Stand: 12.12.2012 18:38 Uhr

"Ja" zum DFL-Papier: Norden gespalten

Fans des FC St. Pauli protestieren gegen das Sicherheitskonzept von DFB und DFL © Witters Foto: Valeria Witters
Fans protestierten wochenlang gegen das Sicherheitskonzept der DFL.

Der 12. Dezember 2012 war ein denkwürdiges Datum im deutschen Fußball. Die 36 Proficlubs verabschiedeten in Frankfurt nach wochenlangen Fan-Protesten und Diskussionen auf allen Ebenen mit großer Mehrheit das umstrittene Sicherheitskonzept der Deutschen Fußball Liga (DFL). Zweitligist FC St. Pauli hatte einen Antrag auf eine Verschiebung der Abstimmung gestellt - vergebens. Dem hätten vier weitere Clubs zugestimmt, sagte Ligapräsident Reinhard Rauball. 31 Vereine lehnten dies ab. St. Paulis Sprecher Christian Bönig bestätigte, dass der Verein keinem der 16 Anträge zugestimmt habe. Alles in allem reagierte der Norden gespalten auf die Entscheidung der DFL-Mitgliederversammlung zum Papier "Sicheres Stadionerlebnis". Reaktionen im Überblick:

Philipp Markhardt, HSV-Fan und Sprecher der Organisation "Pro Fans"

"Das Ergebnis ist sehr unschön. Ich gehe davon aus, dass es neue Proteste geben wird. Das wurde auch am Mittwoch in Frankfurt von den rund 1.000 Fans, die vor Ort waren, schon diskutiert. Neue Stimmungsboykotte oder andere Aktionen könnten sich auch bis in den März hineinziehen. Wir werden nun abwarten, wie sich die DFL und die Vereine in der Umsetzung verhalten. Wenn die DFL sagt, nach uns die Sintflut, wäre das das komplett falsche Zeichen."

Niedersachsens Innenminister Schünemann lobt DFL-Beschluss

Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann begrüßte die Verabschiedung des Konzepts. "Dies ist ein guter Tag für die Sicherheit im Zusammenhang mit Fußballspielen. Auf dieser Grundlage können wir jetzt die weitere Zusammenarbeit mit den Vereinen, der DFL und dem DFB auf ein sicheres Fundament stellen", teilte der CDU-Politiker mit. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Mecklenburg-Vorpommerns Ressortchef Lorenz Caffier (CDU), war ebenfalls zufrieden: "Ich begrüße es ausdrücklich, dass die Mitglieder der DFL ihrem Vorstand im demokratischen Abstimmungsverfahren grundsätzlich gefolgt sind. Für den einen oder anderen war das Abstimmungsergebnis sicher ein Sprung über den eigenen Schatten", erklärte Caffier in Schwerin. Er sehe den deutlichen Willen, das Gewalt-Problem in Fußballstadien gemeinsam anzugehen. Die Politik stehe zum Dialog bereit.

Allofs: Genaue Kontrollen akzeptieren oder zu Hause bleiben

Klaus Allofs, Geschäftsführer Sport des VfL Wolfsburg © Imago Foto: Imago
Klare Meinung: Klaus Allofs.

Auch Hannover-96-Präsident Martin Kind äußerte sich positiv: "Die mehrheitliche Zustimmung ist eine Entscheidung der Vernunft." Klaus Allofs sah das ebenso und vertrat einen deutlichen Standpunkt zum Beispiel beim Thema verschärfte Körperkontrollen der Fans: "Wer das nicht möchte, der muss auch kein Spiel besuchen. Das ist einfach so. Dinge wie Nacktscanner wollen wir auch nicht. Aber wir wollen genaue Kontrollen, weil wir wollen, dass das Stadion sicher ist", sagte der Manager des VfL Wolfsburg NDR Info.

Jarchow: "Bedauerlich, dass wir nicht mehr Zeit gewonnen haben"

Vor der Verabschiedung hatte auch St. Paulis Stadtrivale Hamburger SV eine spätere Abstimmung und weitere Diskussionen über das Konzept gefordert. Der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl-Edgar Jarchow nahm die Entscheidung dann mit gemischten Gefühlen auf: "Dem überwiegenden Anteil der 16 Einzelanträge haben wir inhaltlich aus Überzeugung zugestimmt. Aus unserer Sicht ist es bedauerlich, dass wir es nicht geschafft haben, mehr Zeit zu gewinnen, um im Dialog mit den Fans für mehr Vertrauen in und Verständnis für das Sicherheitskonzept zu werben." Auch Werder Bremen war für eine Vertagung gewesen: "Wir hätten es begrüßt, wenn diese Debatte nicht unter dem gegenwärtigen Zeitdruck hätte stattfinden müssen. Die Vertagung wäre ein hilfreicher Schritt gewesen, die aktuelle Hektik aus den Diskussionen zu bannen und intensive Gespräche abseits aktionistischer Reflexe zu führen", so Werder-Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer.

Fanvertreter kündigen erneute Aktionen an

Die Fanvertreter lehnten das verabschiedete Sicherheitskonzept rigoros ab und kündigten erneute Aktionen an. "Es steht im Raum, dass weiter protestiert wird", sagte HSV-Fan Philipp Markhardt, Sprecher von "ProFans" und der "12:12"-Kampagne, die an den Spieltagen im Vorfeld der Abstimmung eine rund zwölfminütige Schweigezeit zu Beginn der Partien initiiert hatte. Die Anhänger würden nun abwarten, wie sich die DFL und die Vereine in der Umsetzung verhielten.

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 12.12.2012 | 18:25 Uhr

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