Mitmachen erwünscht: Debatte um Entwicklung der Region Rostock

Stand: 25.01.2024 10:30 Uhr

Der Planungsverband Region Rostock stellt in fünf Infoveranstaltungen seinen ersten Entwurf für das aktualisierte Raumentwicklungsprogramm vor. Das legt unter anderem fest, wo bis 2035 Gewerbeflächen, Straßen, Wohngebiete und Flächen zur Energiegewinnung entstehen sollen.

von Juliane Schultz

"Für das Raumentwicklungsprogramm sollte sich jeder Einwohner interessieren, weil es sich auf jeden Haushalt im Landkreis Rostock auswirken wird", so Michael Fengler, Leiter des Planungsverbandes. Jede Gemeinde, jedes Dorf, jede Stadt, aber auch jeder, der sich per Auto oder Rad durch den Landkreis bewegt, werde auf die eine oder andere Weise mit den Auswirkungen des Programms in Berührung kommen.

"Da sind noch Sachen, über die man diskutieren kann"

Deshalb ruft der Planungsverband nun die Öffentlichkeit auf, sich zu beteiligen. Alle Unterlagen sind auf der Internetseite des Verbandes einsehbar. Änderungsvorschläge können bis zum 1. März eingereicht werden. Außerdem stellen die Planer ihre Entwürfe auf fünf Veranstaltungen vor. Planer Matthias Plehn wirbt für die Beteiligung, nur so könnten alle Interessen berücksichtigt werden: "Wir sind jetzt in einer sehr frühen Phase. Das ist ein erster Entwurf, da sind durchaus noch Sachen drin, über die man diskutieren kann, und über die wir auch diskutieren wollen." Im Vordergrund stehe aber immer das Allgemeinwohl, so Plehn.

Raumentwicklungsprogramm Region Rostock

Beteiligungsmöglichkeiten bis zum 1. März 2024

E-Mail an: beteiligung@afrlrr.mv-regierung.de
Online-Formular unter www.raumordnung-mv.de
Brief an: Planungsverband Region Rostock, Doberaner Straße 114, 18057 Rostock

Infoveranstaltungen jeweils um 18:30 Uhr:
25.01.2024, Bützow, Rathaus
26.01.2024, Tessin, Volksparksaal
29.01.2024, Rostock, Rathausfoyer
30.01.2024, Kröpelin, Zum Raben
31.01.2024, Teterow, Kulturhaus

Aus Platzgründen: Mehrfamilienhäuser auch auf dem Dorf

So ist unter anderem festgelegt, dass bis 2035 in der Region Rostock nicht mehr als 500 Hektar Fläche für Siedlungszwecke neu überplant werden dürfen. Ein Aus für das Einfamilienhaus solle das aber nicht sein, sagt Chefplaner Fengler - doch klar ist: Der mehrgeschossige Wohnungsbau wird wohl auch im ländlichen Raum zunehmend an Bedeutung gewinnen. Wichtig auch zur Gewinnung von neuen Fachkräften, denn sowohl im Landkreis als auch im Wirtschaftsministerium setzt man im Zuge der Energiewende auf bedeutende Neuansiedlungen. Etwa von Produzenten und Zulieferern im Bereich der Offshore-Industrie.

Land will 400 Hektar für Großinvestor freihalten

Eine zentrale Frage der Planer: Wo in der Region soll Platz für Gewerbe und Industrie reserviert werden? Grobe Vorgaben kamen von der Landesregierung, die Regionalplaner gehen ins Detail: Der Seehafen soll zentraler Umschlagplatz für Energieträger werden und Knotenpunkt für Strom- und Wasserstofftrassen. In Poppendorf, südöstlich von Rostock, sollen Flächen von mehr als 400 Hektar freigehalten werden, um die Ansiedlung besonders großer Industriebetriebe zu ermöglichen. Sollte ein Batterie- oder Autoproduzent nach Flächen fragen, will das Land, so heißt es aus Kreisen des Wirtschaftsministeriums, vorbereitet sein.

Dreimal soviel Platz für Windräder wie bislang

Der Energiebedarf für solche Ansiedlungen und die gesamte Region soll bis 2035 vollständig aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Die Planer halten das für realistisch, denn nach Vorgabe des Bundes müssen innerhalb der nächsten acht Jahre mehr als zwei Prozent der kommunalen Flächen sogenannte Vorranggebiete für Windenergie werden.

Für Stadt und Landkreis Rostock bedeutet das eine Verdreifachung der jetzt schon ausgewiesenen Flächen. Immer mehr Hürden für den Bau von Windrädern fallen. Für Anwohner kommen immer mehr Anreize hinzu. Amtsleiter Fengler betont: "Wir wollen die Energie, die in der Region erzeugt wird, auch in der Region nutzbar machen. Und wir möchten, dass die Menschen in der Region auch was davon haben."

"Warum sollte Touristen erspart bleiben, womit Menschen im Land leben?"

Das Problem der Planer: 97 Prozent der Fläche des Landkreises kommt dafür gar nicht in Frage. Das erschwert die Suche nach Standorten für Windräder. Ausgewiesen sind im ersten Entwurf vor allem Flächen im Süden der Region, aber auch in einer Tourismusregion: auf der Halbinsel Wustrow. Michael Fengler entgegnet Bedenken von Touristikern: "Warum sollte Touristen erspart bleiben, womit die Menschen im Land tagtäglich leben?"

Vorschläge bis 1. März einbringen

Welche dieser Pläne, welche der geplanten Straßen und Bahnstrecken, welche Vorbehaltsgebiete für den Tourismus und die Landwirtschaft am Ende Eingang in den neuen Raumentwicklungsplan finden, ist heute noch unklar. Fest steht bislang: Anfang kommenden Jahres wird es eine zweite Entwurfsphase geben. Darin enthalten sind dann die Vorschläge, die die Öffentlichkeit bis zum 1. März 2024 einbringt. Gelten soll der neue Plan ab Ende 2025.

Diverse Möglichkeiten der Beteiligung

Diese Beteiligungsmöglichkeiten gibt es bis zum 1. März 2024:
E-Mail an: beteiligung@afrlrr.mv-regierung.de
Online-Formular unter www.raumordnung-mv.de
Brief an: Planungsverband Region Rostock, Doberaner Straße 114, 18057 Rostock
Weitere Infoveranstaltungen sind jeweils um 18:30 Uhr hier geplant:
29.01.2024, Rostock, Rathausfoyer
30.01.2024, Kröpelin, Zum Raben
31.01.2024, Teterow, Kulturhaus

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 24.01.2024 | 19:30 Uhr

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