Jetzt als Video-on-demand: Salonen dirigiert Ravel
Im dritten Sonderkonzert des NDR Elbphilharmonie Orchesters im Oktober gab es eine unverhoffte Wiederbegegnung mit dem finnischen Star-Dirigenten Esa-Pekka Salonen. Der neue Chef des San Francisco Symphony Orchestra interpretierte zwei besonders klangintensive und emotional bewegende Werke - mit reduzierter Orchesterbesetzung.
Metamorphosen für 23 Solostreicher
Mit den "Metamorphosen" für 23 Solostreicher verlieh der 80-jährige Richard Strauss im Jahr 1945, wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, seiner Trauer um die erschütterte Kulturlandschaft Ausdruck. Kein orchestraler Glanz, kein üppiger Zauber, sondern absolute Konzentration auf das Wesentliche - eine solche Musik hatte man von Strauss noch nicht gehört.
Das Prinzip ständiger Verwandlung, das der Komponist im Titel "Metamorphosen" benennt, ist dabei zugleich eine Metapher für die Zeit, in der wir leben, wie auch für die kompositorische Konzeption: Nach Art einer stetig fortlaufenden Variationskette entwickelt sich jedes Motiv aus dem vorherigen. Nichts kehrt so wieder, wie es einmal war …
Märchenhafte Klangfarben
In eine ganz andere, vielen Erwachsenen verloren gegangene Welt entführt dagegen Maurice Ravels Ballett "Ma mère l’oye": in die "Poesie der Kindheit", wie der französische Komponist sie nannte und liebte. Der Titel des Stücks bezieht sich auf eine berühmte Märchensammlung von Charles Perrault und Ravels Musik entstand ursprünglich für die Kinder seiner Freunde, die diese "Sammlung kleiner Stücke" für Klavier zu vier Händen auch aufführen sollten.
Dem Meister des musikalischen Farbenspiels war die Partitur allerdings ein wenig zu komplex geraten, zudem schrie sie förmlich nach einer Orchestrierung. Und so erweiterte Ravel das Werk 1911 zu einem knapp halbstündigen Ballett voller raffinierter, exotischer, wahrhaft "märchenhafter" Klangfarben.
