Wolfsburgs Alexandra Popp ist enttäuscht. © IMAGO / HMB-Media

VfL-Fußballerinnen verlieren klar und müssen Titel abschreiben

Stand: 14.05.2023 16:57 Uhr

Die Bundesliga-Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben im Meisterschaftskampf den vermutlich entscheidenden Rückschlag erlitten. Das Team von Coach Tommy Stroot verlor bei Eintracht Frankfurt in der Höhe sensationell mit 0:4 (0:2) und hat nun vier Zähler Rückstand auf den FC Bayern.

von Hanno Bode

Die Münchnerinnen hatten bereits am Freitagabend die TSG Hoffenheim durch einen Treffer von Lea Schüller mit 1:0 bezwungen und können nun zwei Spieltage vor dem Saisonende den Champagner - oder wahlweise wie an der Isar eher üblich - das Weißbier kaltstellen. Den "Wölfinnen" bleiben derweil noch die Finals im DFB-Pokal und in der Champions League.

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Die Wolfsburger Fußballerinnen Jill Roord (l.) und Alexandra Popp. © IMAGO / Beautiful sports

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Sollten die Niedersächsinnen allerdings in diesen beiden Endspielen ähnlich schwach auftreten wie am Sonntagnachmittag vor 17.800 Zuschauerinnen und Zuschauern in der Multifunktionsarena im Frankfurter Stadtwald, dürfte es mit einem Titel in dieser Serie äußerst schwer werden. Ein Eigentor von Ewa Pajor (17.) sowie Treffer von Nicole Anyomi (45.) und Laura Freigang (61., 66.) sorgten für das VfL-Debakel.

Höchste Bundesliga-Pleite für VfL seit 2016

Es war die höchste Wolfsburger Bundesliga-Niederlage seit dem 8. Mai 2016. Seinerzeit hatte der Werkclub bei Turbine Potsdam ebenfalls mit 0:4 verloren. Torschützinnen für die Brandenburgerinnen waren unter anderem die heutigen "Wölfinnen" Svenja Huth und Felicitas Rauch.

"Wölfinnen" ohne den richtigen Biss

Die VfL-Fußballerinnen sahen sich von Beginn an mit sehr energisch zu Werke gehenden Frankfurterinnen konfrontiert, die im Vergleich zum Hinrunden-Duell, das die "Wölfinnen" mit 5:0 gewonnen hatten, nicht wiederzuerkennen waren. Die Gastgeberinnen waren griffig in den Zweikämpfen und wussten durch schnelle und schnörkellos vorgetragene Angriffe zu gefallen. Ihnen kam dabei im ersten Abschnitt auch zugute, dass bei den Wolfsburgerinnen die Abstände zwischen Abwehr und Mittelfeld häufig suboptimal waren. So ergaben sich Räume, in die Anyomi und Co. immer wieder mit viel Tempo hineinstießen.

Pajors Eigentor bringt Frankfurt in Führung

Die Nationalspielerin besaß auch die erste nennenswerte Chance, als sie in der 16. Minute mit einem wuchtigen Linksschuss, der noch abgefälscht wurde, am Pfosten scheiterte. Kurz danach segelte ein kurz ausgeführter Eckstoß in den Strafraum der "Wölfinnen" und prallte von Pajors Schulter ins Gehäuse. Ein fraglos unglückliches Gegentor. Aber eben auch eines, das mit etwas mehr Konzentration, besserer Raumaufteilung und einer anderen Körperspannung vielleicht zu verhindern gewesen wäre.

"Da ist keine Zuordnung und kein Zugriff in der Box gewesen. Mir fehlt so ein bisschen die Intensität bei Wolfsburg, diese Galligkeit", sagte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in der Halbzeitpause im Ersten.

Anyomi erhöht kurz vor der Halbzeit

Pajor hätte ihr Missgeschick bald darauf wettmachen können beziehungsweise müssen. Nach einer präzisen Flanke von Svenja Huth kam sie am kurzen Pfosten völlig freistehend zum Abschluss, köpfte den Ball aber am Gehäuse vorbei (24.). Sekunden vor der Pause verpasste die Polin erneut mit der Stirn ihren zwölften Saisontreffer (45.+2.). Zu diesem Zeitpunkt lagen die Niedersächsinnen bereits mit 0:2 in Rückstand: Anyomi kam mit viel Tempo auf Kathrin Hendrich zu, spielte ihre Nationalmannschaftskameradin mit etwas Glück aus und schob den Ball an Merle Frohms vorbei ins lange Eck.

VfL nach der Pause bemüht, aber harmlos

Stroot wechselte zum zweiten Durchgang Jule Brand für Sveindis Jonsdottir und Tabea Waßmuth für Lynn Wilms ein. Zudem stellte der VfL-Coach von einer Vierer- auf eine Dreier-Abwehrkette um. Wolfsburg wollte und musste nun volles Risiko gehen, um die dritte Saisonniederlage zu verhindern. Die Niedersachsen schafften es auch, die Eintracht in der eigenen Hälfte einzuschnüren. Aber sie vermochten es viel zu selten, die im Defensivverbund ausgezeichnet organisierten Frankfurterinnen vor schwere oder gar unlösbare Aufgaben zu stellen. Vier Tage vor dem Finale am Donnerstag im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg war bei den Niedersächsinnen irgendwie der Wurm drin.

Doppelpack von Freigang sorgt für Entscheidung

Insbesondere in der Arbeit gegen den Ball zeigte der VfL zu viele Schwächen. So auch in der 61. Minute, als sich die Gastgeberinnen mit einem langen Ball befreiten und dann über drei Stationen zum 3:0 kamen: Die überragende Freigang brauchte nach einem präzisen Zuspiel von Lara Prasnikar nur noch den Fuß hinzuhalten. Dass Marina Hegering zuvor weggerutscht war, passte ins Bild eines unglücklichen Wolfsburger Auftritts. Auch beim vierten Gegentreffer machten die Gäste eine schlechte Figur. Diesmal bediente Prasnikar im Fallen Freigang, die Frohms mit einem Rechtsschuss keine Abwehrmöglichkeit ließ.

Der VfL war anschließend zwar bemüht, noch Ergebniskosmetik zu betreiben. Aber selbst der Ehrentreffer blieb dem Stroot-Team an diesem schwarzen Tag verwehrt.

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Wolfsburgs Spielerinnen jubeln nach dem Spiel. © IMAGO / Sports Press Photo

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 14.05.2023 | 13:00 Uhr

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