Marc Albrecht im 8. Sinfoniekonzert A
Eine höchst spannende Gegenüberstellung: Unter Leitung von Marc Albrecht trafen an diesem Abend Schostakowitsch und Mahler aufeinander.
Mahler und Schostakowitsch sind Komponistenbrüder im Geiste. Ihr Markenzeichen ist Doppelbödigkeit, ihre bevorzugten stilistischen Mittel sind Humor, Ironie und Groteske. Das zeigte sich auch in den Werken, die in diesem Konzert auf dem Programm standen: Schostakowitschs Violoncellokonzert Nr. 1 sowie Mahlers Sinfonie Nr. 4. Am Pult stand Marc Albrecht. Der aus Hannover stammende Dirigent hat in den vergangenen Jahrzehnten eine aufsehenerregende Karriere hingelegt, u. a. als Generalmusikdirektor des Staatstheaters Darmstadt, Chefdirigent des Orchestre Philharmonique de Strasbourg sowie der Dutch National Opera oder als Gastdirigent bei den Festspielen in Salzburg und Bayreuth. Solist im Ersten Cellokonzert von Schostakowitsch war Leonard Elschenbroich. Der international gefeierte deutsche Cellist hatte 2017 mit Schostakowitschs Zweitem Cellokonzert sein brillantes Debüt bei der NDR Radiophilharmonie gegeben.
Der Konzertmitschnitt zum Nachschauen
Das Konzert wurde sowohl live auf NDR Kultur als auch als Videostream übertragen. Hier können sie den Mitschnitt anschauen:
Ein Cellokonzert, das es in sich hat
Die hohen technischen Anforderungen in Schostakowitschs Erstem Cellokonzert sind kein Zufall, denn es wurde keinem Geringeren als Mstislaw Rostropowitsch auf den Leib geschrieben. Noch einmal blickt der Komponist hier auf die Stalin-Ära zurück, auf all die Verrenkungen und das Leid dieser bleiernen Jahre. Daher rührt die forcierte Fröhlichkeit in den Ecksätzen, die tiefe Melancholie im langsamen Satz und das ausufernde Selbstgespräch in der furiosen Solokadenz.
Mahlers Vierte mit der Sopranistin Heidi Stober
Überwindung ist auch das Thema von Mahlers Sinfonie Nr. 4. Nach den immer gewaltigeren Dimensionen seiner ersten drei Sinfonien bedeutete die klassizistisch anmutende Vierte nur scheinbar einen Rückschritt. In Wahrheit stößt sie jede Menge neue Türen auf: durch das Nebeneinander von kindlicher Naivität und Todesahnung, Ernst und Humor, Kunst und Natur. Gerade der Verzicht auf Bombast und Überwältigung macht sie zu einer der tiefsten, ergreifendsten Schöpfungen Mahlers. Den Gesangspart im Schlusssatz übernahm die vielseitige amerikanische Sopranistin Heidi Stober, die lange zum Ensemble der Deutschen Oper Berlin zählte. Seit 2011 gastiert sie regelmäßig in den großen Rollen ihre Faches an der New Yorker Met.
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