Blaue Stunde 1: New York
Im Zentrum der Blauen Stunde 1 stand die Stadt New York, mit all den verschiedenen künstlerischen Perspektiven, die diese multikulturelle Metropole zu bieten hat.
New York ist der Inbegriff einer pulsierenden Metropole, eines Schmelztiegels der Künste und Kulturen. Ein höchst lebendiges und ergiebiges Thema also für eine Blaue Stunde. Ausgehend von New York wurden und werden neue Musikrichtungen und -stile entwickelt. Dazu gehört die Minimal Music eines Steve Reich ebenso wie die elegant zwischen Genres changierende Musik von Paul Schoenfield. New Yorker Impulse verarbeitet auch das Stück "Kontraste" von Bartók, der 1940 als ungarischer Emigrant in der Stadt ankam. Das Bild zu dieser Blauen Stunde war Max Beckmanns "Der verlorene Sohn", das 1949 in New York entstand. Die Schauspielerin Sonja Beißwenger las Texte von Ernst Toller, Mascha Kaléko, Teju Cole und Truman Capote.
Für Benny Goodman persönlich
Noch in Budapest erreichte Bartók 1938 ein Auftrag des amerikanischen Jazz-Klarinettisten Benny Goodman: Ein Trio mit zwei Sätzen und viel ungarischem Kolorit. Nicht länger als acht Minuten sollte es bitte sein. Denn so viel passte damals auf eine 78er-Schallplatte. Doch Bartók lieferte mit "Kontraste" mehr: drei Sätze, konzipiert als komplexe kontroverse Zwiegespräche zwischen Klarinette und Violine mit Klavier. Das Werk umfasste fast 20 Minuten Gesamtdauer. Außerdem mischte er in die osteuropäischen Anklänge auch Jazziges. "Kontraste" war das erste Stück, mit dem sich Bartók nach seiner Emigration im New Yorker Musikleben vorstellte.
Am Puls von Manhattan
Die "pochenden Schwingungen Manhattans" einzufangen, das war die Intention von Steve Reich, als er 1985 "New York Counterpoint" kreierte. Bei der Aufführung wird die live gespielte Klarinettenstimme von ihren eigenen Klängen, die vom vorproduzierten Tape kommen, kontrapunktiert. Ein Dialog mit sich selbst im eingängigen Minimal-Music-Sound, der durch Repetition und kleinste Verschiebungen größte Einfachheit in eine faszinierende Vielfalt auffächert.
"Café-Music" - schmissig, mit Tiefgang
Paul Schoenfield, geboren 1947 in Detroit, lebt in den USA und in Israel. Die Idee zu seiner "Café Music" kam ihm 1985 im Restaurant. Dort solle sie auch gespielt werden, wobei ihm eine Aufführung im Konzertsaal auch recht sei.
"Das Werk … greift auf verschiedenartige Typen von Musik zurück. Zum Beispiel frühes amerikanisches 20. Jahrhundert, Wienerisches, leichte Klassik, Gypsy, Broadway-Stile. Eine Paraphrase einer wunderschönen chassidischen Melodie ist im zweiten Satz enthalten." Paul Schoenfield
Dieses schmissig-virtuose Stück unterhält und berührt mit Witz, leichter Ironie und Melancholie im besten und tiefsten Sinne - und ließ diese Blaue Stunde mit viel New Yorker Spirit enden.
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