Trainer Timo Schultz vom FC St. Pauli © Witters Foto: Valeria Witters

FC St. Pauli: Rückendeckung für Schultz, Trinkbefehl fürs Team

Stand: 06.12.2020 13:21 Uhr

Timo Schultz sucht nach der Pleite in Braunschweig weiter nach Lösungen, um nicht dauerhaft mit dem FC St. Pauli in Abstiegsnot zu geraten. Wächst bald auch der Druck auf den Trainer?

Die frühe Führung durch Maximilian Dittgen hatte nicht den erhofften Effekt. Keine 120 Sekunden waren gespielt, da hatte der St.-Pauli-Angreifer im Duell der beiden Kellerkinder den Ball zum 1:0 über die Linie gebracht. Am Ende der Partie jubelten dennoch die Braunschweiger über einen, wie Trainer Daniel Meyer meinte, "dreckigen" 2:1-Erfolg.

Die Hamburger leckten derweil im Eintracht-Stadion ein weiteres Mal ihre Wunden. In Zahlen ausgedrückt lautet die Bilanz seit Sonnabendnachmittag: Vier Niederlagen hintereinander, acht Spiele ohne Sieg - und nur ein Tor erzielt. Nach zehn Spieltagen steht St. Pauli auf einem Abstiegsplatz und ist mit sieben Punkten Vorletzter.

Schultz: "Von einzelnen Spielern enttäuscht"

Zwar schien der Dittgen-Treffer dem Spiel den Fußballern des Zweitligisten zumindest eine zeitlang Sicherheit zu verleihen, das Leistungsniveau blieb trotzdem überschaubar. Braunschweig wirkte zwar ähnlich einfallslos, die Tore machten die Niedersachsen gegen eine erneut wackelige St-Pauli-Abwehr schließlich doch. Beim 1:1 vom Marcel Bär profitierten die "Löwen" von einem zögerlichen Robin Himmelmann im Tor der Gäste. Beim Siegtreffer von Fabio Kaufmann kam Daniel Buballa mit seiner Grätsche zu spät.

"Ich habe keine Lust, jede Woche dasselbe zu erzählen", sagte Trainer Schultz nach dem Spiel im Interview mit dem NDR. Genau genommen hatte sich der Nachfolger von Jos Luhukay in der Vorwoche nach der 0:1-Niederlage gegen den VfL Osnabrück allerdings noch optimistisch gezeigt, dass mit ähnlichen Leistungen bald auch wieder Punkte eingefahren werden.

Das klang nun gänzlich anders: "Wir waren 80 Minuten nicht anwesend", fiel die Kritik an der eigenen Mannschaft deftig aus. Außerdem, so Schultz, seien weder Mut noch der Versuch, etwas gestalten zu wollen, erkennbar gewesen. Die Niederlage habe man sich "zu 100 Prozent selbst zuzuschreiben".

Schläfrig, leise, lethargisch - die Attribute, die Schultz einigen seiner Spieler verlieh, machten vor allem eines deutlich: Der Zeitpunkt für personelle Konsequenzen scheint für den 43-Jährigen gekommen. Er sei "von einzelnen Spielern enttäuscht, weil ich ihnen viel Vertrauen entgegengebracht habe", und es sei "vielleicht der Zeitpunkt gekommen, die alten Erbhöfe zu streichen". Auch wenn Schultz zumindest öffentlich keine Namen nannte, viel härter kann ein Trainer mit Teilen seines Kaders nicht ins Gericht gehen.

Gelingt die Wende bis zum Jahreswechsel?

Helfen sollen offenbar auch andere Mechanismen, die simpel klingen, mit denen Schultz seine Spieler aber durchaus auch in die Verantwortung nehmen will: "Ich würde mir mal einen Mannschaftsabend wünschen, wo sie sich mal richtig einen in die Birne kippen", sagte der Coach. Man solle "sich untereinander die Meinung" sagen, damit es "danach mal vorwärts geht". Ein indirekter Tinkbefehl also, gepaart mit einem reinigenden Gewitter?

Die drei restlichen Partien des Jahres gegen Aue, Würzburg und Düsseldorf werden die Antwort darauf geben, inwieweit dieser Vorschlag fruchtet. Vorab wird Schultz Entscheidungen treffen müssen, wer kurzfristig eine weitere Chance in der Startelf erhält und wer nicht. Spieler wie Leart Paqarada, Finn Ole Becker und Lukas Daschner, die in Braunschweig eingewechselt wurden, könnten (wieder) eine Chance von Beginn an erhalten.

Bornemann: Der Job des Trainers ist "sehr sicher"

Die Rückendeckung für Schultz scheint innerhalb des Vereins noch gegeben. Der Job des Trainers sei "sehr sicher", betonte Sportchef Andreas Bornemann: "Er soll sich keine Gedanken machen, mit seinem Trainerteam macht er es sehr gut." Ob der Treueschwur bestehen bleibt, wird dabei einerseits von den kommenden Ergebnissen abhängen. Das künftige Auftreten der Spieler wird nicht weniger wichtig sein.

"Wir haben uns viel vorgenommen, sind leistungsmäßig gut in die Saison gestartet. Aber durch die vier Niederlagen in Serie sind wir erst einmal tief eingegraben im Keller", ist sich Bornemann der angespannten Niederlage durchaus bewusst. Die nötige Substanz innerhalb der Mannschaft, den Turnaround zu schaffen, sei aber gegeben.

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Sportclub | 06.12.2020 | 22:50 Uhr

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