Route du Rhum: Todesfälle überschatten Caudreliers Rekordankunft
Der Gesamtsieger der Transatlantik-Regatta Route du Rhum 2022 steht fest. Der französische Segler Charles Caudrelier erreichte am frühen Mittwochmorgen mit dem Ultim-Giganten "Maxi Edmond de Rothschild" das Ziel in Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe. Die Rekordankunft wurde von zwei Todesfällen schwer überschattet.
Wie die Nachrichtenagentur AFP mit Verweis auf die Staatsanwaltschaft von Point-à-Pitre berichtet, war ein Verfolgerboot gekentert. Es sei eine gerichtliche Untersuchung wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet worden. "Wir sind alle sehr traurig darüber", sagte Caudrelier: "Es hätte eine Party werden sollen, aber am Ende ist es eine Tragödie."
Lokalen Medienberichten zufolge befanden sich etwa zehn Personen an Bord des Bootes, das Caudrelier folgte. Er musste wie alle weiteren Teilnehmer vor dem Kreuzen der Ziellinie die Karibikinsel umrunden und wurde dabei von zahlreichen Booten begleitet. Mit der Rettungsmission nach der Kenterung war laut des Berichts die nationale Gesellschaft zur Seenotrettung (SNSM) befasst.
Caudrelier siegt in Rekordzeit
Caudrelier benötigte auf seinem 32 Meter langen Trimaran-Foiler 6 Tage, 19 Stunden, 47 Minuten und 25 Sekunden für die 3.542 Seemeilen (6.562 Kilometer) von der bretonischen Hafenstadt Saint-Malo in die Karibik - Rekord. Die bisherige Bestmarke seines Landsmanns Francis Joyon von 2018 unterbot der 48-Jährige um rund 18,5 Stunden. Francois Gabart wurde Zweiter (6 Tage, 23 Stunden, 3 Minuten, 15 Sekunden).
"Ich bin erstaunlicherweise noch nicht einmal müde. Das Rennen war anstrengend, aber ich habe gut in meinen Rhythmus gefunden", sagte der zweimalige Ocean-Race-Sieger Caudrelier, der bei seiner Premiere bei der Rum-Regatta als Top-Favorit an den Start gegangen war: "Ich wollte dieses Rennen so gerne gewinnen."
Boris Herrmann steckt in der Flaute fest
Weiter hinten, in der Mitte des Atlantiks, muss sich die Flotte der fünf weiteren Bootsklassen noch zu den Passatwinden durchschlagen, die stabile und freundlichere Bedingungen mit sich bringen - darunter Boris Herrmann, der auf der ersten Rennhälfte nicht so richtig in Fahrt gekommen ist.
Kein Fortkommen in der Nacht
Aktuell steckt der 41-Jährige mit seinem Neubau "Malizia - Seaexplorer" in der Flaute fest und nutzte die ruhige See, um den Bordcomputer zu reparieren. Er könne sich nicht erklären, warum andere in der Nacht unter ähnlichen Bedingungen vorangekommen seien, "und ich bin praktisch stehen geblieben. Am Tag zuvor hatte ich noch gehofft, in Kürze zu Romain Attanasio aufzuschließen. Da waren es noch 30 Meilen, nun sind es 93."
Während der Franzose mit der "Fortinet - Best Western" im Klassement der Imocas Zwölfter ist, fiel Herrmann auf den 22. Rang zurück. Der im Imoca-Feld weiter führende Charlie Dalin hatte bei Halbzeit der Strecke noch rund 1.750 Seemeilen bis ins Ziel, Herrmann musste zeitgleich noch 2.165 Seemeilen absolvieren.
21 Boote mussten bislang aufgeben
Mittlerweile mussten 21 von 138 Startern bei der Route du Rhum aufgeben. Am Dienstag wurde der Franzose Fabrice Amedeo nach einer Explosion und Feuer an Bord seiner Yacht aus der Rettungsinsel geborgen, sein Boot sank. Erwan Thiboumérys Trimaran "Interaction", der nicht mehr richtig manövriert werden konnte, strandete vor der Küste Spaniens. Der Franzose hatte sein Boot zuvor aufgeben müssen und war von einem Helikopter geborgen worden.
In der Class-40-Klasse kollidierte Matthieu Perrant ("Inter Invest") mit einem nicht näher identifiziertem Objekt. Kiel, Ruder und Bug wurden stark beschädigt, er lief die Azoren an. In derselben Klasse mussten auch François Jambou, dem das Rigg brach, und Jean-Pierre Balmes wegen Problemen mit den Ballast-Tanks die Segel streichen. Beim Sturmrennen 2002 waren 48 Prozent der Starter ausgefallen.