Zieht es den Chef des Remmo-Clans von Neukölln nach Grabowhöfe?

Stand: 26.03.2024 16:51 Uhr

In Berlin haben die Behörden die Villa des berüchtigten Remmo-Clans geräumt. Jetzt sucht der Chef der Großfamilie, von der einige Angehörige schwerste Straftaten begangen haben, offenbar eine neue Bleibe in Mecklenburg. Offizielle Stellen halten sich bedeckt, das Innenministerium hat den Fall aber im Blick.

von Stefan Ludmann

Wenn es um Clan-Kriminalität in Deutschland geht - dann fällt oft ein Name: Remmo. Der berüchtigte Clan mit arabisch-libanesischen Wurzeln aus Berlin-Neukölln wird mit etlichen spektakulären Straftaten in Verbindung gebracht. Der Raub der 100 Kilogramm Gold-Münze aus dem Bode-Museum 2017 in Berlin gehört dazu, genau wie zwei Jahre später der millionenschwere Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden, bei dem wertvolle Juwelen und Diamanten erbeutet wurden. Aber auch Geldwäsche, Drogenhandel, Schutzgeld-Erpressung und mehr gehen auf das Konto des Remmo-Clans.

Neue Bleibe im Dorf Grabowhöfe?

Teile der Großfamilie mussten zuletzt eine Villa in Berlin-Neukölln räumen - auch andere Immobilien wurden beschlagnahmt. Bei der Suche nach einer neuen Bleibe hat der Clan-Chef offenbar auch Mecklenburg-Vorpommern im Blick, genauer: den 1.000-Einwohner-Ort Grabowhöfe nordwestlich von Waren im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Dort soll Clan-Chef Issa Remmo längst wohnen. Darüber hat zuerst das lokale Nachrichtenportal "Wir sind Müritzer" berichtet, auch der "Tagesspiegel" aus Berlin und die "Bild-Zeitung" griffen die Geschichte auf.

Einbürgerung? Kreisverwaltung verweist auf Datenschutz

Demnach soll der Clan-Boss in Grabowhöfe ein eher baufälliges Haus von einem Unternehmer angemietet haben. "Wir sind Müritzer" nennt eine Adresse, die etwas abgelegen jenseits des Ortskerns liegt. Das Portal berichtet, der staatenlose Issa Remmo nutze die feste Meldeadresse, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu beantragen - beim Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Nach NDR-Informationen läuft dort seit einiger Zeit ein Einbürgerungsverfahren. Die Kreisverwaltung gibt sich jedoch zugeknöpft - sie macht mit Hinweis auf den Datenschutz keine Angaben zu einem möglichen Antrag auf den deutschen Pass.

Remmo ist nicht vorbestraft

Issa Remmo ist trotz diverser Ermittlungen gegen ihn nicht vorbestraft, er lebt schon seit Jahrzehnten in Deutschland. Zu einem Einbürgerungsantrag ausgerechnet in Mecklenburg-Vorpommern will sich das Innenministerium in Schwerin nicht äußern - ebenfalls aus Gründen des Datenschutzes. Wenn sich der Chef eines schwerkriminellen Clans möglicherweise ein neues Standbein in Mecklenburg sucht, dann sind die Sicherheitsbehörden dennoch alarmiert.

Bürgermeister weiß offenbar von nichts

Das Innenministerium nennt Remmo und Grabowhöfe zwar nicht beim Namen, es erklärte aber auf NDR-Anfrage zu der Sache: "Die Landespolizei und die jeweiligen Dienststellen haben regionale Entwicklungen immer im Blick und sind dazu im regelmäßigen und engen Austausch mit den jeweiligen Gemeinden." Unvorbereitet scheint die Polizei wohl nicht. Grabowhöfes Bürgermeister Enrico Malow (CDU) wundert sich über das Interesse der Medien. Er habe Issa Remmo noch nicht im Dorf gesehen. Aber natürlich würden sich jetzt viele fragen, was los sei, meinte Malow, der auch Amtsvorsteher des Amtes Warener Land ist. An diesem Mittwoch um 18 Uhr könnte es Antworten geben - dann tagt in Grabowhöfe die Gemeindevertretung.

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Dieses Thema im Programm:

Nordmagazin | 26.03.2024 | 19:30 Uhr

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