Kommentar: Problem Elbschlick - es muss mehr gebaggert werden
Seit Anfang des Jahres ist die Elbvertiefung abgeschlossen. Aber: Immer häufiger sammelt sich nun Schlick und Sand in der Fahrrinne, große Containerschiffe müssen Slalom fahren. Dabei darf es nicht bleiben, es muss mehr gebaggert werden. Gerade in der jetzigen Krisensituation wird der Hamburger Hafen gebraucht, meint Dietrich Lehmann in seinem Kommentar.
Der Hamburger Hafen ist zwar schon lange nicht mehr der größte der Welt - aber noch immer einer der wichtigsten in und für Europa. Rund 9.000 Schiffe pro Jahr steuern die Elbe hinauf, darunter auch die größten der Welt, wenn auch nicht voll beladen. Und gerade die Corona-Jahre haben gezeigt, wie wichtig zuverlässige Versorgungswege sind, damit die Wirtschaft und damit unser aller Leben am Laufen bleiben. Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine wird das noch einmal deutlicher.
LNG sorgt für mehr Schiffe
Der Schiffsverkehr auf der Elbe wird insgesamt zunehmen. Ein Teil des hierzulande benötigten Erdgases soll per Mega-Tanker kommen. In Brunsbüttel und in Stade werden LNG-Terminals gebaut, die uns unabhängig von russischem Pipeline-Gas machen sollen. Dass es ein solches großes Terminal erstmal nicht in Hamburg geben wird, ist auch zu einem Teil dem Schlickproblem geschuldet.
Risiken steigen wegen Schlick
Schon jetzt ist es zeitweise eng auf dem Fluss, der Lebensader für weite Teile Deutschlands ist. Tanker und Frachter können sich an vielen Stellen nicht begegnen. Die Schlickhügel unter Wasser kommen nun dazu. Große Schiffe können vielleicht bald nicht mehr ganz so stark beladen werden. Das Risiko, dass ein Frachter auf Grund läuft, steigt.
Elbvertiefung zurückdrehen?
Vorhersehbar war, dass Naturschützer und Umweltverbände jetzt sagen: Wir haben schon immer vor dem zusätzlichen Schlick gewarnt. Und davor, dass die Baggermengen zunehmen würden. Mag sein, dass sich die Planer der Elbvertiefung verrechnet haben dabei. Nur: Die politische Entscheidung für die Elbvertiefung ist schon lange gefallen. Und das Bundesverwaltungsgericht hat sie bestätigt, die Elbe ist vertieft und verbreitert.
Bund und Länder in der Pflicht
Damit dass so bleibt, muss der Bund jetzt zusammen mit den norddeutschen Ländern handeln, schnell und nachhaltig. Und das heißt vor allem: mehr baggern. Das darf nicht daran scheitern, dass sich die Länder nicht einig sind, wo der Schlick hin soll. Klar ist: Es ist keine Option, den Schlick in der Elbe zu lassen. Und damit langsam die Elbvertiefung rückgängig zu machen.