Nordex Rostock: Werksschließung beschlossene Sache
Der Windkraftanlagen-Hersteller Nordex schließt seine Rotorblattproduktion in Rostock Ende Juni endgültig. Das hat das Wirtschaftsministerium auf Anfrage des NDR in MV mitgeteilt. Die Beschäftigten wurden bei einer Betriebsversammlung über einen Sozialplan informiert.
Die Situation sei bedauerlich, so Landes-Wirtschaftminister Reinhard Meyer. "Das Unternehmen war nicht umzustimmen, obwohl die Energiewende bundesweit Fahrt aufnimmt." Die Landesregierung werde nun mögliche Gespräche weiter begleiten, wenn es um potentielle Interessenten für den Standort geht. "Es gibt somit kaum noch Produzenten von Windkraftanlagen in Deutschland", sagte Meyer weiter.
Noch vor einer Woche hatte der Staatssekretär des Bundeswirtschaftsministeriums, Michael Kellner, bei NDR MV Live gesagt, dass zum Standort Gespräche zwischen Nordex und der Landesregierung laufen, in die auch der Bund involviert sei. Nun wurde die endgültige Entscheidung zur Schließung des Werkes verkündet.
Mehr Windkraft ohne Nordex?
Paul Lehmann, Juniorprofessor an der Uni Leipzig, spricht von einer "tragischen Entscheidung für die Menschen vor Ort" und für "ein strukturschwaches Land wie Mecklenburg-Vorpommern". Auch industriepolitisch sei der Weggang eines Windkraftanlagen-Herstellers aus Deutschland tragisch, so Lehmann, da die "Erneuerbaren-Branche" in den kommenden Jahren "natürlich eine der großen Wachstumsbranche sein wird." Die Beurteilung in Bezug auf die Energiewende sei schwieriger, so Lehmann. Der Markt für Windräder sei ein globaler Markt mit einem dynamischen Preisdruck, dass Energieunternehmen ihre Standortentscheidungen überdenken und optimieren, sei erwartbar. Durch Abwanderung der Produktion könnten Windräder am Ende günstiger werden, wovon die Energiebranche durchaus profitieren könnte. "Aber es macht uns natürlich auch abhängiger von internationalen Lieferketten. Und wie schnell das Problem werden kann, haben wir jetzt ja zuletzt während der Coronakrise gesehen", so Lehmann.
Auch Mecklenburg-Vorpommern muss Windenergie ausbauen
Auch wenn Mecklenburg-Vorpommern gegenüber dem Süden Deutschlands einen Vorsprung beim Windkraftausbau habe, hat der Nordosten noch Nachholbedarf, so Lehmann. Derzeit seien in MV nur 0,3 bis 0,7 Prozent der Flächen ausgewiesen, nötig seien nach Studien des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz allerdings zwei Prozent. "Das geht nur", so Lehmann, "wenn wir die Menschen vor Ort auch mitnehmen können." Seiner Ansicht nach sei die Politik in der Pflicht. Es brauche eine Mischung aus klareren Vorgaben, beispielsweise beim Artenschutz und finanziellen Anreizen, von denen die Menschen und Kommunen vor Ort auch profitieren können.
Transfergesellschaft und Abfindung in Aussicht gestellt
Die Unternehmensleitung der Nordex Group hatte zuvor bekannt gegeben, dass mit dem Betriebsrat eine sogenannte sozialverträgliche Einigung abgeschlossen worden sei. Demnach hätten die etwa 500 Mitarbeitenden die Möglichkeit, eine Abfindung in Anspruch zu nehmen sowie in eine Transfergesellschaft einzutreten. In dieser sollen die Beschäftigten bei der Suche nach einem neuen Job unterstützt werden, heißt es. Darüberhinaus soll es eine Einmalzahlung geben. Ebenso wird angekündigt, dass das Unternehmen über den Zeitraum von 5 bis 12 Monaten das Transferkurzarbeitergeld auf 90 Prozent des jeweiligen Nettogehaltes aufstocken will. Den Auszubildenden soll die Möglichkeit gegeben werden, ihre Ausbildung entweder in der Firma oder aber bei Kooperationspartnern zu beenden.
Rotorblattproduktion soll nach Asien verlegt werden
Nach NDR Informationen waren die Auflagen des Landes und des Bundes so hoch, dass es Nordex nicht möglich gewesen ist, unter diesen Bedingungen das Werk weiterzuführen. Zum 30. Juni ist nun endgültig Schluss mit der Produktion in dem Werk in Rostock. Nordex hatte Ende Februar mitgeteilt, die Rotorblattproduktion nach Asien zu verlegen und das Werk in Rostock zu schließen.
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