Erste Frau führt Kampfverband der Deutschen Marine an
Fregattenkapitän Inka von Puttkamer ist die erste Frau, die einen Kampfverband der Deutschen Marine anführt. Im Interview erklärt sie, warum das für sie die berufliche Erfüllung bedeutet.
Am Mittwoch hat Fregattenkapitän Inka von Puttkamer bei einer feierlichen Zeremonie im Marinestützpunkt Kiel-Wik das Kommando über das 3. Minensuchgeschwader von Fregattenkapitän Carsten Schlüter übernommen. Von Puttkamer war in der Vergangenheit bereits stellvertretende Kommandeurin des 3. Minensuchgeschwaders in Kiel. Jetzt ist sie nach einer Station in Großbritannien dorthin zurückgekehrt. Mit NDR Schleswig-Holstein hat sie über ihre Verbundenheit zum Bundesland und über die Bedeutung ihrer neuen Aufgabe gesprochen.
Wie ist es für Sie jetzt zurückzukommen? Was verbindet Sie mit Schleswig-Holstein?
Inka von Puttkamer: Ich fühle mich seit über 15 Jahren heimisch in Schleswig-Holstein. Ich habe vor allem in Kiel gelebt, aber auch schon mal in Glücksburg. Dort hat es mir besonders gut gefallen. Für mich ist Schleswig-Holstein meine Heimat. Es bedeutet die Nähe zum Meer und die Verbundenheit zu meinem Beruf.
Sie sind die erste Frau, die bei der Marine einen Kampfverband übernimmt. Was hat das für Sie für eine Bedeutung?
von Puttkamer: Dass ich eine Frau bin, hat für mich keine Bedeutung. Für mich hat die Aufgabe eine große Bedeutung. Das ist für mich eine berufliche Erfüllung. Ich habe ja schon ganz viele Jahre im Minensuchgeschwader verbracht. Dort war ich Kommandantin und anschließend stellvertretende Kommandeurin. Ich kenne den Verband also ziemlich gut. Und es ist eine große Ehre, dass ich ihn jetzt führen darf.
Gehen wir noch mal zurück zu ihren Anfängen. Sie wurden in Wilhelmshaven geboren. Ihr Vater war Kapitän zur See. War der Weg zur Marine schon vorgezeichnet?
von Puttkamer: Aus meiner Sicht war das nicht vorgezeichnet. Damals war es ja gar nicht möglich als Frau zur Bundeswehr zu gehen. Das geht erst seit 2001. Im ersten Offizieranwärter-Jahrgang habe ich aus dem Grund angefangen, dass ich es immer toll fand, was mein Vater von seinem Beruf und den Seefahrten erzählt hat. Das klang immer nach Abenteuer und nach ganz vielen, vielen Erlebnissen. Aber auch aus der Tatsache heraus, dass ich auf jeden Fall studieren wollte, aber kein konkretes Studienfach im Kopf hatte. Und die Marine hat für mich einfach beides kombiniert. Und ehrlich gesagt, war mein Vater davon am Anfang gar nicht begeistert.
Sind Sie denn mit diesem Ziel angetreten, irgendwann einen Kampfverband zu leiten? Oder war das damals völlig utopisch?
Nein, daran habe ich nicht gedacht, als ich 2001 angefangen habe. Das hat sich mit der Zeit entwickelt. Ich habe ein Ziel nach dem anderen geschafft. Nach dem Kommandanten-Dienstposten konnte ich mir dann mehr vorstellen. Und dann hat sich das von Dienstposten zu Dienstposten entwickelt. Und jetzt bin ich einfach sehr dankbar, dass ich auch Kommandeurin des Geschwaders werden darf.
Was ist für Sie das besondere an dem Job?
von Puttkamer: Das Besondere ist für mich die Herausforderung mit dem mir anvertrauten Personal gut umzugehen. Aber auch unseren Auftrag zu erfüllen. Das ist ein ewiges Spannungsfeld, das man meistens auch nicht komplett auflösen kann. Aber die Herausforderung, dies so gut wie möglich so lösen, mag ich sehr gerne.
Sie werden in nächster Zeit ja viel auf See sein. Wie bekommen Sie Familie und den neuen Job unter einen Hut?
von Puttkamer: Meine Botschaft ist eigentlich, dass es nichts besonderes ist, dass ich als Frau diese Position bekommen habe. Ich habe genau das Gleiche geleistet, wie ein Mann der Kommandeur wird. Es ist etwas besonderes, weil mein Mann und ich beide einen verantwortungsvollen Beruf haben und das mit unseren Kindern kombinieren können. Die Bundeswehr gibt uns die Chance dazu. Das finden wir beide sehr fantastisch. Wir verbringen natürlich beide sehr gerne Zeit mit unseren Kindern, aber wir lieben auch unsere Jobs. So ist beides kombinierbar.
Ihr Vorgänger Carsten Schlüter hatte über 18 Monate die Leitung des 3. Minensuchgeschwaders. Dabei hat er Themen wie die vier Tage-Woche und Wohnen an Bord mitbestimmt. Was denken Sie wird die nächsten Monate und vielleicht Jahre auf Sie zukommen?
von Puttkamer: Seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine ist die Landes- und Bündnisverteidigung einfach wieder in den Vordergrund gerückt und das ist damit auch das Thema, dass uns beherrschen wird - neben all den Einsätzen die wir sowieso schon führen. Vor allem sind das unsere NATO-Verpflichtungen, in denen wir auch weiterhin eine große Rolle spielen werden.
Vielen Dank für das Gespräch, Frau von Puttkamer.
Das Interview führte Kai Peuckert, NDR Schleswig-Holstein.