Kieler Woche: Drei deutsche Siege zum Abschluss
Die 128. Kieler Woche wird den meisten der rund 4.000 Aktiven als Segel-Sommermärchen in Erinnerung bleiben. Die von Sonne und Wind oft verwöhnte weltgrößte Regattaserie ging am Sonntag mit den Medaillenfinals in den olympischen Klassen zu Ende.
Zwei deutsche Boote und iQFoil-Windsurferin Lena Erdil holten in den acht olympischen Disziplinen Siege. Im 470er-Mixed gewann das Ehepaar Malte und Anastasiya Winkel aus Kiel vor Simon Diesch/Anna Markfort (Friedrichshafen/Kiel). Für Malte Winkel und seine in der Ukraine geborene Ehefrau und Vorschoterin Anastasiya Winkel war es der erste Kieler-Woche-Sieg in der Karriere. "Es ist wunderschön, dass wir ihn gemeinsam erkämpfen konnten", sagte Anastasiya Winkel.
Wanser freut sich über gute Atmosphäre
Das Comeback der einstigen deutschen Paradedisziplin 470er in neuer Mixed-Konstellation hat die Nationalsegler beflügelt. "Vielleicht ist es neu für Segeldeutschland, dass wir uns alle trotz der Konkurrenzsituation so gut verstehen. Aber wir sind gemeinsam daran interessiert, dass wir bei Olympia Gold im 470er gewinnen", sagte Luise Wanser.
Bei zumeist traumhaften Bedingungen taten einige Ausfälle wegen Gewitter oder Flaute den Akteuren aus 49 Nationen nicht weh. 328 Rennen konnten die Veranstalter mit rund 400 Helferinnen und Helfern ins Ziel bringen. Organisationsleiter Dirk Ramhorst sagte: "Wir haben von vielen Teilnehmern gehört, dass die Kieler Woche für sie großes Kino war. Wir wollten die Besucher aus der Stadt zu den Seglern und das Segeln zu den Menschen bringen. Das ist gut gelungen."
Kördel unterliegt knapp
Zu den Top-Startern des Nationalteams zählte iQFoil-Ass Sebastian Kördel vom Norddeutschen Regatta-Verein (NRV). Der Windsurfer hatte seine Flotte mit neun Siegen in Serie bis zum Finale dominiert, bevor er sich Ethan Westera aus Aruba beugen musste. In den olympischen Einhanddisziplinen erkämpfte der Schleswiger Nik Aaron Willim in Abwesenheit von Weltmeister Philipp Buhl im Ilca 7 Platz vier.
Steinlein/Plößel vom Sieg selbst überrascht
Den dritten deutschen Kieler-Woche-Sieg holten Sophie Steinlein/Thomas Plößel vom Norddeutschen Regatta-Verein. Weil die Vorschoterin der jungen 49erFX-Steuerfrau erkrankt war, hatte sie den zweimaligen olympischen 49er-Bronzemedaillengewinner Plößel gefragt. Das ungleiche Duo setzte sich überraschend in der offen ausgeschriebenen olympischen Frauen-Disziplin 49erFX durch. "Mit dem Sieg haben wir nicht gerechnet", sagte Plößel.
Die olympischen Nacra-17-Bronzemedaillengewinner Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer zollten der sechswöchigen Babypause des Steuermanns Tribut. Kohlhoff war im Mai erstmals Vater geworden. Das Duo kam auf Platz acht.
Abschiedskuss bei Lutz/Beucke
Die Olympia-Zweiten Tina Lutz und Susann Beucke verabschiedeten sich nach 15 Jahren in einem Boot mit Platz sieben im 49erFX von ihrer Lieblingsregatta und dem gemeinsamen Leistungssport. Mit einem Abschiedskuss und Arm in Arm ließen sie sich nach dem Zieldurchgang von Familie und Fans auf dem Wasser mit Plakaten und lautem Jubel feiern. "Kiel hat sich von seiner besten Seite präsentiert. Es war einfach der Hammer", sagte Lutz.