Stand: 02.08.2018 08:55 Uhr

Stefan Effenberg - Reizfigur und genialer Regisseur

von Matthias Heidrich, NDR.de

Die Fans liebten oder hassten ihn, ignorieren konnte den Fußball-Profi Stefan Effenberg niemand. Der Hamburger avancierte zu einem der besten Mittelfeldspieler der Welt, der unumstrittene Führungsfigur bei Bayern München war. Doch Kontroversen waren ein ständiger Begleiter des "Cheffe", der kaum einem Konflikt aus dem Weg ging.

Die Fußball-Karriere von Stefan Effenberg begann etwas unverhofft. 1986 im Alter von 17 Jahren war der schon damals hoch aufgeschossene Mittelfeldspieler im Auswahlteam des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) nicht mehr als ein Mitläufer. Als die HFV-Elf in diesem Jahr als erste und bislang einzige Mannschaft aus dem kleinen Bundesland im hohen Norden den DFB-Länderpokal in Duisburg-Wedau - der jährlichen Talentschau im deutschen Fußball - gewann, waren Akteure wie Holger Stanislawski oder Ralph Jester die Leistungsträger.

Erster Profivertrag für den Hamburger Jung'

Folgerichtig interessierte sich auch niemand vom DFB für den am 2. August 1968 in Hamburg-Niendorf geborenen Blondschopf, der beim Bramfelder SV das Kicken erlernte und im Alter von sechs Jahren zum SC Victoria, dem Club seines Vaters, wechselte. Im Nachhinein könnte man sagen, dass Wolf Werner das bessere Auge hatte. Der damalige Co-Trainer von Jupp Heynckes beim Bundesligisten Borussia Mönchengladbach erkannte Effenbergs Talent und holte den "Mitläufer" nach dem Länderpokal an den Bökelberg. Werner, der ein Jahr später Heynckes als Cheftrainer beerbte, sollte sich nicht geirrt haben. Der Hamburger Jung' fand sich schnell zurecht, bekam für die Saison 1987/88 seinen ersten Profivertrag und hatte sich mit Ende der Hinrunde einen Stammplatz erkämpft - als 19-Jähriger.

"Ein Egoist und Mannschaftsdiener zugleich"

Effenbergs Karriere in Zahlen

  • 35 Länderspiele (5 Tore)
  • 370 Bundesligaspiele (71 Tore)
  • 30 Spiele Serie A/Italien (5 Tore)
  • 26 Spiele Serie B/Italien (7 Tore)
  • 61 Europapokalspiele (16 Tore)
  • Deutscher Pokalsieger 1995 (Borussia Mönchengladbach) und 2000 (Bayern München)
  • Deutscher Meister 1999, 2000 und 2001 (Bayern München)
  • Champions-League-Sieger 2001 (Bayern München)
  • Weltpokalsieger 2001 (Bayern München)

Mit seinem langen blonden Haar und 1,88 m Körpergröße ähnelte der Senkrechtstarter nicht nur äußerlich dem Bökelberg-Idol Günter Netzer. Ebenso wie der einst geniale Spielmacher durchmaß Effenberg sein Reich - das Mittelfeld - mit großen Schritten, schlug kluge Pässe und dirigierte seine Nebenleute. Mangelndes Selbstbewusstsein konnte ihm dabei keiner vorwerfen. Fluch und Segen der Effenbergschen Karriere, wie sich in den folgenden Jahren zeigen sollte. "Ein Egoist und Mannschaftsdiener zugleich" schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" bereits 1990, als der Regisseur zum FC Bayern München wechselte. Mit Undiszipliniertheiten auf und abseits des Rasens pflegte der Hamburger seinen Ruf als Reizfigur mit Hang zur Arroganz von Beginn an. "Man konnte ihn lieben oder hassen, aber ignorieren konnte man Effenberg nie", bemerkte der "Münchner Merkur" 2002.

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 03.08.2017 | 09:25 Uhr

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