Zwergschwäne im Landeanflug auf das Ufer eines Gewässers (Foto: Steffen Hollerbach) © Steffen Hollerbach Foto: Steffen Hollerbach

Weniger Zwergschwäne in MV: NABU-Projekt sucht nach Gründen

Stand: 05.03.2024 05:52 Uhr

Zwergschwäne brüten in der russischen Tundra. In den Wintermonaten hält sich der kleinste europäische Schwan in Nordwesteuropa und somit auch in Mecklenburg-Vorpommern auf. Vogelschützer zählen aber immer weniger Tiere. Ein Forschungsprojekt will nun die Gründe dafür herausfinden.

von Franziska Drewes

Eine Dauergrünlandfläche bei Vellahn (Landkreis Ludwigslust-Parchim) hat sich in einen riesigen See verwandelt. Grund ist der viele Regen, der in den vergangenen Wochen auf das Feld gefallen ist. Für den Zwergschwan sind das allerdings gerade paradiesische Zustände. Er schwimmt auf dem künstlichen See und gründelt dort nach Nahrung. Vogelschützer Helmut Eggers schaut durch sein Spektiv und entdeckt 722 Zwergschwäne. "Hier übernachten die Tiere, weil sie genügend Abstand zu Hunde-führenden Menschen oder landwirtschaftlichen Aktivitäten haben. Hier haben sie einen ruhigen Schlafplatz, wo sie ungestört die Nacht verbringen und Kraft schöpfen können". Diese Schlafplätze sind rar geworden für den Wintergast.

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Vogelschützer sind besorgt

Helmut Eggers ist seit Jahrzehnten ein engagierter Vogelschützer. Für das Forschungsprojekt zum Zwergschwan ist der Lübtheener der Landeskoordinator. Er organisiert Zählungen und versucht, die Bevölkerung aufzuklären. Denn das Projekt ist darauf angewiesen, dass Menschen rastende Zwergschwäne bei ihm melden und die Sichtungen bestenfalls auf der Internetseite ornitho.de eintragen. Das Michael-Otto-Institut im Naturschutzbund (NABU) will herausfinden, warum es nur noch so wenig Zwergschwäne gibt. Laut Schätzungen sind es derzeit noch 10.000 Tiere, die sich in den deutschen Überwinterungsgebieten aufhalten. Dazu zählen neben Mecklenburg-Vorpommern auch Niedersachsen und Schleswig-Holstein. In den 1990er Jahren wurden noch dreimal so viele, nämlich rund 30.000 Zwergschwäne gezählt. 

Bestandseinbruch auch beim Nachwuchs

Auch immer weniger Jungtiere sichten die Vogelschützer in den Überwinterungsgebieten der Zwergschwäne. Helmut Eggers erzählt, dass die Reproduktionsrate zwischenzeitlich bei nur fünf Prozent lag. In diesem Jahr soll sie bei etwa zehn Prozent liegen. "Aber auch das ist ein sehr geringer Wert und reicht bei Weitem nicht aus, um den Bestand zu erhalten." Helmut Eggers schaut durch sein Spektiv und beobachtet einen jungen Zwergschwan. Der Nachwuchs ist grau und somit gut von den ausgewachsenen Tieren zu unterscheiden. Zwergschwäne haben einen mehrheitlich schwarzen Schnabel mit weniger gelb als die Singschwäne. Auch das ist ein markantes Unterscheidungsmerkmal. Warum die Reproduktionsrate so stark eingebrochen ist, ist bislang unklar. Weil der Zwergschwan aber nicht in Deutschland brütet, steht er hierzulande auch nicht auf der Roten Liste für bedrohte Brutvögel.

Herausforderungen im Brutgebiet

Im März fliegen Zwergschwäne zurück in ihre Brutgebiete in den Tundren Nordrusslands und Sibiriens. Die Forscher versuchen herauszufinden, ob das Tier auch dort gestört wird. Bislang gibt es nur Vermutungen. "Es kann sein, dass der Lebensraum des Zwergschwans dort durch industrielle Einflüsse in Mitleidenschaft gezogen wird. Dort wird Öl gefördert. Aber ob solche Dinge eine große Rolle spielen, ist unter den momentanen Verhältnissen schwer nachzuweisen." Helmut Eggers denkt dabei an den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Dieser erschwert auch die wissenschaftliche Arbeit der Vogelschützer.

Gezielt Schutzprojekte entwickeln

Dennoch will der NABU Deutschland alles daransetzen und herauszufinden, warum der Zwergschwan-Bestand so stark eingebrochen ist. Die Wissenschaftler wollen Fakten sammeln, um dem gefährdeten Zwergschwan gezielt helfen zu können. Erste Ansätze gibt es schon, erzählt Helmut Eggers. "Man hat im Emsland zum Beispiel ein Schlafgewässer hergestellt. So etwas ist sehr wichtig, damit dem Zwergschwan ein gutes und sicheres Rastgebiet geboten werden kann." Das europaweit angelegte Forschungsprojekt läuft noch bis 2026.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 05.03.2024 | 12:00 Uhr

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