MV rechnet mit Millionen-Kosten für neue Lohn-Software
Es ist eine der größten Software-Beschaffungen für die Landesverwaltung. Mecklenburg-Vorpommerns Finanzminister Geue sucht für geschätzte 70 Millionen Euro ein neues IT-System für die Auszahlung von Löhnen und Gehältern an das Landespersonal.
Die europaweite Ausschreibung läuft seit zwei Wochen: Die alte Software ist demnächst nicht mehr einsetzbar. Vom federführenden Datenverarbeitungszentrum des Landes (DVZ) heißt es, die beide Systeme FABEA und BEATA "befinden sich an ihrem Betriebsende". Eine Nachfolgelösung muss bis spätestens 2029 her, so das Finanzministerium. Die Fachleute von Finanzminister Heiko Geue (SPD) haben sich auf dem Anbieter-Markt umgesehen, sie rechnen nach eigenen Schätzungen mit Ausgaben von mehr als 70 Millionen Euro. Wegen landestypischer Vorschriften könne ein System aus anderen Bundesländern nicht einfach übernommen werden, auch dazu hätte der Auftrag europaweit ausgeschrieben werden müssen
2,7 Milliarden Euro Personalkosten
Das System soll die Löhne und Gehälter für rund 36.000 Landesbeschäftigte und mehr als 7.000 Pensionäre auszahlen und verwalten. Rund 2,7 Milliarden Euro werden allein in diesem Jahr für das Landespersonal ausgegeben. Intern ist von einem "immensen Aufkommen von Geschäftsvorfällen" die Rede. Die Experten vom DVZ haben die Anwender im Landesamt für Finanzen (LAF) bereits vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass "dringender Handlungsbedarf besteht und dass die Altsysteme nach mehr als 30 Jahren abgelöst werden müssen".
Hohe Erwartungen an neue Software
Dass die Zeit drängt, macht die Eile des Ausschreibungsverfahrens deutlich. Das Ministerium erwartet schon in vierzehn Tagen Angebote von IT-Firmen. An die neue Software sind hohe Erwartungen geknüpft. Sie soll die Dinge rund um Gehaltsauszahlungen leichter und schneller machen. Der Chef der IT-Abteilung im LAF, Paul Rosenthal, meinte jüngst im Kundenmagazin des DVZ zum neuen IT-Projekt: "Das ist ein Riesensprung, als würde man von einem 90er-Dieselauto auf ein E-Auto mit Touchscreen wechseln". Künftig soll beispielsweise die Beihilfe, also die Leistung des Landes für seine Beamten im Krankheitsfall, schneller bearbeitet werden. Anträge sollen dann per App gestellt werden können.
Neue IT-Behörde noch in den Kinderschuhen
Software-Entwicklungen gelten als langwierig und kompliziert. Das Finanzministerium musste bei dem Versuch, ein neues IT-System für die Haushalts-Bewirtschaftung einzukaufen, vor anderthalb Jahren einen Rückschlag einstecken. Der Anbieter konnte offenbar die Wünsche und Anforderungen nicht umsetzen. Als ein Problem gilt auch, dass in Fragen der digitalen Ausstattung der Landesverwaltung mittlerweile etliche Akteure unterwegs sind. Zentraler Dienstleister ist weiterhin das DVZ. Das von Innenminister Christian Pegel (SPD) als neue Oberbehörde eingerichtete Landesamt "Zentrum für Digitalisierung MV" steckt offenbar immer noch in den Kinderschuhen. Eigentlich soll das ZDMV "die Ressourcen für Informationstechnik und Digitalisierung in der Landesverwaltung bündeln". Bisher ist davon wenig zu spüren.
