Zehntausende Schüler bei Demo in Hamburg gegen Ukraine-Krieg
Zehntausende junge Menschen sind am Donnerstag in Hamburg gegen den russischen Angriff auf die Ukraine auf die Straße gegangen. Die Polizei und "Fridays for Future" machten unterschiedliche Angaben zur Teilnehmerzahl.
Auf dem Spielbudenplatz und der Reeperbahn versammelten sie sich am Mittag zum Auftakt einer von der Klimaschutzbewegung "Fridays for Future" und anderen Jugendorganisationen organisierten Demonstration. Musikalische Unterstützung kam von Bosse, Enno Bunger und Ali Neumann.
Demo durch die Innenstadt
Unter dem Motto "Solidarität für die Ukraine" sollte der Demonstrationszug nach einer Auftaktkundgebung auf dem Spielbudenplatz durch die Innenstadt und zurück nach St. Pauli führen. Weltweit hatte die ukrainische "Fridays for Future"-Bewegung zum Protest gegen den russichen Angriffskrieg aufgerufen.
Klimaaktivistin Luisa Neubauer: "Putin, verpiss dich"
"Hamburg ist heute zusammengekommen, um Solidarität zu zeigen", sagte Klimaaktivistin Luisa Neubauer in einer emotionalen Rede auf dem Spielbudenplatz. "Nichts und niemand wird uns davon abhalten, jetzt aufzustehen, laut zu werden und solidarisch zu sein, so klar Haltung zu zeigen wie Autokraten es hassen: Putin, verpiss dich, wir sind da!", rief sie unter dem tosenden Applaus der Menge.
Endgültige Teilnehmerzahl nicht klar
Nach Angaben von "Fridays for Future" sind 120.000 Menschen gegen den russischen Angriff auf die Ukraine auf die Straße gegangen. Dies habe eine eigene Zählung ergeben, erklärte Sprecherin Annika Rittmann der Deutschen Presse-Agentur. Die Polizei hatte zuvor von lediglich 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern berichtet. "Die Zahl der Polizei stimmt einfach nicht", sagte Rittmann. "Jeder, der hier war, weiß, dass es mehr waren."
Reporter vor Ort schätzen Teilnehmerzahl auf 50.000
Die Klimaaktivisten zeigten sich im Nachhinein sauer und warfen der Polizei eine grotesk falsche Darstellung der Demo vor. Bilder aus der Innenstadt und Zählungen der "Fridays for Future"-Teams würden das beweisen. Die Polizei hingegen bleibt bei ihrer Darstellung: Unter anderem mithilfe einer Verkehrskamera am Millerntor sei die Teilnehmerzahl hochgerechnet worden, auf rund 20.000. Dem widersprechen allerdings auch Reporter vor Ort, die mindestens 50.000 Teilnehmer schätzten.
Schüler vom Unterricht befreit
Um auch den Hamburger Schülerinnen und Schülern eine Teilnahme an der Demonstration zu ermöglichen, hatte Schulsenator Ties Rabe (SPD) sie vom Unterricht befreit. In dieser außergewöhnlichen Situation wollten auch viele Schülerinnen und Schüler ein Zeichen für den Frieden setzen, hieß es in einem Schreiben des Schulsenators vom Mittwoch. "Die Hamburger Schulbehörde und ich als Senator begrüßen dieses Engagement und wollen allen Schülerinnen und Schülern, die das möchten, die Teilnahme ermöglichen", betonte Rabe. Unter 16-Jährige benötigten allerdings ein entsprechendes Entschuldigungsschreiben der Eltern, um dem Unterricht für die Demo fernzubleiben.
Erhebliche Verkehrsbehinderungen
Die Polizei warnte davor aus, dass es in der Innenstadt und angrenzenden Stadtteilen durch Straßensperrungen zu erheblichen Verkehrsbehinderungen kommen wird. Autofahrende sollten den betroffenen Bereich weiträumig umfahren.
Weitere große Kundgebung am Sonnabend
Auch am Sonnabend soll es eine große Kundgebung in Hamburg geben. Die Jugendorganisationen von SPD, CDU, Grünen und FDP rufen für Sonnabendmittag um 12 Uhr zu einer Solidaritätskundgebung für die Ukraine am Jungfernstieg auf. Von dort geht es über den Hachmannplatz zum ukrainischen Generalkonsulat am Schwanenwik. "Wir verurteilen diesen völkerrechtswidrigen Angriff auf das Schärfste", heißt es in dem Aufruf. "Das Ausmaß des menschlichen Leids ist für uns unerträglich." Mit dabei sind jüdische Jugendorganisationen, mehrere ukrainische Vereine und Organisationen sowie auch "Fridays for Future". Als Rednerinnen werden Bischöfin Kirsten Fehrs sowie Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) erwartet. Auch die ukrainische Generalkonsulin Iryna Tybinka wird voraussichtlich eine Rede halten.
