Eine Person füllt frische Kuhmilch am Automaten ab © picture alliance/ dpa Foto: Roland Weihrauch

Viele Diebstähle in Hofläden: "Sogar Nachbarn klauen"

Stand: 17.11.2022 05:00 Uhr

Eier, Fleisch, Gemüse, Honig – all das gibt es in SB-Hofläden oder an Straßenständen. Für Geld, versteht sich. Doch laut Landeskriminalamt sind dort zuletzt immer wieder Lebensmittel gestohlen worden.

Von Julian Marxen

Kunden und Landwirte wissen es zu schätzen: das Prinzip Selbstbedienung. Der Kunde hält kurz am Straßenstand, nimmt sich, was er braucht und steckt das Geld in die Kasse. Der Landwirt hat so die Möglichkeit seine Ware direkt zu vermarkten, kann aber gleichzeitig andere Dinge erledigen und braucht kein zusätzliches Personal. Eigentlich ein gutes Modell, das allerdings immer wieder eiskalt ausgenutzt wird. Rund 50 Fälle von Diebstahl in Hofläden hat die Polizei in Schleswig-Holstein laut Landeskriminalamt in diesem Jahr schon gezählt. Doch es dürften sogar wesentlich mehr sein. Denn kleinere Delikte, wenn etwa fünf oder zehn Euro fehlen, werden kaum zur Anzeige gebracht. Dabei können sich auch nicht gezahlte Kleinstbeträge beträchtlich summieren.

Betrogen von Stammkunden

"Seit einem halben Jahr werde ich beklaut. Fast täglich fehlen 30 Euro in der Vertrauenskasse, weil Kunden bewusst zu wenig oder gar nicht bezahlen." Der Landwirt, der das berichtet, will anonym bleiben. Er hat Sorge, dass er die Aufmerksamkeit auf seinen Laden lenkt und dass er weitere Diebe anlockt. Der Mann aus dem Kreis Stormarn verkauft Eier und Kartoffeln in einem kleinen Selbstbedienungsladen. Weil manche das Vertrauen missbrauchen, gehen dem Landwirt Hunderte Euro im Monat durch die Lappen. Und dahinter stecken nicht nur Fremde. Mit Kameras hat der Eier-Produzent sogar ein paar Nachbarn und Stammkunden dabei ertappt, wie sie Waren mitnahmen, ohne zu bezahlen. Das macht den Bauer besonders traurig und sauer.

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Auch Automaten werden aufgebrochen

Auch im Kreis Ostholstein gab es vor kurzem zwei Fälle, die für Kopfschütteln sorgen. Bei Schönwalde haben Unbekannte Pakete mit Bratwürsten und Schnitzel gestohlen. Und das nur wenige Tage, nachdem die neue Verkaufshütte eröffnet worden war. Radikaler gingen Täter in der Nähe von Eutin vor. Sie brachen an einer Landstraße vor einer Hof-Einfahrt einen SB-Automaten auf und gingen dabei sehr professionell vor. Die Diebe benutzten laut Eigentümer spezielles Werkzeug, um an Geld und Lebensmittel zu kommen. Hier geht der Schaden in die Tausende.

Landwirte reagieren

Doch sich selbst in die Läden zu stellen, dafür fehlt den meisten Landwirten schlichtweg die Zeit. Was also tun? Einige berichten, dass sie ihre Verkaufsstände nun nicht mehr 24 Stunden, sondern nur noch tagsüber öffnen. Der Landwirt aus Stormarn hat zudem vor seiner Ladentür eine Infotafel aufgestellt. Auf dieser bittet er die Kunden, ehrlich zu sein. Und er gibt Regeln vor: Der Käufer muss das Geld erst für die Kamera deutlich sichtbar auf eine Anrichte legen, bevor er es in die Kasse steckt. Ob das wirklich davor abschreckt etwas heimlich mitgehen zu lassen, muss sich zeigen. Ihre Läden und Stände schließen wollen die betroffenen Landwirte auf jeden Fall nicht. Denn, so sagen sie, der SB-Verkauf laufe ansonsten gut und die allermeisten Kunden seien ja auch ehrlich.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 17.11.2022 | 08:00 Uhr

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