Hannovers Trainer Stefan Leitl gestikuliert am Spielfeldrand. © picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Hannover 96: Stefan Leitl spürt "absolute Rückendeckung"

Stand: 14.04.2023 08:18 Uhr

Die bisherige Punkteausbeute von Fußball-Zweitligist Hannover 96 in diesem Jahr ist bescheiden. Nur einen Sieg holten die "Roten" in der Rückrunde. Heute Abend empfängt das Team von Trainer Stefan Leitl den Aufstiegsaspiranten 1. FC Heidenheim. Es geht wohl auch um die Zukunft des Coaches.

von Alexander Kobs

Mit einem freundlichen "Servus" begrüßt Stefan Leitl die anwesenden Journalisten. Wie immer trägt er die schwarze Hannover-Cappy auf dem Kopf, zeigt damit die Identifikation mit seinem Arbeitgeber. Der 45 Jahre alte Übungsleiter wirkt entspannt und vorbereitet, trotz der aufkeimenden Diskussion um seine Person.

Die Frage nach seinem Befinden beantwortet Leitl souverän mit "Mir geht's gut" und lächelt weitere Gedanken weg. Er sei gesund, führt er fort, um dann doch auf die ernste sportliche Lage einzugehen: "Es ist eine Situation, die natürlich an uns allen nagt, das ist selbstverständlich. Trotzdem versuchen wir immer wieder Energie reinzugeben und uns nicht in der Vergangenheit zu bewegen, sondern auch vorne zu gucken und mit Optimismus an die Sache ranzugehen."

Leitl: "Wir haben einen offenen Austausch"

96-Sportchef Marcus Mann hatte zuletzt betont, an der Konstellation mit Leitl festzuhalten. Was solche Aussagen im schnelllebigen Profigeschäft wert sind, weiß sicher auch Leitl. "Es ist für uns alle keine einfache Situation, trotzdem haben wir intern sehr viel Ruhe. Ich spüre absolute Rückendeckung, wir haben einen offenen und vertrauensvollen Austausch. Es ist aber auch so, dass wir natürlich Ergebnisse brauchen." 

Hannover spielt eine miserable Rückrunde

Die Rückrunde der Niedersachsen hat schon jetzt den Stempel "mangelhaft". Nach der langen WM-Pause ist Hannover komplett aus der Spur geraten, holte nur 6 von 30 möglichen Punkten. Am vergangenen Wochenende war Leitls Team mit 1:6 beim Hamburger SV unter die Räder gekommen - das negative Highlight in diesem Kalenderjahr. Es war die höchste Niederlage in Hannovers Zweitliga-Geschichte.

"Es ist natürlich so, dass man bei dem Ergebnis wenig Argumente hat", gibt Leitl zu. Das Spiel wurde aufgearbeitet und die Frage gestellt: "Was ist passiert zwischen der 57. und 90. Minuten, weil wir da ein gutes Auswärtsspiel einfach aus der Hand gegeben haben?", so der Trainer. Sein Team war in der zweiten Halbzeit in Hamburg regelrecht auseinandergefallen. 

Hannover und Heidenheim trennen Welten

Wie schwach die gesamte Performance von 96 in dieser Spielzeit ist, zeigt der Vergleich mit dem kommenden Gegner Heidenheim. Vor dem jüngsten Duell in der Hinrunde waren beide Teams noch punktgleich, beide hatten starke 17 Zähler nach zehn Spielen auf dem Konto. Während Heidenheim nun auf Kurs Bundesliga steuert, quält sich Hannover durch die Saison. Der Abstand zum Tabellendritten beträgt mittlerweile stolze 17 Zähler.

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"Die Heidenheimer haben sich in Position gebracht und ich gehe davon aus, dass sie alles investieren wollen und werden, um den großen Schritt in Richtung Bundesliga zu tun. Es ist eine Mannschaft, die sich auch über Jahre hinweg gefestigt hat in der Zweiten Liga. Das Gerüst ist stetig zusammen geblieben, inklusive des Trainers", schwärmt Leitl.

Heidenheimer Kontinuität

Der Vater des Heidenheimer Erfolgs heißt Frank Schmidt. Seit 16 Jahre ist er im Amt, so lange wie kein anderer Trainer im deutschen Profifußball. Zum Vergleich: In diesen 16 Jahren hat Hannover 14 Trainer verschlissen. Auch Nummer 15, Stefan Leitl, scheint nach der letzten Misserfolgs-Serie nur noch auf Bewährung zu arbeiten. Zeigt sich aber selbstkritisch: "Vielleicht war meine Herangehensweise nach den ersten Spielen nach der Winterpause, die wir nicht gewinnen konnten, zu schnell noch einfacher zu spielen; ein bisschen weggehen von der eigenen Philosophie. Das war absolut ein Fehler und dafür übernehme ich die Verantwortung." 

Tim Kleindienst: Toptorschütze der Liga

Gebetsmühlenartig formuliert Leitl nun, dass seine Jungs wieder "mit Freude" agieren müssen, mit "Robustheit" und vor allem "Intensität" im Laufverhalten und in den Zweikämpfen. Der Trainer erwartet heute Abend gegen Heidenheim (18.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) eine "deutliche Reaktion".

Abwehrchef Julian Börner wäre nach abgesessener Gelbsperre wieder eine Option, um den Heidenheimer Toptorjäger Tim Kleindienst (20 Saisontore) im Zaum zu halten. Sollte Hannover den 1. FCH zum Stolpern bringen, hilft das auch den beiden Hamburger Vereinen FC St. Pauli und HSV im Aufstiegsrennen. Doch am meisten würde ein Sieg wohl Stefan Leitl helfen, damit er seine 96-Cappy noch länger tragen kann. 

Mögliche Aufstellungen:

Hannover 96: Zieler - Muroya, Börner, Neumann, Köhn - F. Kunze, Besuschkow - Schaub, S. Ernst - Nielsen, Beier
1. FC Heidenheim: Ke. Müller - Busch, Siersleben, P. Mainka, Föhrenbach - Maloney - Pick, Schöppner, Beste - Thomalla - Kleindienst

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 15.04.2023 | 14:00 Uhr

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