Adblocker: Heftiger Kampf um Online-Werbung

Medienunternehmen wie "Die Zeit", das "Handelsblatt" oder die "SZ" generieren mit Werbeanzeigen einen Großteil ihrer Onlineeinnahmen. Geld, das für ihre Zukunft überlebenswichtig ist, da die Einnahmen bei den Printprodukten seit Jahren rückläufig sind. Allerdings geht vielen Lesern die zappelnde und flackernde Werbung auf den Onlineseiten gehörig auf den Keks.
Mithilfe von sogenannten Adblockern, einer Software zum Blockieren von Werbeanzeigen, wehren sie sich dagegen. Was viele nicht wissen: Unternehmen können sich von der Anzeigensperre freikaufen, deren Werbung wird dann durch die Blockade gelassen. Bei diesem Spiel wollen viele Verlage nicht mitmachen und sind deshalb gegen die Kölner Firma Eyeo und deren Produkt "Adblock Plus" vor Gericht gezogen.
Etappensieg für "Adblock Plus"
Ein erstes Urteil ist inzwischen gefallen - und endete für die Verlage mit einer Niederlage. Der zuständige Richter am Landgericht Hamburg sah im Geschäftsmodell des Unternehmens Eyeo keine wettbewerbswidrige Behinderung der werbefinanzierten Online-Angebote der Verlagshäuser. Es würde nur ein Werkzeug zur Verfügung gestellt, was die Nutzer daraus machten, liege nicht in der Verantwortung des Werbeblocker-Anbieters.

Till Faida, Geschäftsführer von Eyeo, sieht sich nicht als Gegner der Werbewirtschaft: "Die Online-Werbung hat sich immer mehr von dem Verbraucher entfernt", meint Faida. "Es gibt ein ganz massives Qualitäts- und Akzeptanzproblem von Online-Werbung und hier wollen wir einen positiven Einfluss liefern, indem wir Websites dazu anhalten, bessere Werbung zu machen. Denn wenn sie es schaffen, nutzerfreundliche Werbung zu schaffen, dann können sie einen viel größeren Nutzerkreis erreichen."
Geht es wirkllich um "bessere" Werbung?
Das Besondere an "Adblock Plus": Anders als bei anderen Werbeblockern wird hier bestimmte Werbung durch die Blockademauer gelassen. Welche das ist, steht auf einer sogenannten Whitelist. Angeblich ausgesucht von normalen Usern. Doch in einigen Fällen lässt sich der Blockierer den Service bezahlen. Zu den Kunden gehören offenbar Google, Yahoo, Microsoft und Amazon. Der Umsatz dieser und anderer Kunden bescherte dem Eyeo 2014 einen Umsatz von vier Millionen Euro. In diesem Jahr könnte er auf einem zweistelligen Millionen-Betrag steigen.
"Die Zeit" ist allerdings nach wie vor davon überzeugt, dass es sich bei "Adblock Plus" um einen unzulässigen und wettbewerbswidrigen Eingriff in die Pressefreiheit handelt. Der Verlag prüft derzeit, ob er gegen das Urteil in Berufung geht, will dazu aber noch die schriftliche Begründung des Gerichts abwarten. Auch andere Verlage überlegen, ob sie eine eigene Klage einreichen werden.
Verlage tricksen "Adblock Plus" aus
Während die einen klagen, haben andere Medienunternehmen einen technologischen Weg eingeschlagen, um den ungeliebten "Adblocker" auszuschalten: Gruner+Jahr, Burda Media und ProSiebenSat.1 nutzen dafür eine sogenannte "Addefend"-Software, die dem Webseitennutzer trotz der Adblocker durch einen Trick Werbung auf den Bildschirm schaufelt. Erste Tests von "Online Marketing Rockstars" haben ergeben, dass das auf den Seiten von "Stern.de" oder "ProSieben.de" gut funktioniert und der User trotz eines installierten Adblockers jede Menge Werbung zu sehen bekommt.
