Stand: 25.01.2013 15:37 Uhr

Für die Bayern war Völler einfach zu schnell

von Ines Bellinger, NDR.de
Bayern-Kapitän Klaus Augenthaler (l.) foult am 23. November 1985 in München Rudi Völler (M.). Der Bremer Stürmer fällt danach fünf Monate verletzt aus. © imago/WEREK Foto: imago
Nach dem Foul von Klaus Augenthaler (l.) fliegt Rudi Völler durch die Luft und verletzt sich schwer.

Rudi Völler, das stand für die Bayern sofort fest nach den unansehnlichen Ereignissen an diesem eiskalten Novembertag im Münchner Olympiastadion, war einfach zu schnell. Zu schnell für die Bundesliga, zu schnell für die Münchner im Allgemeinen und zu schnell für ihren etwas hüftsteifen Kapitän im Besonderen. Klaus Augenthaler hatte an diesem 16. Spieltag der Saison 1985/1986 eines der übelsten Fouls der Bundesliga-Geschichte begangen. Ein Foul, in dessen Folge Werder-Stürmer Völler fünf Monate ausfiel. Ein Foul, das möglicherweise die Meisterschaft entschied - viele Monate, bevor Michael Kutzop seinen legendären Elfmeter an den Pfosten schoss.

Augenthaler sieht nur Gelb

Vor diesem 23. November 1985 ist Werder Bremen unter Trainer Otto Rehhagel den Münchner Bayern schon drei Punkte enteilt. Es geht um viel für die Platzhirsche aus dem Süden. Norbert Nachtweih bringt die Gastgeber mit einer geschickten Drehung um Werder-Verteidiger Thomas Schaaf in Führung. Dann, es ist noch keine halbe Stunde gespielt, nimmt der pfeilschnelle Völler an der Mittellinie Fahrt auf und spitzelt den Ball an Augenthaler vorbei. Der Bayern-Libero hat keine Chance, an den Ball zu kommen und nietet Völler von der Seite um. Während der Übeltäter nur Gelb sieht, windet sich der Werder-Stürmer vor Schmerzen am Boden. Die schlimme Diagnose nach diesem "normalen Foul" (Uli Hoeneß): Adduktorenanriss, Völler muss zweimal operiert werden. Besonders tragisch für den damals 25 Jahre alten Nationalspieler: Er hatte erst drei Tage zuvor beim 2:1-Sieg in Mönchengladbach sein Comeback gefeiert. Nach einem Foul des Bochumers Frank Benatelli war er bereits zwei Monate zum Zuschauen verdammt gewesen.

Rehhagel spricht von Jagd auf Völler

Rudi Völler sitzt neben Werder Bremens Trainer Otto Rehhagel auf der Ersatzbank. © picture-alliance
Otto Rehhagel (l.) wollte Rudi Völler nach der Saison 1985/86 am liebsten verkaufen - als Schutzmaßnahme für den oft übel gefoulten Torjäger.

Werder-Coach Rehhagel platzt nach der 1:3-Niederlage und der erneuten Verletzung seines Torjägers der Kragen. Auf Völler werde nur noch Jagd gemacht, echauffiert er sich. Werder müsse überlegen, ob man Völler nun nicht lieber ins Ausland verkaufen solle, bevor der nächste zulange. Hohe Wellen schlägt damals aber nicht nur das böse Foul. Augenthaler wird dafür in fast allen Bundesliga-Stadien mit gellenden Pfiffen bedacht. Vor allem die Art und Weise, wie die Münchner damit umgehen, sorgt für Empörung. Völler sei einfach zu schnell, deshalb treffen die Gegner öfter mal das Bein, mutmaßt Franz Beckenbauer. Den Vogel schießt Bayern-Trainer Udo Lattek mit seiner Bemerkung ab: "Wir spielen ja schließlich nicht Schach oder Tischtennis." Ein Armutszeugnis sei das, sagt Völler kurz darauf in einem "Spiegel"-Interview. "Wenn man so aggressiv und brutal spielen muss, wie die Bayern gegen uns, um deutscher Fußballmeister zu werden, dann verzichte ich lieber auf den Titel. Ich bin mir auch sicher, dass die Werder-Fans mehr Gefallen an einer Mannschaft haben, die vielleicht nur Zweiter oder Dritter wird, dafür aber anständig spielt."

Kutzop vermasselt die süße Rache

Welche Dramatik diese Saison für ihn noch bereithalten sollte, kann Völler zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen. Am vorletzten Spieltag, fast genau fünf Monate später, kommt es zum Rückspiel in Bremen. Rehhagel verhilft dem Stürmer 13 Minuten vor dem Ende beim Stand von 0:0 zu seinem zweiten Comeback in dieser Saison. Kurz darauf scheint es, als könne Völler süße Rache nehmen für das Hinspiel. Er holt gegen Sören Lerby einen Handelfmeter heraus und die Grün-Weißen sind Meister - wenn Kutzop jetzt trifft. Der Rest ist Geschichte. Der einzige Elfmeter, den der Werder-Verteidiger je verschossen hat, war der, mit dem Bremen 1986 den Titel geholt hätte.

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 21.04.2013 | 22:45 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

50 Jahre Bundesliga

Werder Bremen

Mehr Fußball-Meldungen

Rostocks Junior Brumado (r.) und Magdeburgs Baris Atik kämpfen um den Ball. © picture alliance/dpa | Andreas Gora

Hansa Rostock will Magdeburg im direkten Duell überholen

Mit einem Sieg können die Mecklenburger am FCM vorbeiziehen. Dafür braucht es aber eine andere Leistung als zuletzt in Berlin. mehr