Trainingsauftakt beim FC St. Pauli © Witters Foto: Tay Duc Lam

St. Pauli startet mit drei Neuen - Hängepartie um Kyereh und Burgstaller

Stand: 12.06.2022 14:00 Uhr

Neue Saison, alte Themen: Fußball-Zweitligist FC St. Pauli ist in die Vorbereitung für die Saison 2022/2023 gestartet. Die Personaldebatten um Daniel-Kofi Kyereh und Guido Burgstaller gehen beim Kiezclub auch nach der Sommerpause weiter.

Erstmals nach zwei Jahren Corona-Pandemie waren am Sonnabend wieder Zuschauerinnen und Zuschauer auf dem Trainingsgelände an der Kollaustraße erlaubt. Rund 200 Fans applaudierten den 21 Spielern, als sie auf das Spielfeld kamen. "Es geht wieder neu los, neue Gesichter, neue Saison", sagte Trainer Timo Schultz. "Es war schon als Spieler so, dass ich mich schon nach zehn Tagen Pause gefreut habe, die Jungs wiederzusehen."

Kyereh (Nationalmannschaftsabstellung) und Burgstaller, der vom Club einen verlängerten Urlaub bekommen hat, fehlten nach 26 fußballfreien Tagen allerdings. Ein Wechsel des 33 Jahre alten Burgstaller in seine österreichische Heimat zu Rapid Wien steht laut Medienberichten unmittelbar bevor. Heißt es. Doch das heißt es bereits seit Wochen.

Wohin zieht es Kyereh?

Gleiches gilt für Kyereh, der den Kiezickern trotz eines bis 2023 laufenden Vertrages bei einer kolportierten Ablöse von drei Millionen Euro den Rücken kehren dürfte. Schultz gibt sich keinen Illusionen hin, den Mittelfeldspieler zu halten. "Wenn er in zwei Wochen hier auf dem Trainingsplatz steht, würde mich das freuen." So lange ihm Sportchef Andreas Bornemann keine andere Information gebe, plane er so. "Trotzdem kenne ich das Geschäft und weiß, was für Kräfte im Hintergrund da wirken."

Angebote aus der Bundesliga sollen dem ghanaischen Nationalspieler vorliegen, aus Freiburg, Mönchengladbach und Bremen. Entschieden hat sich der 26-Jährige immer noch nicht. Jüngst unterbrach er extra eine Nationalmannschaftsreise, um weitere Verhandlungen zu führen. Ein Ende des Transferpokers ist dennoch vorerst nicht in Sicht.

Hängepartien stellen Neuzugänge in den Schatten

Trainer Timo Schultz (r.) vom FC St. Pauli mit den Neuzugängen (v.l.) Manolis Saliakas, Carlo Boukhalfa und David Nemeth © Witters Foto: Tay Duc Lam
Gruppenbild mit Trainer: St. Paulis Neuzugänge Manolis Saliakas (v.l.), Carlo Boukhalfa und David Nemeth mit Timo Schultz.

Und so stellen die Hängepartien um zwei Leistungsträger die Neuverpflichtungen von Bornemann in den Schatten. Mit Innenverteidiger David Nemeth (21 Jahre) vom 1. FSV Mainz 05 hat der Kiezclub vor wenigen Tagen den wohl teuersten Transfer seiner Vereinsgeschichte getätigt. Kolportierte 1,5 Millionen Euro soll das österreichische Talent gekostet haben. Neu besetzt wurde zudem die Position des Torwarttrainers, wie der Club am Sonnabend bekannt gab. Der 43-Jährige Marco Knoop, der zuletzt beim dänischen Erstligisten FC Nordsjaelland arbeitete, ersetzt Mathias Hain.

Mit Manolis Saliakas (25 Jahre, PAS Giannina), Carlo Boukhalfa (23 Jahre, SC Freiburg) und Nemeth standen zum Trainingsauftakt drei Spieler auf dem Platz, die der Kaderverjüngung bei St. Pauli ein Gesicht geben. Zu ihnen soll auch Connor Metcalfe (22 Jahre, Melbourne City) gehören, der aufgrund der langen Saison in Down Under noch Extra-Urlaub genießt. "Es war wirklich sehr schön, wie uns die Fans empfangen haben. Da hatte man direkt richtig Lust auf das Training", betonte Mittelfeldspieler Boukhalfa.

Erfahrung durch Abgänge verloren

Bornemanns bisheriger Weg auf dem Transfermarkt birgt allerdings Risiken. Mit Ex-Kapitän Phlipp Ziereis, der am Freitag beim Linzer ASK unterschrieb, sowie Christopher Buchtmann, James Lawrence und Rico Benatelli haben erfahrene Profis, die teilweise Mitglied des Mannschaftsrats waren, St. Pauli verlassen.

Dienstältester Profi im Kader ist Christopher Avevor, der seit 2016 unter Vertrag steht, aber aufgrund von Verletzungsproblemen seit November 2020 kein Spiel mehr absolviert hat. Ihm folgt Luca Zander, der seit 2019 am Millerntor verteidigt. Alle anderen seiner Mannschaftskollegen kamen nach ihm.

Wer soll künftig die Tore schießen?

St. Pauli teilte mit, dass die noch fehlenden Spieler "nach und nach in den kommenden Tagen und Wochen ins Training einsteigen" werden. Aber ob das auch für Burgstaller und Kyereh gilt? Ohne sie stünden die Kiezkicker offensiv aktuell ziemlich blank da - zumal die Abgänge von Simon Makienok und Maximilian Dittgen bereits feststehen. Mit Igor Matanovic und Etienne Amenyido stehen nur zwei weitere Stürmer unter Vertrag. Ein neuer Angreifer ist noch nicht verpflichtet, die Gerüchte um Christoph Daferner von Dynamo Dresden halten sich hartnäckig. Doch er alleine wird die Lücke nicht schließen können.

Neben dem Platz wird in den kommenden Wochen bei St. Pauli noch viel gewerkelt und auf dem Rasen viel geschwitzt werden, um dem Kader ein neues Gesicht zu geben. Viel Zeit bleibt den Kiezkickern bis zum Saisonauftakt Mitte Juli allerdings nicht mehr. Immerhin: Die vergangene Saison mit dem knapp verpassten Aufstieg hat Schultz verarbeitet. "Ich bin eh der Typ, der freudig in die Zukunft schaut. Das habe ich auch relativ schnell geschafft." Auch mögliche Spannungen im Verhältnis zu Bornemann wollte er nicht überbewerten: "Wir arbeiten professionell miteinander. Wir haben immer Lösungen gefunden für die einzelnen Themen."

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 11.06.2022 | 19:30 Uhr

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