Unterwegs: Mit Marc Albrecht und Dejan Lazić in Lübeck
In Lübeck gastierte die NDR Radiophilharmonie mit französischer Musik und Brahms. Am Pult steht Marc Albrecht.
Bei diesem Konzert in der Lübecker Musik- und Kongresshalle stand Marc Albrecht am Pult der NDR Radiophilharmonie. Er zählt zu den spannendsten Dirigenten der aktuellen internationalen Opern- und Konzertszene. In den vergangenen Jahren war er Musikdirektor des Orchestre Philharmonique de Strasbourg und ab 2011 Chefdirigent der Nederlandse Opera. Er dirigierte Orchester wie die Berliner Philharmoniker und das Concertgebouworkest und war bei den Salzburger sowie bei den Bayreuther Festspielen zu Gast. Für diesen Konzertabend hatte Marc Albrecht ein Programm mit Werken von Ravel und Brahms ausgesucht. Als Solist war ein besonders inspirierender Pianist zu erleben: Dejan Lazić.
"Le Tombeau de Couperin" - eine Trauermusik mit viel Esprit
Als "Tombeau" bezeichneten französische Komponisten des Barock eine Trauermusik für einen verstorbenen Kollegen. Seinem Landsmann François Couperin widmete einige Jahrhunderte später Maurice Ravel mit seinem "Tombeau de Couperin" eine durchaus vital tönende Suite. In Ravel-typischer Manier wird hier virtuos-spielerisch mit barocken Formen experimentiert. Ab 1914 komponierte Ravel dieses ursprünglich für Klavier konzipierte Stück, das dann letztendlich doch auch zu einem Symbol der gegenwärtigen Trauer wurde: Ravel widmete die einzelnen Sätze den Soldaten aus seinem Freundeskreis, die im 1. Weltkrieg fielen.
Pralle Lebensfreunde: Ravels G-Dur-Klavierkonzert
Ravels 1929 komponiertes G-Dur-Klavierkonzert ist im besten Sinne unterhaltsam - "fröhlich und brillant", so Ravel selbst. Zu Beginn ein lauter Peitschenknall und auf geht’s ins pralle musikalische Leben. Es klingt viel Jazz an, den Ravel zuvor auf einer Amerikareise kennengelernt hatte, und ebenso Melodien aus der baskischen und spanischen Volksmusik. Der zweite Satz ist ein Kontrastprogramm dazu: Er entwickelt sich aus einer lyrischen Melodie, die bewusst an Mozarts Klarinettenquintett erinnert, "das schönste Stück, das er geschrieben hat", meinte Ravel. Das Finale wiederum hält einen Ritt durch die Zirkusmanege bereit: aufregend, rasant und schrill. Genau das richtige Werk für den kroatischen Pianisten Dejan Lazić, der - so die Fachpresse - mit "fantastischer Klangkultur, Virtuosität und Ausdruckskraft" international begeistert. Der OPUS-Klassik-Preisträger ist übrigens selbst auch ein erfolgreicher Komponist und Arrangeur.
Brahms' Klavierquartett in sinfonische Form gebracht
Brahms’ "Fünfte Sinfonie" hat Arnold Schönberg augenzwinkernd die Orchesterfassung genannt, die er 1937 vom g-Moll-Klavierquartett erstellte: Eine brahmssche "Fünfte", entwickelt aus einem Kammermusikwerk, das der in Sachen Sinfonik heftig selbstzweifelnde und beethovenbeschwerte junge Brahms komponierte, lange bevor er die erste seiner vier Sinfonien fertiggestellt hatte. "Streng im Stil von Brahms bleiben und nicht weiter zu gehen, als er selbst gegangen wäre", das war Schönbergs hörbare Maxime, als er diesem bereits sehr ausgereiften brahmsschen Klavierquartett ein sinfonisches Klangdesign maßschneiderte.