurde im Rahmen der Sanierung des Schiffes Ende der 80er Jahre eingebaut. Fuhr die "St. Georg" früher mit Koks, ist es heute Heizöl, mit dem ihre Dampfmaschine befeuert wird. "Ähnlich wie bei einer Hausheizung!", sagt Mathias Kruse. Heute gilt die St. Georg als das älteste noch in Betrieb befindliche Dampfschiff Deutschlands. Um die Zukunft macht man sich dort trotzdem Gedanken. „Die Umweltbehörde plant ja ein Gesetz, dass nur emissionsfreie Schiffe auf der Alster fahren dürfen … Wir müssen gucken, ob es Lösungen gibt, beispielsweise klimaneutrale Brennstoffe zu feuern“, sagt Matthias Kruse, der nicht nur als Schiffsführer der St. Georg aktiv ist, sondern auch als Vorsitzender des Trägervereins agiert. In beiden Funktionen freut er sich über jeden, der auf dem historischen Alsterdampfer "St. Georg" mitfahren möchte. Gesucht werden aber auch händeringend Schiffsführer mit Schifffahrtspatent zur Unterstüzung des Teams.

Der St. Pauli Elbtunnel - Der erste Tunnel unter einem Fluss in Europa

Hafenarbeiter warten mit ihren Fahrrädern 1930 vor dem Elbtunnel in St. Pauli vor den Aufzügen. © HPA
Hafenarbeiter warten mit ihren Fahrrädern 1930 vor dem Elbtunnel in St. Pauli vor den Aufzügen.

Nur vier Jahre hat der Bau des St. Pauli Elbtunnels gedauert. Allein das klingt schon rekordverdächtig. Noch viel imposanter aber ist: Als das Bauwerk im Jahr 1911 offiziell eröffnet wird, gilt der St. Pauli Elbtunnel als der erste Tunnel unter einem Fluss in Europa und: als ein technisches Meisterwerk. Auch Kaiser Wilhelm II. kam, um es aus nähester Nähe zu bestaunen. Leicht war die Errichtung des St. Pauli-Elbtunnels tatsächlich nicht und es war in großen Teilen Pionierarbeit, die die Ingenieure und Arbeiter leisten mussten. Viele Baumethoden, die heute selbstverständlich sind, kamen damals zum ersten Mal zum Einsatz. Etwa, dass beim Tunnelvortrieb mit Überdruck gearbeitet werden musste, damit das Wasser der Elbe nicht in die Röhre strömt. Nach Inbetriebnahme des Tunnels war der St. Pauli Elbtunnel für viele Menschen vor allem eines: der kürzeste Weg zur Arbeit. Zehntausende Hafenarbeiter gelangten durch ihn zu ihren Arbeitsplätzen, beispielsweise bei "Blohm & Voss". Den 2. Welkrieg übersteht der Tunnel. Weiterhin in Betrieb, kann der St. Pauli-Elbtunnel Ende der 1950er Jahre mit einem weiteren Rekord aufwarten: um die Menschen runter und wieder raufzubringen, werden in die Schachtgebäude Rolltreppen eingebaut. Damals die längsten freitragenden Rolltreppen Deutschlands! Anfang der 1990er Jahre beginnt die Hamburger Hafenverwaltung damit, den Tunnel umfassend zu sanieren. Die Instandsetzung dauert inzwischen fast 30 Jahre auch. Auch soetwas wie ein Rekord. Zur Erinnerung: der Bau des St. Pauli Elbtunnels hat gerade einmal 4 Jahre gedauert. 

Der größte Lagerhauskomplex der Welt: Die Hamburger Speicherstadt

Blick von einer Brücke auf beleuchtete Häuser in der Hamburger Speicherstadt. © fotolia Foto: Marco2811
Blick von einer Brücke auf beleuchtete Häuser in der Hamburger Speicherstadt.

Es ist ein denkwürdiger Tag – und zehntausende schaulustige Hamburger sind gekommen. Am 29. Oktober 1888 nimmt der gerade einmal 4 Monate inthronisierte Kaiser Wilhelm der II. Kelle und Hammer zur Hand - und schreitet zur Tat: zum feierlichen Mörtelwurf und Hammerschlag bei der Einweihung des ersten Abschnittes der neuen Hamburger Speicherstadt an der Brooksbrücke. "Was jetzt sich baut aus Backstein fein, Granit und Eisen auf. Das meinen wir, wird dauernd sein – durch schneller Zeiten Lauf." heißt es damals in einer eigens für den Anlass komponierten Hymne. Zwischen 1883 und dem Ende der 1920er Jahre wird an der Hamburger Speicherstadt gebaut. Rund 26 Hektar umfasst das Areal, das sich vom Baumwall bis hin zum Oberhafen erstreckt. Grund für die Errichtung der Hamburger Speicherstadt ist das Deutsche Zollanschlussabkommen. Nach zähem Ringen unterzeichnen Vertreter des Hamburger Senats am 25. Mai 1881 eine Vereinbarung mit dem Deutschen Reich über den Beitritt der Freien und Hansestadt Hamburg zum gesamtdeutschen Zollgebiet. Darin enthalten: ein Kompromiss. Hamburg verliert nach einer Übergangszeit seinen Status als zollfreies Staatsgebiet, bekommt aber dafür ein Privileg zugestanden: In einem dafür besonders abgegrenzten Gebiet darf die Stadt auch weiterhin Importgüter zollfrei lagern, veredeln und verarbeiten. So entsteht der Hamburger Freihafen und mit ihm die Speicherstadt als größter (historischer) Lagerhauskomplex der Welt.

Das "Hamburger Hafenkonzert" - Reportagen und Interviews über den Hamburger Hafen, die Schifffahrt und norddeutsche Geschichte

Seit dem Jahr 1929 steht das "Hamburger Hafenkonzert" für pures Hamburg-Gefühl. Heute wie damals geht es um Themen, die sich rund um den Hamburger Hafen, die Schifffahrt und die norddeutsche Geschichte drehen. Reportagen über wichtige maritime Ereignisse sind genauso zu hören wie Interviews mit Kapitänen und Hafenarbeitern.

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Schiffsparade im Hamburger Hafen © imago/Hoch Zwei Stock/Angerer

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Zu hören ist das "Hamburger Hafenkonzert" jeden Sonntag bei NDR 90,3 und jederzeit auch als Podcast. Im Radio ausgestrahlt wird die Sendung außerdem bei den Digitalradiosendern NDR Schlager und NDR Info Spezial sowie im Ausland im Deutschen Programm der Namibian Broadcast Union in Afrika und bei dem Radiosender "The German Voice" in Adelaide/Australien.

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Kerstin von Stürmer im Studio von NDR 90,3 © NDR Foto: Marco Peter

Das Team des Hamburger Hafenkonzerts

Das erste Hamburger Hafenkonzert wurde 1929 ausgestrahlt. Es läuft sonntags um 6 und 19 Uhr bei NDR 90,3. Bildergalerie

Container-Terminal Altenwerder im Hamburger Hafen © picture-alliance / dpa Foto: Soeren Stache

Hamburger Hafenkonzert - Sonntag bei NDR 90,3

Hören Sie die älteste Radiosendung der Welt auf NDR 90,3. Das erste Hamburger Hafenkonzert wurde 1929 ausgestrahlt. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Das Hamburger Hafenkonzert | 11.06.2023 | 06:00 Uhr

NDR 90,3 Livestream

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