Kammermusik-Matinee: Seelenregungen
Kleine Ensembles, ganz individuell: Die von den Orchester-Musiker*innen zusammengestellten Programme bieten Schmuckstücke der Kammermusik sowie Neuentdeckungen, Raritäten und besondere Arrangements.
Solistischer Glanz und klangliche Mimikry: Beides vermag die Klarinette wie kaum ein anderes Instrument zu leisten. Aufgrund dieser Wandlungsfähigkeit wurde sie seit Mozart von vielen Komponisten geliebt und erwies sich vor allem in der Kammermusik als geradezu unverzichtbar. Johannes Brahms gab für sie sogar seinen künstlerischen Ruhestand auf. Im 20. Jahrhundert war es Krzysztof Penderecki, der dem Instrument verstärkt Aufmerksamkeit schenkte, unter anderem durch ein Klarinettenquartett.
Zu Herzen gehend: Pendereckis Klarinettenquartett
Wie sehr sich Penderecki bei diesem Werk an der Tradition orientierte, zeigt schon die Kombination der Klarinette mit Streichtrio. Auch seine Satztitel verweisen auf frühere Epochen: Notturno, Scherzo, Serenade erinnern in ihrem farbenreichen Spiel an ein abendliches Ständchen. Der deutlich längste und gewichtigste Satz aber ist der letzte, "Abschied", komponiert als Echo auf Kammermusik des späten Schubert. "Wenn ich in meinem Leben jemals traurige Musik geschrieben habe", so Penderecki selbst über sein Quartett, "dann ist es dieses Werk".
Der alte Brahms in Höchstform
Abschiedsflor weht auch über Brahms' Klarinettenquintett h-Moll. Und zwar schon über den allerersten Takten, die viel später im Werk wieder aufgenommen werden. Dazwischen liegt der ganze Reichtum Brahms'schen Komponierens ausgebreitet: dichte thematische Arbeit, Gesanglichkeit, tänzerische Melancholie und fantasievolles Variieren. Eine Art von Lebensbilanz, die auch biografisch ins Bild passt, hatte Brahms doch seine Laufbahn als Komponist mit dem 2. Streichquintett 1890 für beendet erklärt. Ein Jahr später lernte er den Meininger Klarinettisten Richard Mühlfeld kennen - und wurde zum Glück rückfällig.
