VIDEO: Kommunalwahl: Jugendgewalt in Heide bleibt Thema (3 Min)

Heider Parteien suchen Antworten gegen Jugendgewalt

Stand: 08.05.2023 18:00 Uhr

Was tun gegen die zunehmende Jugendgewalt in Heide? Während die SPD auf mehr Sozialarbeiter setzt, möchte die CDU die Situation mit einer Wach- und Schließgesellschaft an den Schulen und einem Ordnungsdienst für die Innenstadt in den Griff bekommen.

von Carsten Rauterberg

Seit Monaten gibt es in Heide nur ein Thema: gewalttätige Jugendliche. Schlägereien auf dem Südermarkt, Vandalismus an den Schulen und ein besonders schlimmer Fall von Mobbing unter Schülern brachten die Dithmarscher Kreisstadt in die Schlagzeilen. Die Kommunalpolitiker wollen dem Problem mit unterschiedlichen Ansätzen begegnen.

SPD will mehr Sozialarbeiter

Mehr Sozialarbeiter an den Heider Schulen sollen helfen, die Situation zu entschärfen. Das ist der Wunsch der SPD-Fraktion. Konkret forderte die SPD zwei zusätzliche Stellen für Schulsozialarbeiter. Vor einer Woche hat die Ratsversammlung diesen Antrag einstimmig beschlossen. Das bedeutet: die Stadtverwaltung muss mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO), die bereits seit Jahren die Schulsozialarbeit in Heide organisiert, die Schaffung der zusätzlichen Stellen auf den Weg bringen.

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Zwei Schüler prügeln sich auf dem Schulhof. © picture alliance/dpa Foto: picture alliance/dpa

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100.000 Euro dafür sind bereits im Haushalt der Stadt Heide vorgesehen. Die beiden neuen Sozialarbeiter sollen als Springer eingesetzt werden, immer an der Schule, wo der Bedarf am größten ist. Die Sozialpädagogen sollen Konflikte möglichst schon im Vorfeld erkennen und sich um die Themen Mobbing und Gewalt kümmern. Außerdem soll ein Streetworker eingestellt werden - auch das ein SPD-Antrag, der bereits beschlossen ist. Die Stadt Heide hat die Stelle bereits ausgeschrieben. Der Kreis Dithmarschen finanziert 50 Prozent der Stelle.

Jugendliche und Eltern ansprechen

Sowohl die Schulsozialarbeiter als auch der Streetworker sollen laut SPD-Ratsherr Norbert Drengk nicht nur die Jugendlichen in Heide, sondern auch ihre Eltern ansprechen: "Unser Ansatz ist die aufsuchende Jugendarbeit, man also direkt zu den Eltern geht. Man sollte hier immer versuchen, die Eltern mit ins Boot zu holen, sie sind ein wichtiger Teil der Erziehung. Die Erziehung darf nicht allein auf die Schule und schon gar nicht auf die Kommune übertragen werden."

CDU setzt auf Ordnungsdienst

Die Heider CDU-Fraktion hat zwei andere konkrete Vorschläge gemacht. CDU-Fraktionschef Marc Trester strebt eine Wach- und Schließgesellschaft für die Heider Schulen an: "Wir möchten, dass die Stadt eine private Sicherheitsfirma engagiert, die zu einer bestimmten Zeit die Schulen abfährt und dort für Sicherheit sorgt. Das soll vor allem eine abschreckende Wirkung haben, damit wir den Vandalismus an unseren Schulen in den Griff bekommen." Außerdem möchte die Heider CDU, dass ein Wach- und Ordnungsdienst eingerichtet wird.

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Nach dem Vorbild der bayrischen Landeshauptstadt München sollen, nach Vorstellung von Marc Trester, Mitarbeitende in der Innenstadt patrouillieren: "Wir denken da an Zweierteams, die am Südermarkt, in der Fußgängerzone, in unserem kleinen Park und am Bahnhof unterwegs sind, und da für Sicherheit und Ordnung sorgen." Man wolle mit dieser Maßnahme bei der Bevölkerung für ein besseres Sicherheitsgefühl sorgen, denn viele Heiderinnen und Heider würden sich in der Innenstadt nicht mehr sicher fühlen, so CDU-Fraktionschef Trester. Nach einem entsprechenden Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Heide muss die Stadtverwaltung das nun umsetzen, und entsprechende Angebote bei Sicherheitsfirmen einholen.

Linke fordern mehr Geld vom Land

Nach Ansicht der Fraktion der Linken in Heide gibt es wenig Handlungsspielraum bei der Stadt. Ratsherr Thomas Palm sieht stattdessen das Land in der Pflicht: "Uns fehlen hier als Kommune einfach die finanziellen Möglichkeiten. Das Land müsste mehr Geld in die Hand nehmen, um zum Beispiel die Jugendämter besser personell auszustatten", fordert Thomas Palm.

FDP sieht Justiz in der Verantwortung

Die FDP-Fraktion hat - wie auch die anderen Fraktionen in der Ratsversammlung - den SPD-Antrag für mehr Sozialarbeit unterstützt. Ratsherr Benjamin Obermann sagte, die FDP sei für einen präventiven Ansatz. Schulsozialarbeiter könnten den Jugendlichen auch Wege aufzeigen, wie man Konflikte gewaltfrei lösen könne. Darüber hinaus sieht die FDP aber auch die Justiz in der Verantwortung. Es müsse zügig ermittelt werden, um die Straftaten anzuklagen und jugendliche Täter dann auch zu verurteilen.

Neues Schulzentrum für Heide

Das Schulzentrum Heide-Ost. © NDR
2026 sollen die neuen Gebäude im Schulzentrum Heide-Ost fertig sein.

Während die Parteien beim Thema Jugendgewalt unterschiedliche Ansätze verfolgen, sind sie sich in einem Punkt einig. Die Kreisstadt soll ein neues Schulzentrum Heide-Ost bekommen. In der Ratsversammlung gab es dazu bereits vor Wochen einen entsprechenden Beschluss. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse müsse man auf das Thema Bildung setzen. Gute Bildungschancen seien wichtig für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, und mit einem neuen modernen Schulzentrum setze Heide ein wichtiges Signal, betonen Politiker aller Parteien.

Mit 100 Millionen Euro ist das neue Schulzentrum Heide-Ost die größte öffentliche Investition der vergangenen Jahre in der Kreisstadt. Die Planungen laufen bereits, im Frühjahr 2024 sollen die Bauarbeiten beginnen.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 06.05.2023 | 19:30 Uhr

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