Die Äthiopierin Yalemzerf Yehualaw beim Zieleinlauf beim Hamburg-Marathon 2022. © WITTERS Foto: TayDucLam

Hamburg-Marathon: Kotut und Yehualaw siegen mit Streckenrekorden

Stand: 24.04.2022 16:31 Uhr

Die 36. Auflage des Hamburg-Marathons ist zum Rekordrennen geworden: Der Kenianer Cybrian Kotut gewann mit Strecken-Bestzeit. Yalemzerf Yehualaw aus Äthiopien bot ein überragendes Marathon-Debüt und pulverisierte den Frauen-Rekord. Tausende Hobbyläufer waren am Start.

In einem packenden Sprint-Finish setzte sich Kotut in 2:04:47 Stunden vor Debütant Stephen Kissa aus Uganda durch, der sich um eine Sekunde geschlagen geben musste. Das Duo blieb deutlich unter dem bisherigen Streckenrekord des Kenianers Eliud Kipchoge (2:05:30) von 2013. Beim bisher schnellsten Marathon-Rennen in der Hansestadt unterboten selbst Workineh Tadesse (Äthiopien/2:05:07) als Dritter und Victor Kiplangat (Uganda/2:05:09) als Vierter die Bestmarke von Kipchoge.

Kotut: "Ich bin überglücklich"

"Ich bin überglücklich. Ich mochte die Atmosphäre sehr, ich würde gerne wiederkommen", sagte Sieger Kotut im NDR, der sich ausdrücklich bei den Tempomachern bedankte. "Sie haben mich lange vor dem manchmal unangenehmen Wind beschützt." Der Kenianer darf sich über die Siegerprämie von 25.000 Euro und eine zusätzliche Streckenrekordprämie von 15.000 Euro freuen.

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Yehualaw mit überragendem Debüt

Überstrahlt wurde das Ergebnis bei den Männern jedoch von Yehualaw, die neben 25.000 Euro Siegprämie eine extra ausgelobte Prämie für den inoffziellen Debüt-Weltrekord in Höhe von 25.000 Euro sowie 15.000 Euro für den Streckenrekord erhielt: alles in allem 65.000 Euro.

Die 10-Kilometer-Weltrekordlerin (29:14 Minuten) aus Äthiopien legte in der Hansestadt eine Wahnsinns-Premiere hin. Mit 2:17:23 Stunden blieb sie rund viereinhalb Minuten unter der bisherigen Bestzeit ihrer Landsfrau Meselech Melkamu (2:21:54) von 2016. Die Britin Paula Radcliffe hatte 2002 bei ihrem Debüt in London 2:18:56 Stunden benötigt. "Ich bin sehr glücklich über meinen Sieg. Es war eine schöne Strecke, die Zuschauer haben mich hervorragend unterstützt", sagte Yehualaw.

Hendel läuft Bestleistung und will zur EM

Die Braunschweigerin Kristina Hendel unterbot als Fünfte in 2:27:29 Stunden ihre bisherige persönliche Bestleistung um eine Sekunde und knackte damit die Normen für die diesjährigen Welt- und Europameisterschaften.

"Es war echt hart", sagte Hendel. "Schon bei Kilometer 18 habe ich Krämpfe bekommen. Zum Glück ging es nach drei Kilometern wieder." Sie hatte eine Zeit um 2:25 Stunden angepeilt. "Das war mit dem Wind etwas schwierig."

Schöneborn zufrieden als Neunte

Hendel besitzt die kroatische Staatsbürgerschaft sowie seit zwei Jahren auch einen deutschen Pass. Sie ist international noch nicht für Deutschland startberechtigt, ob sich das ändert, soll sich in Kürze entscheiden. "Ich bin optimistisch, dass ich bei der EM dabei bin", sagte die 25-Jährige. Neunte wurde in 2:29:51 die zweitbeste Deutsche Deborah Schöneborn (ebenfalls Berlin). "Ich bin total zufrieden, weil ich nach einem schweren Winter nicht wusste, wo ich stehe", so Schöneborn.

Jeweils sechs Startplätze für die begehrte Heim-EM und drei für die WM hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) zu vergeben. Ein Doppelstart ist ausgeschlossen.

Pflieger muss aufgeben - Motschmann mit Problemen

Hinter ihren Zielsetzungen zurück blieben die beiden Berliner Philipp Pflieger und Johannes Motschmann. Pflieger musste nach rund 30 Kilometern mit Rückenbeschwerden aussteigen. Motschmann, der sich zwischendurch an den Oberschenkel fasste und stehenbleiben musste, kämpfte tapfer und belegte in 2:17:08 Stunden Rang 24.

"Aufgeben war keine Option, das war ich auch den Zuschauern schuldig. Ich bin stolz, es ins Ziel geschafft zu haben, aber auch frustriert." Johannes Motschmann

"Ich weiß auch nicht genau, woran es lag. Ich war sehr früh sehr verkrampft, hatte überhaupt keinen Spaß beim Laufen", sagte Motschmann. Bester deutscher Läufer war Florian Röser aus Konstanz. Der 29-Jährige verpasste in 2:15:03 Stunden als 21. die EM-Norm um etwas mehr als eine halbe Minute.

Sportsenator Grote: "Tag, auf den alle gewartet haben"

Bei traumhaftem Wetter, allerdings auch viel Wind hatten am Sonntagmorgen neben den Profis auch Tausende Hobbyläufer die Strecke quer durch die Hansestadt in Angriff genommen. Knapp über 29.000 Teilnehmer hatten für die unterschiedlichen Strecken gemeldet, darunter rund 10.600 für den Marathon.

Nach einer Corona-bedingt reduzierten 35. Auflage im vergangenen Jahr säumten beim 36. Hamburg-Marathon auch wieder Zehntausende Zuschauer die Straßen der Hansestadt und feuerten die Läuferinnen und Läufer lautstark an.

"Das ist der Tag, auf den alle nach zwei Jahren Pandemie gewartet haben. Es ist auch ein Signal für die ganze Stadt: Die Normalität ist wieder zurück." Sportsenator Andy Grote (SPD)

Der Hamburg-Marathon war das erste große Zuschauerevent in der Hansestadt seit März 2020 ohne größere Corona-Beschränkungen. Alle Läufer mussten allerdings geimpft oder genesen sein. "Heute hat alles gepasst. Wir hoffen, dass das nicht für die nächsten zehn Jahre aufgebraucht ist", sagte Organisator Frank Thaleiser.

 

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 24.04.2022 | 09:00 Uhr

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