Senat: Hamburg erreicht bisherige CO2-Einsparziele
Hamburg hat in den zurückliegenden Jahren deutlich weniger klimaschädliches CO2 ausgestoßen als geplant. Das geht aus dem Zwischenbericht zum Klimaplan hervor, den der Senat am Dienstag im Rathaus vorgelegt hat.
Zwei Millionen Tonnen CO2 wollte die Stadt bis 2020 einsparen - verglichen mit dem Jahr 2012. Das sei erreicht, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne). Rund 40 Prozent der Einsparungen würden dabei auf das Konto der Industrie gehen. Und genau so viel dadurch, dass mehr Wärme umweltfreundlicher erzeugt werde und weil Häuser weniger Energie verbrauchten.
Pandemie hat beim Erreichen geholfen
Kerstan gestand ein: Am stärksten war der Rückgang von 2019 zu 2020, also zu Beginn der Corona-Pandemie mit Lockdowns. "Es gab beim Straßenverkehr einen deutlich geringeren Kraftstoffverbrauch, und auch der Bruttostromverbrauch ist in Deutschland sehr stark zurückgegangen." Wieviel davon nach der Corona-Pandemie bleibe, sei offen. Eine bessere Beurteilung des Corona-Effekts verspricht sich Kerstan von Daten für das Jahr 2021, die allerdings erst im Frühjahr 2023 vorlägen.
Senat will Klimaziele verschärfen
Unabhängig davon will der Senat in den kommenden Monaten seine eigenen Klimaziele verschärfen: Bis 2030 sollen 70 Prozent aller CO2-Emissionen eingespart werden, deutlich mehr als bis jetzt geplant.
Neues Klimaschutzgesetz soll bis Sommer 2023 stehen
Das geplante neue Hamburgische Klimaschutzgesetz mit verschärften Klimazielen soll laut Kerstan bis zum kommenden Sommer stehen. "Wir planen im Dezember, beides im Senat zu beschließen", sagte der Senator. Ab Januar sei eine öffentliche Beteiligung für den neuen Klimaplan und den Gesetzentwurf geplant. Vor der Sommerpause werde der Senat das neue Gesetz dann endgültig beschließen und zur Abstimmung in die Bürgerschaft bringen. Welche zusätzlichen Maßnahmen mit den neuen Zielen festgeschrieben werden sollen, wollte Kerstan noch nicht sagen. Die Lücke zum geplanten neuen 70-Prozent-Ziel bezifferte die Umweltbehörde auf etwa sieben Millionen Tonnen CO2.
Kritik von der Opposition
Dass viele Fragen noch offen sind, sorgt bei CDU, AfD und der Linken für reichlich Kritik. "Auch wenn einige der vorgestellten Ergebnisse des Berichts erfreulich erscheinen, so ist dennoch irritierend, dass der Senat keine Kenntnis darüber hat, wie sich Hamburgs Klimabilanz im letzten Jahr entwickelt hat", rügte etwa der Klima-Sprecher der CDU-Fraktion, Stephan Gamm.
Umweltschützer: "Blindflug ohne Ambitionen"
Den Umweltverbänden und "Fridays for Future" geht das bisher Erreichte nicht weit genug. Sie fordern jetzt beim Klimaschutz mehr Tempo. Der Umweltverband BUND sprach bei der vorgelegten Zwischenbilanz von einem "Blindflug ohne Ambitionen". Unbestritten sei bereits jetzt zu erkennen, dass die Emissionen nach der Hochphase der Pandemie wieder deutlich anstiegen.