Datenanalyse: Ist der VfB Lübeck drittligatauglich?

Stand: 16.05.2023 09:50 Uhr

Nach zwei Jahren Abstinenz spielt der VfB Lübeck in der Saison 2023/2024 wieder in der Dritten Liga. Die Fußballer von der Lohmühle haben den Aufstieg früh perfekt gemacht. Dass die Arbeit damit allerdings erst begonnen hat, zeigt die Datenanalyse.

von Florian Neuhauss

Nach dem 1:0-Sieg bei der SV Drochtersen/Assel am 5. Mai feierte Lübeck ausgelassen die Rückkehr in den Profifußball. Dass das Team von Trainer Lukas Pfeiffer die beiden folgenden Spiele (bei Werder II und in Havelse) verlor - geschenkt. Nur noch ein wirklich wichtiges Spiel steht bis zur Sommerpause an: Das Finale im Landespokal beim SC Weiche 08 in Flensburg am 3. Juni (12.15 Uhr, in voller Länge im Video-Livestream bei NDR.de). Dort geht es um die besonders finanziell wichtige Qualifikation für den DFB-Pokal.

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Dass der VfB schon vier Spiele vor dem Saisonende in der Regionalliga Nord den Aufstieg feiern konnte, lag allerdings nicht an der Dominanz der Schleswig-Holsteiner. Vielmehr hatte außer ihnen nur Hannover 96 II ebenfalls für die Dritte Liga gemeldet. Lübeck hätte sich zwar im engen Rennen mit der U21 des HSV auch noch die Meisterschaft sichern können, nach den beiden Niederlagen zuletzt sieht es allerdings so aus, als ob es am Ende Rang zwei wird.

Nur zwölf Lübecker haben Drittliga-Format

Schon die beiden jüngsten Spiele dürften dem ehemaligen Zweitligisten Warnung genug sein. Bereits in der Regionalliga geht nichts von allein und die Aufgaben in der Dritten Liga werden deutlich schwieriger zu lösen sein. Immerhin: Weil die Lübecker ihre bis dato letzte Stippvisite in Liga drei dazu genutzt haben, die Infrastruktur zu verbessern, könnte diesmal die Qualität des Kaders in den Fokus rücken. Wie die NDR Datenanalyse zeigt, ist das auch dringend notwendig.

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Die harte Bestandsaufnahme: Zwölf Spieler haben laut GSN-Index das Format, eine Etage höher mitzuhalten. Ansonsten stehen Ergänzungsspieler im aktuellen Kader. Der VfB braucht Verstärkungen in allen Mannschaftsteilen. Die größten Baustellen decken die Daten im Tor, auf der rechten Außenverteidigerposition, im zentralen Mittelfeld und im Sturm auf.

VfB überzeugt mit starkem Teamwork

Der Blick auf die Regionalliga-Daten macht allerdings auch Mut. Zwar war die Lübecker Offensive nicht (viel) besser als die der direkten Konkurrenten aus Hamburg und Hannover, die mehr Treffer erzielt haben. Allerdings sind Pfeiffers Mannen nach Expected Goals und Expected Points klar die Nummer eins der Liga. Was wiederum auch damit zu tun hat, dass die Defensive die wenigsten Schüsse aller Clubs zulässt und so den niedrigsten Wert bei den Expected Goals der Gegner verzeichnet.

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Eher ungewöhnlich für ein Topteam: Der VfB ist die zweikampfstärkste Mannschaft. Das wissen die Norddeutschen auch in der Offensive zu nutzen, haben die meisten Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte und die meisten Teampressingaktionen pro Partie.

Hohe Intensität in den Zweikämpfen gepaart mit einer hohen Spielgeschwindigkeit ist das Lübecker Erfolgsgeheimnis. Das sorgte nicht selten für viele Punkte. In Sachen Performance-Score waren die Lübecker bislang klar das beste Team der Liga - übrigens vor Pokalfinalgegner Weiche Flensburg.

Die Helden von heute sind wohl nicht die von morgen

Mit Abwehrchef Tommy Grupe, Linksaußen Felix Drinkuth und Rechtsverteidiger Robin Kölle stellt der VfB nach Performance-Score drei der besten vier Spieler der Saison. In der Top-Elf stehen zudem Mittelfeldmann Mirko Boland und Torhüter Florian Kirschke.

Doch schon den 31-jährigen Grupe, der deutliche Tempo-Defizite hat, weist sein GSN-Index von 48,17 lediglich als durchschnittlichen Drittliga-Kicker aus. Gleiches gilt für Kirschke (45,47), dem die Daten zudem kaum noch Steigerungsmöglichkeiten attestieren. Der ehemalige U-Nationalspieler Kölle (47,88/möglicher GSN-Index 54,72), Innenverteidiger Niklas Kastenhofer (47,13/53,60) und Rechtsaußen Vjekoslav Taritas(47,79/53,50) bringen hingegen noch Potenzial mit.

Trotzdem ist es gerade einmal ein Stamm von sieben Spielern, der dem VfB nach dem Aufstieg direkt weiterhelfen kann: Angeführt vom mittlerweile 36 Jahre alten Haudegen Boland (55,41/55,41), der seinen Vertrag bis 2024 verlängert hat, sind dies der bereits genannte Drinkuth (50,09/51,32), Marius Hauptmann (52,94/59,31), Florian Egerer (54,98/59,95) und Jannik Löhden (51,64/52,16), die die Dritte Liga alle bereits kennen. Manuel Farrona Pulido (51,91/53,97) hat auch schon ein paar Zweitliga-Spiele auf dem Buckel, Janek Sternberg (52,02/55,94) kickte wie einst Boland schon in der Bundesliga.

Stand jetzt von der Qualität her abgeschlagen Letzter

Im Vergleich mit den übrigen bereits feststehenden Drittligisten wären die Schleswig-Holsteiner mit dem aktuellen Kader von der Qualität her abgeschlagen Letzter. Und weil seit dem Aufstieg des SV Meppen 2018 bisher noch jeder Neuling aus der Regionalliga Nord (inklusive Lübeck 2021, der VfB Oldenburg hofft aktuell noch) gleich wieder abgestiegen ist, sollte der VfB die frühe Planungssicherheit unbedingt nutzen.

Nachdem zuletzt neben Trainer Pfeiffer auch Sternberg und Kölle ihre Verträge über das Saisonende hinaus verlängert haben, sollten bald auch externe Neuzugänge folgen. Die Lübecker werden sie brauchen.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 06.05.2023 | 19:30 Uhr

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