Unternehmer Günther Fielmann ist tot

Stand: 05.01.2024 16:51 Uhr

Der Gründer der gleichnamigen Optikerkette, Günther Fielmann, ist tot. Er starb am 3. Januar im Alter von 84 Jahren in seinem Wohnort Lütjensee, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte.

Modische Brillen auf Rezept - mit diesem Konzept eröffnet Günther Fielmann 1972 sein erstes Geschäft in Cuxhaven in Niedersachsen. Sieben weitere Niederlassungen kommen innerhalb von zwei Jahren dazu. Ende der 1970er-Jahre gibt es bereits 44 Filialen. Es ist der Beginn einer neuen Brillen-Ära, die Günther Fielmann prägt. Nun starb der Firmengründer im Alter von 84 Jahren in seinem Wohnort Lütjensee (Kreis Stormarn), wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Er sei im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen.

Ministerpräsident Günther: "Ein großer Schleswig-Holsteiner"

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) würdigte Günther Fielmann als "großen Schleswig-Holsteiner". Als Stifter und Mäzen habe er viel für seine Heimat getan. "Schleswig-Holstein ist für Günther Fielmann immer eine Herzenssache gewesen", so Günther. "Ich verneige mich vor einem leidenschaftlichen Förderer, einem Kulturliebhaber, Naturschützer und genialen Ideengeber, für den stets das Wohl der Menschen im Mittelpunkt stand." Fielmann habe zum Beispiel das Gut Schierensee (Kreis Rendsburg-Eckernförde) umgebaut und restauriert und so als Kulturdenkmal erhalten.

Midyatli: sozialer, leidenschaftlicher und vielseitiger Mensch

Auch die SPD-Landeschefin und Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Serpil Midyatli, äußerte sich zum Tod Fielmanns: "Mit Günther Fielmann verlieren wir einen bedeutenden Schleswig-Holsteiner und verdienten Ehrenbürger unseres Landes", sagte sie. "Günther Fielmann war ein sozialer, leidenschaftlicher und vielseitiger Mensch. Sein unternehmerisches Wirken wird uns ebenso in Erinnerung bleiben wie sein Einsatz für den Naturschutz, Kultur, Bildung und sozialen Zusammenhalt in unserem Land."

Günther Fielmann war großer Kulturförderer in Schleswig-Holstein  

Die Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen trauern nach eigenen Angaben um einen "ihrer größten Förderer und Freunde der letzten 30 Jahre", erklären sie in einer Mitteilung. Einige große Veranstaltungen, wichtige Bauvorhaben und Projekte sind demnach unmittelbar mit Fielmann verknüpft. Genau wie Ankäufe für die Sammlungen des Museums für Kunst und Kulturgeschichte auf Schloss Gottdorf in Schleswig: In der Gottdorfer "Baum"-Galerie hängen laut Landesmuseen dank Fielmann Werke einiger bedeutender Künstler, wie Johannes Grützke, Daniel Spoerri, Stepehn Conroy oder auch Berhard Heisig.

Verbundenheit auch zu SHMF

Auch bei den Verantwortlichen des Schleswig-Holstein Musikfestivals bleibt Fielmann mit seiner "strahlenden Persönlichkeit und mit legendärer Gastfreundschaft" in Erinnerung, so Sprecherin Laura Hamdorf. Als Kuratoriumsmitglied sei es ihm ein Anliegen gewesen, Gesellschaft und Kultur zusammenzubringen. Von ihm kam laut Hamdorf unter anderem der Impuls für das politisch-musikalische Talkformat "Plöner Gespräch", das jährlich in den Räumen der Fielmann-Akademie im Plöner Schloss stattfindet.

Marktführer innerhalb weniger Jahre

Fielmann war gebürtiger Schleswig-Holsteiner: Am 17. September 1939 wird er in Stafstedt (Kreis Eckernförde) geboren. Fielmann wird preußisch erzogen, beginnt mit 17 Jahren eine Lehre als Augenoptiker und lernt in den USA, wie Brillen und Gläser industriell gefertigt werden. Mit 33 Jahren eröffnet er dann sein erstes Optikergeschäft und steigt innerhalb weniger Jahre zum deutschen Marktführer auf.

Fielmanns Brille auf Rezept

Denn er macht einiges anders als seine Optikerkollegen zu jener Zeit: Fielmann begnügt sich zunächst mit einer geringeren Marge, schaltet den Zwischenhandel aus und gibt Garantien an die Kunden. 1981 handelt der Unternehmer den Krankenkassen die Kassenbrille ab - und ersetzt sie durch moderne Modelle. "Bis dahin musste jeder Brillenträger den Nachweis seines geringen Einkommens auf der Nase tragen", erzählte Fielmann einst über diese Zeit. In Kiel eröffnet Fielmann 1982 sein erstes Super-Center, ein Optik-Fachgeschäft mit 7.000 Brillen. 1994 geht das Unternehmen an die Börse und expandiert ins Ausland, konzentriert sich allerdings zunächst vor allem auf die Schweiz und Österreich. Erst mehr als zwanzig Jahre später, mit dem Eintritt von Sohn Marc in das Unternehmen, expandiert das Unternehmen ab 2015 auch südlich der Alpen - in Norditalien und Slowenien. Längst stellt Fielmann auch selbst Brillen her - im brandenburgischen Rathenow.

Späte Familiengründung

Lange bleibt Günther Fielmann Junggeselle. Er heiratet erst mit Ende 40 die damals 19 Jahre alte Studentin Heike Eggert, die als Fotomodell für Brillen in seinem Unternehmen arbeitet. 13 Jahre sind die beiden ein Paar, bekommen zwei Kinder: Marc und Sophie-Luise. Das Paar trennt sich später.

Ein Baum für jeden Mitarbeiter

Günther Fielmann unterstreicht immer gerne den familiären Charakter der Firma. Seine Beschäftigten beteiligt er über Aktien am Unternehmen. Jährlich lässt er einen Baum für jeden seiner Beschäftigten pflanzen - seit 1986. Mehr als 1,7 Millionen Bäume und Sträucher sollen so laut Unternehmen bisher zusammengekommen sein. Seine Mitarbeiter bildet der Milliardär während seiner aktiven Zeit im Unternehmen bevorzugt selbst aus. Seit 2006 lernen Augenoptiker auf Schloss Plön in der Holsteinischen Schweiz ihr Handwerk. Das Schloss kauft Fielmann zu Lebzeiten und renoviert es. Nach eigenen Angaben bildet das Unternehmen mehr als 40 Prozent des augenoptischen Nachwuchses in Deutschland aus.

Leidenschaft: Bio-Landwirtschaft

Vor fünf Jahren, 2019, zieht sich Günther Fielmann aus dem operativen Geschäft zurück. Sein Sohn Marc wird alleiniger Vorstandschef. Günther Fielmann widmet sich nun vor allem der Bio-Landwirtschaft. Auf seinen drei Betrieben in Lütjensee, Hof Ritzerau und Gut Schierensee in Kiel züchtet er Pferde, Rinder und Schafe. Insgesamt bewirtschaftet er mehr als 2.000 Hektar Land. "Das Leben auf dem Land hat mich geprägt", schreibt er in einem Buch zu seinem 75. Geburtstag. "Schon als Kind träumte ich von einem eigenen Bauernhof."

Unternehmen zu 70 Prozent in Familienbesitz

Nach Unternehmensangaben gibt es heute 977 Fielmann-Niederlassungen im In- und Ausland, mehr als 22.000 Beschäftigte und 27 Millionen Kunden (Stand: Ende März 2023). Schätzungsweise verkauft Fielmann jede zweite Brille in Deutschland. Der Jahresumsatz liegt im Jahr 2022 bei fast 1,8 Milliarden Euro. Das Unternehmen ist schuldenfrei, hoch liquide und zu mehr als 70 Prozent in Familienbesitz.

Günther Fielmann spendet zu Lebzeiten viel, für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Ökologie und Naturschutz. Im Jahr 2016 erhält er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und wird - im selben Jahr - Ehrenbürger Schleswig-Holsteins.

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Ein Fielmann-Brillengeschäft durch eine Brille gesehen. © picture alliance / dpa Foto: Malte Christians

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 05.01.2024 | 09:00 Uhr

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