Wasserstofflieferung aus den Emiraten in Hamburg angekommen

Stand: 21.10.2022 20:30 Uhr

Wasserstoff ist mehr als ein Energieträger, er ist auch ein großer Hoffnungsträger für die Energiewende. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat eine erste Testlieferung aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) offiziell in Empfang genommen.

Beim Kupferhersteller Aurubis ist am Freitagabend symbolisch eine Wasserstoff-Lieferung übergeben worden - geliefert in Form von flüssigem Ammoniak, einer Wasserstoff-Verbindung. Neben Habeck war auch der Industrieminister der Emirate, Sultan Al Jaber, anwesend. Der von der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) gelieferte Wasserstoff wurde in Form des Wasserstoffderivats Ammoniak verschifft und war im September von der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) umgeschlagen worden.

Habeck: Erste Ammoniak-Lieferung ein Meilenstein

Ein großer, weißer Gas-Container, gefüllt mit 13 Tonnen Ammoniak: um ihn ging es am Freitagbend auf dem Aurubis-Gelände. Ein Meilenstein sei diese Ammoniak-Lieferung aus den Emiraten, sagte Habeck. Denn der Wasserstoff, der chemisch in dem Ammoniak gebunden ist, gilt als wichtiger Baustein, um die Industrie-Produktion klimafreundlicher zu machen. Aurubis will in den kommenden acht Wochen testen, wie gut das funktioniert.

In Deutschland müsse "mehr denn je" der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft vorangetrieben werden, erklärte Habeck in der Hansestadt. Dafür werde eine eigene nationale Wasserstoffproduktion geschaffen. Notwendig sei aber auch dessen Import.

NDR 90,3-Reporter Jörn Straehler-Pohl © NDR Foto: NDR
AUDIO: Habeck nimmt erste Wasserstoff-Lieferung in Hamburg an (1 Min)

Aurubis mit Vorreiterrolle

Nach eigenen Angaben zählt die Kupferhütte Aurubis zu den Vorreitern in dieser Technologie. Richtig klimaneutral ist dieser Testlauf allerdings noch nicht, denn der Wasserstoff für das Ammoniak wurde aus Erdgas hergestellt - und noch nicht aus erneuerbaren Energien. Diesen Punkt kritisieren Umweltschützerinnen und -schützer.

BUND: Wasserstoff-Produktion verbraucht viel Energie

"Die Herstellung von Wasserstoff aus Erdgas verbraucht enorme Mengen an Erdgas nicht nur für das Endprodukt, den Wasserstoff, sondern auch für den Herstellungsprozess unter hohem Druck und hoher Hitze", sagte BUND-Landesgeschäftsführer Lucas Schäfer am Freitag. Hinzu komme der Energieverlust für die Umwandlung von Wasserstoff in Ammoniak für den Transport sowie für die CO2-Abscheidung und die unterirdische Speicherung des Treibhausgases.

Schäfer: "Blauer" Wasserstoff ist sogar ein Rückschritt

Insgesamt sei "blauer Wasserstoff" damit mehr als 20 Prozent klimaschädlicher als die direkte Verbrennung von Kohle oder Erdgas. Schäfer sprach von einem technologischen Rückschritt, der die Ausbeutung fossiler Rohstoffe sogar noch beschleunige. Der BUND fordert eine konsequente Beschränkung der Wasserstofftechnologie auf wirklich "grünen", aus erneuerbaren Energiequellen hergestellten Wasserstoff.

Kooperation mit den Vereinigen Arabischen Emiraten

Habeck hatte Mitte März während einer Reise in die Golfregion mehrere Kooperationen zum Aufbau einer Wasserstoffwertschöpfungskette zwischen Deutschland und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterzeichnet. Die Emirate verfügen laut Wirtschaftsministerium über gute Voraussetzungen für eine kostengünstige Produktion von klimafreundlichem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und wollen diesen nach Deutschland liefern.

Was ist "grüner Wasserstoff"?

Wasserstoff ist keine Energiequelle wie Erdöl, Wind oder Sonnenenergie, sondern ein Energiespeicher. Von Natur aus kommt Wasserstoff nur in gebundener Form vor, etwa in Wasser oder Erdgas. Um das farblose chemische Element aus dieser Bindung abzuspalten, ist Energie notwendig. Dabei wird Wasser (H2O) in Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) aufgespalten. Für umweltfreundlichen "grünen Wasserstoff" werden Erneuerbare Energien wie Solar- oder Wind-Energie verwendet, um Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten (Elektrolyse).

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 21.10.2022 | 19:00 Uhr

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Energiewende

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