Stand: 13.03.2017 10:03 Uhr

Japan: Das Tournee-Tagebuch

von Anna Novák

Tagebuch 10: Mit dem Programmwechsel kommt Alice Sara Ott

Bis in die letzte Ecke mit Instrumenten gefüllt ist die Bühne der Orchard Hall heute zu Probenbeginn. "Also sprach Zarathustra", die berühmte sinfonische Dichtung von Richard Strauss, steht heute als Erstes auf dem Probenplan. Heute Abend spielt das NDR Elbphilharmonie Orchester ein anderes Programm als an den vergangenen Tagen. Weil Strauss sein Stück so monströs besetzt hat, sind auch noch eine ganze Reihe Musiker nachgereist - und natürlich die Solistin des heutigen Abends: Alice Sara Ott. Noch ein bisschen gejetlagged sitzt sie backstage und wirbelt mit ihrem Zauberwürfel herum, den sie immer mindestens einmal "lösen" muss, damit sie auf die Bühne gehen kann. Wärmt die Finger und macht den Kopf fit. Während wir uns unterhalten, schafft sie den Würfel dreimal, ohne auch nur hinzuschauen. Sie spielt Beethovens Drittes Klavierkonzert - das Orchester und sie kennen sich schon von den Konzerten in Hamburg, und daher ist auch hinter der Bühne die Stimmung gelöst.

Nach der Probe treffe ich Krzysztof Urbański zum Interview. Der ist noch schweißgebadet, weil er kurz vorher mit den Hornkollegen ein Hornquartett geblasen hat. Kleine Orchester-interne Challenge - immerhin hat Urbański mal Horn studiert. "Aber das ist so lange her, und ich bin gar nicht mehr fit", sagt er. Ziemlich selbstkritisch, für mein Befinden klang das bestens. Er ist gut drauf heute, der Dirigent, und sehr zufrieden mit der Probe. "'Also sprach Zarathustra' passt wirklich gut in diese Konzerthalle", findet er, "zu diesem großen Klang." Als er Anfang der Woche hier Dvořák probte, musste er mehr klangliche Anpassungen machen. Wie das denn überhaupt sei, für ihn und die Musiker, nach so vielen Wochen in der Elbphilharmonie jetzt in diesen komplett unterschiedlichen akustischen Bedingungen zu spielen, will ich wissen. "Das ist doch genau das, was es total spannend macht. Deswegen liebe ich Tourneen: weil man jeden Tag anders proben muss, anders anpassen und arbeiten kann."

Orchesterwettstreit - auf dem Fußballplatz

Auf dem Rückweg von der Probe zum Hotel laufe ich noch mal durch Shibuya. So ein wildes und lautes Viertel - tags wie nachts. Es ist jeden Tag ein besonderer Moment, wenn man vom Trubel draußen nach drinnen in die Orchard Hall kommt. Ruhig ist es da auch nicht, sondern überall wird geübt, gespielt, gelacht. Diese Stimmung backstage, zwischen den 55 silberfarbenen Transportkisten, in die die NDR Musiker ihre musikalischen Habseligkeiten und einige persönliche Gegenstände gepackt haben, ist aber wirklich besonders.

Es ist mein letzter Tag mit dem Orchester - morgen fliege ich zurück nach Hamburg, während die Reise für die Musiker erst so richtig losgeht: Osaka, Kawasaki, Nagoya und Fukuoka stehen noch auf dem Reiseplan. Ja, und am Sonntag gibt es noch ein besonderes Event: ein Fußballspiel zwischen dem NDR Elbphilharmonie Orchester und dem Tokyo Symphony Orchestra, dessen früherer Erster Gastdirigent Urbański war. Organisiert hat er das Spiel schon vor einem Jahr. Auch so geht Völkerverständigung. Und Urbański spielt natürlich für Team Elphi. :-)

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