Das Foto zeigt eine Nosferatu-Spinne auf einem Holzblock. © picture alliance/dpa/Nabu Foto: picture alliance/dpa/Nabu

Giftige Nosferatuspinne in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt

Stand: 27.09.2022 16:44 Uhr

Die braune Nosferatu-Spinne heißt so, weil sie auf ihrem Rücken eine markante Zeichnung hat, die aussieht wie ein Vampir. Laut Naturschutzbund Deutschland NABU wurde ein Tier nachweislich bei Kühlungsborn gesichtet.

von Franziska Drewes

Noch vor 20 Jahren lebte die Spinne nur im Mittelmeerraum. Sie bevorzugt sehr warme trockene Regionen und war deshalb vor allem in Südfrankreich, Italien und Spanien heimisch. Doch längst ist das braune Tier auch im Norden unterwegs. Laut NABU gibt es mindestens einen gesicherten Fund. Bei Kühlungsborn wurde die Spinne gesichtet und fotografiert. Fachleute haben bereits bestätigt, dass es sich dabei um die Nosferatuspinne handelt. Dem NABU sind weitere Meldungen aus Mecklenburg-Vorpommern bekannt. Noch ist aber unklar, ob es sich dabei auch um die Nosferatuspinne handelt. Sie wird auch Kräuseljagdspinne genannt. Das sind freijagende Spinnen, die kein Netz bauen und mithilfe eines Giftes ihre Beute lähmen.

Pelziger blinder Passagier

In Deutschland wurde erstmals 2005 eine Nosferatuspinne gesichtet. Fachleute gehen davon aus, dass das Tier höchstwahrscheinlich als blinder Passagier über den Warenverkehr oder auch über Wohnmobile zu uns gelangt ist. Sie breitet sich in allen Bundesländern aus, vor allem aber im Süden und Westen Deutschlands. Tausende Tiere wurden bereits dokumentiert. Der Klimawandel spielt dabei eine große Rolle.

Klimawandel lässt Spinne nach Norden ziehen

Dr. Jonas Wolff ist Biologe am Zoologischen Institut der Universität Greifswald. Seit über zehn Jahren erforscht er Spinnen. Er hat sich auch schon mit der Nosferatuspinne befasst und ist nicht überrascht, dass das Tier im Land nachweislich entdeckt wurde. "Mittlerweile sind auch die Sommer hier bei uns sehr heiß und trocken und die Winter eher mild. Deshalb fühlen sich die Tiere auch hier bei uns relativ wohl. Solange das Klima hier so bleibt, werden sich die Tiere etablieren und weiter vermehren".

Stubenhocker im Winter

Auch hierzulande bevorzugt die Nosferatuspinne trockene und warme Umgebungen. Deswegen geht der Wissenschaftler davon aus, dass sich gerade jetzt im feuchten Herbst die Tiere in die Städte zurückziehen werden, weil dort das Mikroklima am besten ist. "Ich gehe davon aus, dass die Spinnen nun Häuser, Garagen oder Schuppen aufsuchen werden, weil sie nicht mit einem feuchten, kalten Klima draußen klar kommen".

Bedrohung der heimischen Flora und Fauna ungewiss

Die Nosferatuspinne ist eine invasive Art. Allerdings können Wissenschaftler überhaupt noch nicht absehen, ob sie andere heimische Arten aus ihrem Lebensraum verdrängen wird. Eines könnte dafür sprechen, denn die Nosferatuspinne ist robuster gebaut und viel kräftiger als heimische achtbeinige Vertreter. Der Biologe Dr. Jonas Wolff hat bereits das Fressverhalten von Jagdspinnen untersucht und dazu zählt auch die Nosferatuspinne. Die Tiere wurden mit einer Hochgeschwindigkeitskamera gefilmt, um genau zu beobachten, wie die Attacke abläuft. In der Studie wurden die Spinnen mit Insekten gefüttert, darunter waren auch sehr große Heimchen. Ein Ergebnis ist, dass die Spinne auch Tiere als Beute akzeptiert, die viel größer sind als sie selbst.

Menschen stehen nicht auf dem Speiseplan

Die Nosferatuspinne ist giftig. Sie hat Giftdrüsen und gibt das Verdauungssekret auf die Beute ab, um diese zu lähmen. Attacken auf Menschen sind extrem selten, sagt Dr. Jonas Wolff. In der Regel versucht das Tier zu fliehen, wenn es sich bedroht fühlt. "Wir Menschen brauchen vor dieser Spinne keine Angst haben. Es gibt einige Kollegen, die haben sich absichtlich von der Spinne beißen lassen. Sie haben ihre Symptome protokolliert. Und dabei kam heraus, dass sich die Bisse dieser Spinne so anfühlen wie ein Wespen- oder Bienenstich". Unklar ist, wie Allergiker auf den Biss reagieren. Darüber gibt es noch keine Datenlage.

Forschung soll weiter gehen

Für den Greifswalder Wissenschaftler ist die Nosferatuspinne ein spannendes Forschungsfeld. Er möchte gern weiter erforschen, ob sich die invasive Art genetisch weiter an die klimatischen Bedingungen hierzulande anpassen wird. "Ob sich die Nosferatuspinne auch hier längerfristig wohlfühlen wird, steht und fällt mit den klimatischen Bedingungen vor Ort". Und diese neuen Erkenntnisse werden dann möglicherweise auch Antworten geben, wie die Spinne andere heimische Arten beeinflussen wird.

Gesichtete Nosferatuspinnen melden

Wer sich traut, kann die Spinne fotografieren und mit Fotomaterial im Internet vergleichen. Denn sie wird oft verwechselt mit der heimischen Hauswinkelspinne, die auch ziemlich groß werden kann. Dann kann eine Meldung an den NABU gehen, hier werden die Sichtungen auf der Seite naturgucker.de veröffentlicht, um herauszufinden, wie weit sich die Nosferatuspinne bereits ausgebreitet hat.

Weitere Informationen
Das Foto zeigt eine Nosferatu-Spinne auf einem Holzblock. © picture alliance/dpa/Nabu Foto: picture alliance/dpa/Nabu

NABU: Nosferatu-Spinne breitet sich in Niedersachsen aus

Die Spinne lebt eigentlich im Mittelmeerraum. Fühlt sie sich bedroht, kann sie auch Menschen beißen. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 27.09.2022 | 12:00 Uhr

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