Zu Gast in Leer: Ivan Repušić dirigiert russische Spätromantik
Ivan Repušić dirigiert die NDR Radiophilharmonie am 20. Januar 2023 in Leer - mit Werken der russischen Spätromantik.
Bei ihrem Gastspiel in Leer widmet sich die NDR Radiophilharmonie Hauptwerken russischer Orchesterliteratur. Sergej Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 3 wurde durch den Film "Shine" zur Legende. Peter Tschaikowskys "Pathétique" ist ein musikalischer Abschied vom Leben. Am Pult steht der Kroate Ivan Repušić. Solist ist der mazedonische Ausnahmepianist Simon Trpčeski.
Ein Klavierkonzert, das Filmgeschichte schrieb
Was wurde nicht schon alles über Rachmaninows Drittes Klavierkonzert geschrieben: unspielbar, Elefantenkonzert, Weltrekord in Sachen Noten pro Sekunde. Und dann erzählte "Shine" auch noch die Geschichte des australischen Pianisten David Helfgott, der an den Klippen des Soloparts schier zerbrach. Tatsächlich darf Rachmaninows Nr. 3 als letztes großes Virtuosenkonzert der Spätromantik gelten, Schwelgerei und üppige Klangkaskaden inklusive. Bloß steht diese Virtuosität nie für sich, sondern ist stets musikalisch begründet. Sie wurzelt in schlichten Motiven wie dem berühmten Eingangsthema à la russe, das den Solisten zu immer wilder wuchernden Varianten und Metamorphosen anstachelt. Genau dies macht die Qualität des Werks aus.
Preisgekrönter Rachmaninow-Interpret: Simon Trpčeski
Dass ein Simon Trpčeski vor den pianistischen Herausforderungen des Konzerts in die Knie geht, ist nicht zu erwarten. Schon vor Jahren spielte er zusammen mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra sämtliche Rachmaninow-Konzerte auf CD ein und erhielt dafür Kritikerpreise wie den Diapason d'Or. England ist für den in Skopje geborenen Trpčeski ohnehin zur zweiten musikalischen Heimat geworden: Die BBC förderte ihn schon in jungen Jahren, sein Debüt in der Wigmore Hall 2001 erregte weithin Aufsehen. Bei der NDR Radiophilharmonie ist er nun zum ersten Mal Gast.
Unter die Haut gehend - Tschaikowskys "Pathétique"
Ivan Repušić ist derzeit Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters. Mit Tschaikowskys "Pathétique" widmet er sich einem Werk, das die Gattung Sinfonie wie kaum ein anderes zum Schauplatz persönlicher Bekenntnisse machte. Tschaikowsky selbst betrachtete es als "Schlussstein" seines Schaffens, in das er seine "ganze Seele gelegt" habe. Dem Requiemscharakter des Werks, das mit einem dunkel getönten Adagio endet, wird sich wohl niemand entziehen können. Nur eine Woche nach der Uraufführung starb der Komponist unter ungeklärten Umständen.
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