Zum Nachhören: Tschaikowskys "Pathétique" und Rachmaninows 3. Klavierkonzert
Ein Gast in den Sinfoniekonzerten C: Ivan Repušić dirigierte die NDR Radiophilharmonie am 19. Januar 2023 mit Werken der russischen Spätromantik.
Auch im 2. Sinfoniekonzert C widmete sich die NDR Radiophilharmonie Hauptwerken der russischen Orchesterliteratur. Sergej Rachmaninows Klavierkonzert Nr. 3 wurde durch den Film "Shine" zur Legende. Peter Tschaikowskys "Pathétique" ist ein musikalischer Abschied vom Leben. Am Pult stand ausnahmsweise nicht Chefdirigent Andrew Manze, sondern Ivan Repušić, bestens bekannt aus seiner Zeit als GMD der Staatsoper Hannover. Solist war der mazedonische Ausnahmepianist Simon Trpčeski.
Ein Klavierkonzert, das Filmgeschichte schrieb
Was wurde nicht schon alles über Rachmaninows Drittes Klavierkonzert geschrieben: unspielbar, Elefantenkonzert, Weltrekord in Sachen Noten pro Sekunde. Und dann erzählte "Shine" auch noch die Geschichte des australischen Pianisten David Helfgott, der an den Klippen des Soloparts schier zerbrach. Tatsächlich darf Rachmaninows Nr. 3 als letztes großes Virtuosenkonzert der Spätromantik gelten, Schwelgerei und üppige Klangkaskaden inklusive. Bloß steht diese Virtuosität nie für sich, sondern ist stets musikalisch begründet. Sie wurzelt in schlichten Motiven wie dem berühmten Eingangsthema à la russe, das den Solisten zu immer wilder wuchernden Varianten und Metamorphosen anstachelt. Genau dies macht die Qualität des Werks aus.
Preisgekrönter Rachmaninow-Interpret: Simon Trpčeski
Dass ein Simon Trpčeski vor den pianistischen Herausforderungen des Konzerts in die Knie geht, war nicht zu erwarten und ist auch nicht eingetreten. Schon vor Jahren spielte er zusammen mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra sämtliche Rachmaninow-Konzerte auf CD ein und erhielt dafür Kritikerpreise wie den Diapason d'Or. England ist für den in Skopje geborenen Trpčeski ohnehin zur zweiten musikalischen Heimat geworden: Die BBC förderte ihn schon in jungen Jahren, sein Debüt in der Wigmore Hall 2001 erregte weithin Aufsehen. Bei der NDR Radiophilharmonie war er nun zum ersten Mal Gast.
Unter die Haut gehend - Tschaikowskys "Pathétique"
Ivan Repušić hingegen hat das Orchester erst im Sommer 2021 beim großen Klassik Open-Air am Maschsee geleitet. Nach seiner jahrelangen Tätigkeit an der Staatsoper Hannover wechselte der Kroate vor wenigen Jahren als Chefdirigent zum Münchner Rundfunkorchester. Mit Tschaikowskys "Pathétique" widmete er sich einem Werk, das die Gattung Sinfonie wie kaum ein anderes zum Schauplatz persönlicher Bekenntnisse machte. Tschaikowsky selbst betrachtete es als "Schlussstein" seines Schaffens, in das er seine "ganze Seele gelegt" habe. Dem Requiemscharakter des Werks, das mit einem dunkel getönten Adagio endet, wird sich wohl niemand entziehen können. Nur eine Woche nach der Uraufführung starb der Komponist unter ungeklärten Umständen.
Auftakt mit Edelmann und Cello
Eine Stunde vor Konzertbeginn führte Christian Edelmann, Cellist der NDR Radiophilharmonie, in das Programm ein.
