Schachtar Donezk hofft in Hamburg auf Sensation gegen FC Barcelona
Der ukrainische Fußball-Meister empfängt heute den spanischen Titelträger FC Barcelona um die deutschen Nationalspieler İlkay Gündoğan und Marc-André ter Stegen zum Champions-League-Gruppenspiel in Hamburg. Der bis dato letzte Auftritt der Katalanen im Volksparkstadion liegt bereits über ein Jahrzehnt zurück und hinterließ an der Elbe einen faden Beigeschmack.
Getreu dem Motto: "Man gönnt sich ja sonst nichts", ließ sich der 2012 bereits hochverschuldete Hamburger SV zu seinem 125. Vereinsgeburtstag nicht lumpen und lud den ruhmreichen FC Barcelona zum Jubiläumsspiel in die Imtech Arena ein, wie der Fußball-Tempel an der Sylvesterallee seinerzeit noch hieß. Dafür hätte der HSV vertragsgemäß eigentlich stolze 1,25 Millionen Euro an den spanischen Club überweisen müssen. Tat er dann jedoch nicht. Denn da der damalige "Barca"-Superstar Lionel Messi sein Mitwirken wegen angeblicher Wadenprobleme kurzfristig absagte, reduzierte sich die Antrittsgage auf 825.000 Euro.
HSV-Jubiläumsspiel gegen Barcelona gerät 2012 zur Farce
Das freute den Schatzmeister des HSV, enttäuschte jedoch die Fans. Und weil die Katalanen an jenem Abend des 24. Juli 2012 dann auch noch ohne ihre spanischen Nationalspieler antraten, die just Europameister geworden waren, bekamen die über 55.000 Zuschauer nur eine B-Elf von Barcelona zu sehen.
Dies allerdings auch nur bis zur Halbzeit. Denn dann nahm Trainer Francesc "Tito" Vilanova i Bayó gleich neun Wechsel vor, sodass aus dem B- ein C-Team wurde. Die bunt zusammengewürfelte Mannschaft war allerdings immer noch zu stark für die Hamburger um ihren heutigen Vereinspräsidenten Marcell Jansen: Barcelona siegte mit 2:1.
Donezk-Coach Pusic: "Jedes Spiel ist anders"
Elf Jahre und knapp vier Monate später wird der spanische Meister erneut im Volksparkstadion auflaufen. Heute (18.45 Uhr) heißt der Gastgeber dann allerdings nicht HSV, sondern Schachtar Donezk. Der ukrainische Titelträger trägt seine Champions-League-Gruppenspiele wegen des Krieges in seiner Heimat in der Arena des Hamburger Zweitligisten aus und hofft darauf, den bis dato verlustpunktfreien Iberern ein Bein stellen zu können.
"Das ist eine wunderbare Mannschaft, eine der besten Europas. Es ist eine Herausforderung gegen sie zu spielen", lobte Schachtar-Coach Marino Pusic auf der Pressekonferenz am Montagabend den kommenden Gegner zunächst über den grünen Klee. Dann aber gab sich der 52-Jährige kämpferisch: "Es ist ein neues Spiel. Und jedes Spiel ist anders."
Schachtar verliert in Barcelona nur knapp
Pusic sprach damit auf die Auswärtspartie von Donezk am 25. Oktober in Barcelona an, die nur knapp mit 1:2 verloren wurde. Georgiy Sudakov - umworbenes Mittelfeld-Talent der Ukrainer - gelang in der 62. Minute der Anschlusstreffer. Es war das erste Gegentor von Nationalkeeper ter Stegen in dieser "Königsklassen"-Saison. Dass sein Team bis zum Schlusspfiff auf einen Punktgewinn vor 41.409 Zuschauern im Estadi Olimpic Lluis Companys hoffen durfte, macht Pusic Mut. Zumal er seit dieser Begegnung knapp zwei Wochen Zeit hatte, seinem neuen Team seine Idee vom Fußball näherzubringen.
"Ich lerne meine Mannschaft von Tag zu Tag besser kennen und sehe die Möglichkeiten der verschiedenen Spieler. Ich habe einen klaren Plan im Kopf", sagte der vormalige Co-Trainer von Feyenoord Rotterdam. Er hatte am Tag vor dem Champions-League-Spiel in Barcelona bei Schachtar die Nachfolge von Patrick van Leeuwen angetreten.
Donezk droht bei Pleite vorzeitiger K.o.
Unter dem Vorgänger von Pusic hatten die Ukrainer ihr erstes "Heimspiel" in Hamburg gegen den FC Porto mit 1:3 verloren und anschließend bei Royal Antwerpen 3:2 gewonnen. Nach der knappen Niederlage in Barcelona ist Donezk im Kampf um den zweiten Platz in der Gruppe H, den derzeit Porto belegt, unter Zugzwang.
Bei einer neuerlichen Pleite und einem gleichzeitigen Sieg der Portugiesen gegen Antwerpen würden die Chancen auf einen Achtelfinal-Einzug auf ein Minimum sinken.
"Barca" mit allen Stars um Lewandowski in Hamburg
Möglicherweise können die Osteuropäer aber davon profitieren, dass Barcelonas Coach Xavi die Rotationsmaschine anwerfen wird. "Wir spielen alle drei bis vier Tage. Deswegen ist es wichtig zu wechseln. Einige Spieler sind müde, erschöpft oder angeschlagen. Deswegen werden wir sicherlich Änderungen vornehmen", kündigte der 43-Jährige an. Wem er eine Ruhepause gönnen wird, verriet der Weltmeister von 2010 nicht.
Immerhin: Anders als 2012 zum Jubiläumsspiel gegen den HSV sind die Katalanen diesmal mit all ihren Stars um Ex-Bundesliga-Torjäger Robert Lewandowski, ter Stegen, Gündoğan und Co. in Hamburg eingetroffen. Und weil sich der spanische Meister mit einem Sieg vorzeitig für die Runde der letzten 16 qualifizieren würde, besteht für die Zuschauer im noch nicht ganz ausverkauften Volksparkstadion die berechtigte Hoffnung, auch das zu sehen, wofür sie viel Geld bezahlt haben: Barcelonas A-Team.