Jamal Musiala vom FC Bayern München im Spiel gegen den VfL Wolfsburg © IMAGO / Claus Bergmann

Jamal Musiala: Bayerns Weltklasse-Juwel, Wolfsburgs Problem

Stand: 14.08.2022 10:14 Uhr

Am zweiten Bundesliga-Spieltag steht für den VfL Wolfsburg bereits das schwerste Auswärtsspiel an. Beim jetzt schon übermächtig erscheinenden FC Bayern München hängen die Trauben extrem hoch. Das liegt nicht zuletzt an Jamal Musiala, der einen sensationellen Saisonstart hingelegt hat und das Potenzial zum Weltstar hat.

von Matthias Heidrich

Mit Lobeshymnen auf junge Spieler sind sie beim FC Bayern München eher vorsichtig. Zu groß kann die Fallhöhe sein, wenn die Jungstars zu früh in den Himmel gehoben werden. Bei Jamal Musiala den Ball flach zu halten, brachten die Verantwortlichen des Rekordmeisters nach dessen Gala-Auftritten im Supercup gegen Leipzig und beim Saisonauftakt in Frankfurt aber nicht fertig.

Lewandowski: "Vor ihm liegt eine große Zukunft"

"Weltklasse", "unfassbar gut" und "nicht wegzudenken", fiel Trainer Julian Nagelsmann zu dem 19-Jährigen ein. "Einfach eine Augenweide", befand Sportvorstand Hasan Salihamidzic und auch der zum FC Barcelona abgewanderte Robert Lewandowski sparte aus der Ferne im Sport1-Interview nicht mit Anerkennung: "Bambi ist ein besonderes Talent, vor ihm liegt eine große Zukunft."

"Ich saß beim Spiel neben Bundestrainer Hansi Flick und wir haben uns mehrfach angeschaut: Was macht er denn jetzt wieder? Wie er das Spiel immer wieder nach vorne angetrieben hat, war herausragend." Lothar Matthäus über Jamal Musialas Supercup-Auftritt

Der 1,84 Meter große Musiala, der 2019 vom FC Chelsea in die U17 des FC Bayern kam, kommt mit seinen schlanken, langen Beinen und noch kindlichen Gesichtszügen tatsächlich ein bisschen wie das junge Reh aus dem Disney-Klassiker daher.

Die Geschwindigkeit und Eleganz, mit denen er auf dem Platz unter Druck seine Gegner abschüttelt, mit seinen Dribblings neue Räume öffnet, Überraschungsmomente schafft und dem Spiel dadurch eine andere Wendung gibt, könnten in der Tat animiert sein. Aber bei dem in Stuttgart geborenen und in England aufgewachsenen Ballstreichler ist alles echt und für den Gegner extrem schwer zu verteidigen.

Auf den Index-Spuren von Messi und Mbappé

Mit Daten ist so viel Talent kaum zu greifen, bei Musiala sprechen sie trotzdem für sich: Der aktuelle GSN-Index sortiert den 19-Jährigen mit 83,63 bereits an der Schwelle zur "Weltklasse" ein. Spannend wird es aber erst bei dem unter anderem mit Algorithmen und künstlicher Intelligenz berechneten möglichen GSN-Index: Der spuckt den Wert 97,07 aus - absolute Weltklasse! Sphären, in denen sich Lionel Messi (97,33), Kylian Mbappé (96,34) und Cristiano Ronaldo (90,38) schon bewegen und Musiala vorstoßen könnte.

Vor "Bambi" scheint tatsächlich eine große Zukunft zu liegen. Mit einem Tor und einer Vorlage gegen Leipzig sowie zwei Treffern gegen Frankfurt hat der jüngste Bundesliga-Torschütze der Bayern (17 Jahre und 205 Tage) gezeigt, dass er jetzt bereit ist, im Starensemble von der Säbener Straße durchzustarten.

Die ersten beiden Pflichtspielgegner waren mit Bayerns rotierender Offensive mit Musiala, Serge Gnabry, Thomas Müller und Liverpool-Neuzugang Sadio Mané überfordert und liefen teilweise etwas blauäugig ins offene Messer. Wolfsburg wird gewarnt sein und braucht einen Plan, um "Bambi" und Co. zu stoppen.

Kovac: "Jede Mannschaft gerät gegen Bayern unter Druck"

Den muss VfL-Trainer Niko Kovac entwickeln, der München zwischen Sommer 2018 und November 2019 trainierte und dort die deutsche Meisterschaft, den DFB-Pokal und den Supercup gewann. Der 50-Jährige weiß genau um die Stärke der Bayern: "Jede Mannschaft wird gegen den FC Bayern ziemlich unter Druck geraten."

"Ich weiß, es ist schwer, aber wenn wir dorthin gehen und gar nicht dran glauben, dass wir es schaffen können, dann brauchen wir gar nicht erst anzureisen." VfL-Trainer Niko Kovac

Der Fokus des VfL, der heute in München (17.30 Uhr / NDR Livecenter) ohne den dänischen Angreifer Jonas Wind (Oberschenkelverletzung) auskommen muss, wird in der Defensive und im Kontern liegen. "Es werden Möglichkeiten entstehen, sicherlich nicht aus einem organisierten Angriff, sondern eher aus dem Umschalten", so Kovac.

Guilavogui die Lösung für Wolfsburg?

Um den Bayern und Musiala den Wind aus den Segeln zu nehmen, liefern auch die Daten einen Ansatz. Demnach wäre Kovac gut beraten, der Zukunft quasi mit der Vergangenheit zu begegnen - sprich Musiala in eine Art Manndeckung zu nehmen. Den Wirbelwind permanent und vor allem früh mit Gegendruck in Zweikämpfe zu zwingen, könnte helfen. Hier hat der Nationalspieler (15 Einsätze) noch Schwächen. Mit Maximilian Arnold (Typ Verbindungsspieler) und Mattias Svanberg (eher Spielmacher), die beim 2:2 gegen Werder das defensive VfL-Mittelfeld bildeten, dürfte das schwer werden.

So könnte die Startelf-Stunde von Josuha Guilavogui schlagen. Der Franzose ist eher der klassische Sechser, erobert Bälle, sorgt für Stabilität. Zur Pause gegen Bremen eingewechselt, war der 31-Jährige laut Kovac defensiv der "entscheidende Faktor". Dass er auch noch den 2:2-Ausgleich markierte, wird dem ehemaligen Wolfsburger Kapitän, dessen Zukunft beim VfL ungewiss ist, Rückenwind gegeben haben. Den kann er und auch der Rest der VfL-Mannschaft gegen Musiala und Co. gut gebrauchen.

Mögliche Aufstellungen

FC Bayern München: Neuer - Pavard, Upamecano, Hernandez, Davies - Kimmich, Sabitzer - T. Müller, Musiala - Gnabry, Mané
VfL Wolfsburg: Casteels - R. Baku, Bornauw, Lacroix, van de Ven - Arnold, Guilavogui - Wimmer, Kruse, Marmoush - L. Nmecha

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Sportclub | 14.08.2022 | 22:50 Uhr

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