HSG Nordhorn-Lingen und die unverhoffte zweite Chance
Durch die Corona-Krise und den Saisonabbruch im Frühjahr ist die HSG Nordhorn-Lingen unerwartet in der Handball-Bundesliga geblieben. Es bietet sich eine neue Chance - die will sie nutzen.
Ohne Corona wäre die Vorbereitung der HSG Nordhorn-Lingen eine ganz andere gewesen. Dann hätte sich der Handball-Club aus der Grafschaft Bentheim auf zukünftige Duelle mit Teams wie der HSG Konstanz, dem TuS Ferndorf oder dem Dessau-Rosslauer HV 06 eingestellt. Von erneuten Punktspielen gegen den THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt oder die TSV Hannover-Burgdorf hätten sie an der deutsch-niederländischen Grenze nur träumen können. Schließlich hatte sich für Nordhorn-Lingen Anfang März die Situation in der Bundesliga als aussichtslos erwiesen - der Aufsteiger war abgeschlagen Tabellenletzter. Längst planten die Niedersachsen für die Zweite Liga.
Durch Saisonabbruch zum Klassenerhalt
Dann kam das Virus, zuerst nach Europa, bald darauf nach Deutschland - und die HSG sollte zu einem Gewinner der Corona-Krise werden. Als die Handball-Bundesliga (HBL) die Saison abbrach und im Zuge dessen erklärte, dass es in der Saison 2019/2020 keinen Absteiger geben werde, war die HSG Nordhorn-Lingen am grünen Tisch zum Klassenerhalt gelangt. Und das mit gerade einmal vier gewonnenen Punkten. Es ist schwer vorstellbar, dass noch einmal ein Club mit einer solch schwachen Ausbeute die Klasse halten wird.
Nordhorn-Lingen hat Chance gerne angenommen
Die HSG hat die unverhoffte Chance auf eine deutliche Steigerung im zweiten Anlauf liebend gerne angenommen. Das pragmatische Motto lautet: Es kann ja nur besser werden als im ersten Versuch. Damit dies auch tatsächlich so kommt, hat der Club auf einer entscheidenden Position einen personellen Wechsel vorgenommen: Der isländische Trainer Geir Sveinsson, unter dem die Niedersachsen 25 ihrer 27 Partien verloren hatten, musste gehen - weil "die Mannschaft nach diesem schwierigen Jahr einen neuen Impuls auf der Trainerbank braucht", wie Geschäftsführer Matthias Stroot erklärte.
HSG-Trainer Kubes soll neue Impulse setzen
Als Nachfolger auserkoren wurde der Tscheche Daniel Kubes, der zwischen 2006 und 2008 schon für den Verein gespielt und mit diesem als Abwehrchef 2008 den EHF-Cup gewonnen hatte. Stroot: "Wir sind uns sicher, mit ihm den Trainer gefunden zu haben, der mit seinem Fachwissen, seinem Ehrgeiz und seiner Persönlichkeit neue Impulse setzen kann. Wir denken, dass wir mit ihm zu der Spielidee zurückkehren, die uns auch zum Aufstieg verholfen hat." Mit dazu beitragen soll auch der damalige Aufstiegstrainer. Heiner Bültmann ist nach längerer Krankheitsphase als Sportlicher Leiter wieder zurück. Er soll sich auch im Training mit einbringen und bei den Spielen auf der Bank sitzen.
Wenig Veränderungen im Nordhorner Team
Das Team hat sich dagegen kaum verändert. Und das lässt Zweifel zu, ob es in der neuen Saison für die HSG tatsächlich so viel besser wird, dass nach dem 38. Spieltag vier andere Teams die Abstiegsränge besetzen werden. Nur zwei Zugänge wurden vermeldet: Vom Zweitligisten TV Hüttenberg kam der schwedische Rückraumspieler Markus Stegefelt, der infolge eines Verkehrsunfalls mit seinem Roller noch nicht einsatzfähig ist, zudem verpflichtete der Club den 21 Jahre alten niederländischen Rechtsaußen Sander Visser von KRAS/Volendam.
Am besten aufgestellt ist Nordhorn-Lingen auf der Torhüterposition und auf den Außen, wo der Östereicher Robert Weber (34 Jahre) und der Tscheche Pavel Mickal (36) allerdings auch nicht mehr die Jüngsten sind. Los geht für die HSG die "Mission impossible reloaded" am Sonnabend mit einem Heimspiel gegen die Füchse Berlin. Womöglich ist das ein gutes Omen: Einer der beiden Siege in der Vorsaison gelang gegen die Hauptstädter.
