Tod in der Ostsee vorgetäuscht? Fall wird erneut verhandelt

Stand: 01.03.2024 15:14 Uhr

2021 hatte das Landgericht Kiel ein Ehepaar zu Bewährungsstrafen verurteilt. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Das Paar soll versucht haben, Versicherungen um vier Millionen Euro zu betrügen. Nun wird der Fall erneut verhandelt, weil der Bundesgerichtshof in Leipzig mehrere Entscheidungen aufgehoben hat.

Konkret geht es um versuchten Betrug in 14 Fällen: Das Ehepaar aus Kiel soll 2019 den Tod des Mannes auf der Ostsee vorgetäuscht haben, um aus insgesamt 14 Versicherungsverträgen eine hohe Summe Geld ausgezahlt zu bekommen. Das Landgericht Kiel verurteilte 2021 die beiden heute 56-Jährigen wegen versuchten Betrugs einer Unfallversicherung zu Bewährungsstrafen von einem Jahr und neun Monaten beziehungsweise einem Jahr.

In den restlichen 13 angeklagten Fällen, ebenfalls wegen versuchten Betrugs an weiteren Versicherungen, wurde das Paar damals freigesprochen. Das Landgericht hatte die Entscheidung damit argumentiert, dass das Ehepaar ohne weitere Schritte, wie dem Vorlegen einer Sterbeurkunde, nicht mit einer Auszahlung hätte rechnen können. Die Taten wurden somit als straffreie Vorbereitungshandlungen gewertet.

BGH beanstandet Urteil - Fall wird erneut aufgerollt

Der Bundesgerichtshof (BGH) in Leipzig beanstandete die Freisprüche jedoch und hob sie auf. Das Kieler Gericht habe demnach nicht geprüft, ob die Angeklagten auch wegen Verabredung zum gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs oder wegen des betrügerischen Abschlusses der Versicherungsverträge belangt werden könnten. Die Fälle werden nun vor dem Kieler Landgericht erneut verhandelt. Kommende Woche könnte bereits das Urteil gesprochen werden.

Angeblich Toter versteckte sich monatelang

Im Oktober 2019 soll das Kieler Ehepaar ein Bootsunglück in der Ostsee inszeniert haben. Mit dem angeblichen Tod des Mannes wollte das Paar laut Anklage aus ihren 14 Risiko-Lebens- und Unfallversicherungen an Geld kommen - insgesamt ging es um vier Millionen Euro. Für den Betrug sollen sie sich extra ein Motorboot angeschafft haben, das auf der Ostsee sank. Drei Tage nach dem Vorfall meldete die Ehefrau ihren Mann bei der Polizei als vermisst.

Zwei Polizisten führen einen Verdächtigen in Schwarmstedt ab. © HannoverReporter.de/dpa Foto: M. Schäfer
2019 konnte der Mann auf dem Dachboden seiner Mutter im niedersächsischen Schwarmstedt festgenommen werden.

Die Beamten konnten das gekenterte Motorboot in der Ostsee vor Schönberg (Kreis Plön) finden, schöpften jedoch frühzeitig Verdacht, da keine Leiche gefunden wurde. Ein Gutachter konnte feststellen, dass das gesunkene Boot manipuliert worden war. Da die Versicherungen eine Sterbeurkunde verlangten und sich nicht mit der einfachen Todesmeldung der Polizei zufrieden stellen wollten, wurde das Geld aus den 14 Versicherungen nie ausgezahlt. Die Lebensversicherungen in Millionenhöhe hatte das Ehepaar bereits 2018 auch zugunsten der Frau abgeschlossen.

Auf dem Dachboden gefunden: Festnahme bei seiner Mutter

Während der Mann weiterhin als vermisst galt, soll er sich mehrere Monate in Hamburg sowie bei seiner Mutter im niedersächsischen Schwarmstedt im Heidekreis versteckt haben. Dort konnten Spezialkräfte der Polizei den Mann im Mai 2020 auf dem Dachboden seines Elternhauses festnehmen.

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Ein Angeklagter sitzt in einem Gerichtssaal. © dpa-Bildfunk Foto: Frank Molter

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 01.03.2024 | 08:00 Uhr

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